Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 2, 1977

Der Georgenberg bei Micheldorf, Oö., von Norden v ,1 1 WM äMMm sen werden, daß die hier dargelegte Mei nung nicht ohne Widerspruch geblieben ist. Im Katalog der gegenwärtig Im Linzer Schioßmuseum stattfindenden Balernausstellung (S. 201/2) hat sich B. Ulm unter Berufung auf L. Eckhart entschieden ge gen ein solches Kontlnuum ausgespro chen. Freilich führt er die anderweitig als bedeutsam anerkannten Quadrafluren In Micheldorf nicht an. Es darf also erwartet werden, daß auch dieses Problem die Fachweit noch welter beschäftigen wird. Wie die Diskussion auch ausgehen mag, wir haben allen Grund anzunehmen, daß diese Kirche In alten Zelten der Mittel punkt und die Flauptkirche des Tales ge wesen Ist. Der Name ,,Georgenberg" Ist erst seit dem Jahre 1334 In den Urkunden überliefert. In früheren Zelten trug der Berg eine Burg, wie heute noch die Flur namen der Umgebung erkennen lassen. Als Mittelpunkt des Tales Ist die Oulluspesburg, später Ulsburg, In den Quellen überliefert. Wir haben keinen Zweifel, daß sie auf dem Georgenberg gestanden Ist. Die Ulsburg war, soweit wir dies den schriftlichen Quellen entnehmen können — und diese reichen bis In das 11. Jahr hundert zurück —, Im Besitze der Lam bacher Grafen, später In dem des Stif tes Lambach. Dasselbe gilt für die Eigen kirche und Eigenpfarre Ulsburg, bis die Pfarre unter dem Flochstlft Bamberg nach Kirchdorf verlegt wurde. Vom Stift Lam bach wurde die Liegenschaft, die längst Ihre zentrale Bedeutung verloren hatte. Im Jahre 1537 an das auf Pernsteln sit zende Adelsgeschlecht der Jörger ver kauft. Wie weit der Georgenberg In der Früh zelt unserer Geschichte besiedelt war, steht nicht fest. Bei den Ausgrabungen sind vor zwanzig Jahren unmittelbar ne ben dem ehemaligen heidnischen Tem pel die Fundamente einzelner Bauten freigelegt worden, die mit Sicherheit dem frühen Mittelalter zuzuweisen sind. Welters wurden unmittelbar vor und neben den frühchristlichen Bauteilen zahlreiche Grä ber des 9. Jahrhunderts gehoben, die zum Großteil von den jüngeren Zubauten überbaut waren. Seit dem 12. Jahrhun dert finden wir In den Quellen ein Adels geschlecht nach der Ulsburg benannt, vermutlich otakarlsche Ministeriale, die bald In das Ennstal bei Admont abge wandert sind. Man sieht aus diesen Da ten, daß eine ununterbrochene Besledelung nicht beweisbar, aber auch nicht un wahrscheinlich Ist. Die Siedlung auf dem Berg muß unter Wassermangel gelitten haben, da die nächste Quelle etwa 100 Meter tiefer ge legen Ist. Größere Menschengruppen werden sich daher nur In Notfällen auf den Berg zurückgezogen haben, die eigentliche bäuerliche Bevölkerung hat sich sicherlich das reichlich fließende Wasser der Krems zunutze gemacht. So finden sich entlang des Flußlaufes eine Reihe alter Bauernhöfe, aus deren Ne bengebäuden und Mühlen die später so berühmten Sensenschmieden hervor gegangen sind. Diese zu behandeln, kann hier nicht unsere Aufgabe sein. Es darf jedoch vermerkt werden, daß die Wasser rechte an der Krems erstmals schon 903 urkundlich erwähnt werden. Angesichts der so lange dauernden Intensiven Besledelung Ist es nicht verwunderlich, daß In diesem Bereich archäologische Funde oder Ausgrabungen bisher nicht möglich gewesen sind. Anders Ist dies In der nächsten Nähe von Kremsdorf, und zwar Im Bereich der heu tigen Gräberfeldstraße. Dort war die Epoche des Bahnbaues und die Bautätig keit zu Beginn unseres Jahrhunderts maßgeblich für die Aufdeckung von römerzeltllchen Funden. Dank der Aufmerk samkeit des Besitzers der damals betrie benen Schottergrube, des Baumeisters Schrems In Kirchdorf, wurden schon 1906/07 Ausgrabungen durch Fachleute, durch Archäologen, vorgenommen. Die Grabungen In Kremsdorf wurden Im Zusammenhang mit den zuvorgenannten Forschungen auf dem Georgenberg eben falls In den 50er Jahren wieder aufge-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2