Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 1, 1977

sich; was nicht vom Künstler selbst sorg sam und voller Hingabe in wenigen Ab zügen hergestellt wurde, hat die Fülle und Wärme seiner Handabzüge nicht) — der seinem Handwerk also treu geblie ben Ist. Nur daß es ihm jetzt um den auch vom äußeren Format her bildmäßigen Eindruck und um jene Valeurs, Tiefen und Übergänge zu tun war, die nur durch das Zuhilfenahmen der — im übrigen be tont zurückhaltend verwendeten - Farbe erreicht werden können. Rössing hat seit 1950 etwa 340 Blätter In dieser Technik des farbigen, meist großformatigen Linolschnitts geschaffen — ein Werk, das in sich besteht und den noch auch an das erinnert, was ihm vor angegangen ist, zumindest vom gedank lichen und eine Grundstimmung bezeich nenden Ansatz her. Der Charakter dieser Linolschnitte hat etwas von alten Fresken oder Sgraffitos an sich, sie sind gut als Wandbilder vorstellbar, well von Ihnen eine monumentale Wirkung ausgeht, be günstigt durch die Zeichenhaftigkeit der Rössing'schen Bildsprache, die ausge wogene, klare Komposition, ihre eigene Art der Plastizität, die eine der Fläche und keine illusionistisch-perspektivische ist, weil Farben und Formen ja von vorn herein imaginäre Räume öffnen, ihre Wahrheiten aus anderen Zonen der Wirk lichkeit gewinnen als jenen, die wir zu kennen vermeinen. Im übrigen vermitteln diese Bilder eine Gewißheit, die sich we niger auf das zu erahnende Kommende und das erlebbare Gegenwärtige als auf das Vergangene stützt, weil sich in ihm angelegt findet, was vergessen oder übersehen wird und in dem sich doch jene Hoffnungen verborgen halten, die es uns — anders, als bisher vermutet — ermöglichen könnten, als Menschen auch in Zukunft zu bestehen. Daß diese Bilder so aussehen und wir ken, wie sie es tun, hat seinen Grund nicht zuletzt im handwerklichen Prozeß, aus dem heraus sie entwickelt wurden. Hans Peter Wlllberg hat ihn in seinem bereits zitierten Aufsatz ausführlich und kenntnisreich beschrieben: „Rössing ,malt' mit den Druckplatten. Er färbt nicht eine Platte gleichmäßig ein und druckt sie auf den Abzug der anderen - wie man das mit einer Andruckplatte tun müßte —, er kann vielmehr bei Farbge bung und Druck unendlich variieren. Rös sing druckt mit der Hand, mit der Hand fläche, mit der Kante, mit dem Ballen und vor allem mit den Fingernägeln. Er I II M '■ vir C-V' 'r.'. 3- t 'Ä- V-i

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