Kremsmünster — 1200 Jahre Benediktinerstift Das Benediktinerstift Kremsmünster ist das älteste aktive Kloster Oberöster reichs. Es wurde 777 vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet, erlebte im frühen Hochmittelalter seine erste Blütezeit und erfuhr im Barock eine entscheidende Um formung, die den bedeutenden öster reichischen Baukünstlern Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer zu ver danken ist. Auch in der Gegenwart nimmt Kremsmünster im seelsorglichen Bereich, als Kunstdenkmal — konturiert durch die machtvolle Stiftskirche, den Fischbehäiter und den imposanten Kaisersaal — sowie dank seines Gymnasiums, das zu seinen Absolventen Adalbert Stifter zählen kann, einen hervorragenden Platz im gesamten österreichischen und süd deutschen Raum ein. Zum Kremsmünsterer Jubiläumsjahr 1977 wird nun unter der Leitung von W. Hof rat Dr. Otto Wutzel eine Großausstellung im Stift Kremsmünster eingerichtet. Die Schau umfaßt in ihrem Kern die Kunst sammlungen und die Sternwarte. In die sem Gebäude, das 1748 bis 1758 als Universalmuseum erbaut wurde und als „erstes Hochhaus Europas" gilt, kommen die Naturwissenschaften zum Zug; der thematische Aufbau folgt dem alten Ba rockprogramm: im ersten Stock Geolo gie und Paläontologie, im zweiten Stock Mineralogie, im dritten Stock Physik, im vierten Stock Zoologie und Botanik, im fünften Stock Anthropologie, im sech sten Stock Astronomie; im siebenten Stock deutet eine kleine Kapeile die Welt ordnung mit dem Göttlichen über dem Irdischen an. Kernstück der Kunstsammlungen ist die Zimelienkammer mit dem weltberühmten Tassilokelch, den Tassiloleuchtern, dem Codex Millenarius und dem sogenannten Scheibenkreuz (1170/80): diese Kostbar keiten werden während der Ausstellung im Gobelinzimmer zu sehen sein. Die Gemäldegalerie, die in fünf Räumen un tergebracht ist, umfaßt Meisterwerke von der Gotik bis zum Biedermeier. Das in teressanteste Schaustück in der Kunst kammer ist ein Stuhl aus Eiefantenknochen aus dem Besitz des Kaisers Maximilian II. Die Kuriosität des Bieder meierzimmers ist eine überaus reizvolle Sammlung von Schnupftabakdosen. Eine Rarität erster Ordnung vermittelt die Waf fenkammer, die als Glanzstück ein Jagd besteck Kaiser Maximilian I. birgt. Die Bibliothek besteht aus drei ineinander übergreifenden Büchersälen, der Vor raum dazu wurde als Paramentenzimmer eingerichtet. Die Ausstellung ist ab 1. Mai 1977 zu gänglich und läuft bis 9. Oktober 1977. Sie umfaßt die Kunstsammlungen, die Sternwarte, die Bibliothek, den Kaiser saal und den Fischbehälter. Geöffnet ist die Schau täglich von 9 bis 18 Uhr (Ein laß bis 17 Uhr); Führungen finden zu jeder halben Stunde und bei Gruppen nach Bedarf statt. Die Eintrittspreise be tragen für Einzelpersonen S 20.—, für Gruppen ab acht Personen je S 15.—, für Studenten, Bundesheerangehörige in Uniform und Schüler S 10.—. Die Füh rungskarte ist für S 5.— erhältlich. Ihren publizistischen Niederschlag findet die Ausstellung in einem Stiftsführer, zu dem rund zwanzig Wissenschafter Bei träge geliefert haben, die das Stift Krems münster in seiner Gesamtheit erkennen lassen. Der wohlfeile Führer enthält ne ben Skizzen und Plänen einen umfang reichen Bildteil in Farbe mit zum Teil bisher unveröffentlichten Aufnahmen. Kremsmünster verfügt über eine ver kehrstechnisch außerordentlich günstige Lage: es ist mit der Bahn aus Richtung Wien, Salzburg und Graz gleichermaßen leicht erreichbar wie mit dem Kraftfahr zeug, denn der Ort ist nur sechs Kilo meter von der Autobahnabfahrt Sattledt entfernt. Autobusverbindungen bestehen nach Wels und Steyr. Der Markt Kremsmünster — als solcher bereits 1489 bestätigt — liegt im reizvol len Alpenvorland und in unmittelbarer Nähe des Salzkammergutes und des PrielPyhrn-Gebietes. 30 Kilometer markierte Wanderwege führen zu kleinen Waldseen und auf Hügel mit herrlichen Rundblikken; besonders erwähnenswert ist das Ausflugsgasthaus ,,Baum mitten in der Welt" auf der Höhe des Gusterberges mit einem Panorama vom Watzmann bis zum Ötscher und vom Toten Gebirge bis zum Böhmerwald. Außerdem bestehen ein Gymnastikweg mit 20 Stationen im Hochwald und ein 25 Kilometer langer markierter Radwanderweg (der Radver leih befindet sich im Markt). Der bekannte Kurort Bad Hall ist nur sieben Kilometer von Kremsmünster entfernt und in das Netz der Wanderwege einbezogen. Der Markt Kremsmünster verfügt über ein großes Freibad, das von der Trinkwas serquelle gespeist wird und dem ein Restaurant angeschlossen ist, sowie über zwei Leihbibliotheken und ein Kino. Meh rere interessante kunsthandwerkliche Be triebe können besichtigt werden. Schließ lich sei noch vermerkt, daß der Markt Kremsmünster das älteste aktive Laien theater Österreichs aufzuweisen hat. Das Land um Kremsmünster birgt eine Reihe von hervorragenden Kunststätten, die einen Besuch lohnen. Dazu gehört vor allem das Zisterzienserstift Schlier bach, das eine Hauptschöpfung des öster reichischen Barocks um 1700 darstellt. Etwa aus derselben Epoche stammen die Stephanskirche Kirchberg bei Kremsmün ster, die Kremsmünsterer Kalvarienbergkirche und das Gotteshaus zu Pfarrkir chen bei Bad Hall, das als ein Juwel des Rokoko gilt. Besondere Beachtung ver dient ferner die Filialkirche Oberrohr bei Kremsmünster, die zu den besterhalte nen gotischen Kirchen in Oberösterreich zählt. Das 1200-Jahr-Jubiläum des Stiftes Kremsmünster ist verständlicherweise auch der Anlaß für zahlreiche Veranstal tungen. Die wichtigsten davon seien chronologisch angeführt: 1. April: Festakt anläßlich der Übergabe der restaurierten Kalvarienbergkirche an das Stift; 17 Uhr: Markuspassion von Reinhard Keiser in der Kalvarienberg kirche. 17. April: Festakt mit Segnung des neuen Amtshauses der Marktge meinde Kremsmünster. 29. April: Eröff nung der Landesausstellung „1200 Jahre Kremsmünster"; 14.30 Uhr: Tedeum in der Stiftskirche. 1. Mai: Beginn des offi ziellen Ausstellungsbetriebes. 13. Mai: OO. Gemeindetag in Kremsmünster. 15. Mai: Treffen der „Pueri cantores" Österreichs; VM: Festgottesdienst, NM: Konzert im Kaisersaai. 16.—18. Mai: Histo riker-Symposium; Thema: ,,Die Anfänge des Klosters Kremsmünster". 21 ./22. Mai: Treffen der Altkremsmünsterer; Samstag, 17 Uhr: Festakademie im Kaisersaai; Sonntag, 10 Uhr: Festgottesdienst in der Stiftskirche. 22. Mai: 16 Uhr: Festkonzert des Brucknerorchesters Linz (A. Bruck ner, K. Kögier, F. Schubert), Leitung: Th. Guschibauer. 5. Juni: Hauptfest des Jubiläumsjahres mit Festgottesdienst, zelebriert von Kardinal DDr. Franz König in Anwesenheit des Herrn Bundespräsi denten Dr. R. Kirchschläger. 9. Juni: 16 Uhr: Wiederholung des Festkonzertes vom 22. Mai. 12. Juni: Besuch der Floria ner Sängerknaben; VM: Festgottesdienst, NM: Konzert in der Stiftskirche. 18. Juni: Gemeinschaftskonzert österreichischer Musikschulen. 25. Juni: Tag der baye risch-österreichischen Begegnung; 11 Uhr: Festgottesdienst, 15.30 Uhr: Festveran staltung im Kaisersaai. 7.—10. Juli: Bezirks-Musikfest in Kremsmünster. 15.—17. Juli: Landesleistungswettbewerb der oö. Feuerwehren. 18.—24. Juli: Woche der Jugend. 23./24. Juli: 8. Internationaler TVN-Wandertag in Kremsmünster. 23./ 24. Juli: Faustball-Länderkampf: Oster reich gegen Bundesrepublik Deutschland,
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