Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 1, 1977

Oberösterreich aktuell Energie und Umweltschutz Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl ty. Zwei Faktoren stehen in der Gegenwart im Brennpunkt unserer gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Überlegungen, die, auf den ersten Blick besehen, kaum mit einander in Einklang zu bringen sind: Die Forderung nach mehr Energie, die Forderung nach besserem Umweltschutz. Wir, darunter verstehe ich die politisch Verantwortlichen in diesem Lande, die Interessensvertretungen, die Gemeinden, die Wirtschaft, ja die gesamte Bevölke rung, wissen, daß wir zur Aufrechterhal tung unseres mit Mühe und Fleiß erwor benen Wohlstandes, zur Sicherung der Arbeitsplätze und der weiteren Entwick lung unserer Gesellschaft eigentlich für alle Lebensbereiche Energie in ihrer viel fachen Erscheinungsform benötigen. Energie ist somit vielleicht der wesent lichste Grundstein, auf dem eine mo derne Volkswirtschaft ihre künftige Ent wicklung aufbaut. Wie schon angedeutet, werden je nach Bedarf und Zweck verschiedene Energie träger benötigt. Da gibt es fossile Brenn stoffe, wie Kohle und Erdöl, dazu auch Erdgas, dann die Wasserkraft, die entwe der primär oder sekundär als Energie verwendet oder in Energie umgesetzt werden können. Außerdem steht uns die ungeheure Kraft der Nuklearenergie zur Verfügung, über die derzeit lebhafte Dis kussionen im Gange sind. Kohle für Stahl und Strom Bleiben wir vorerst bei den fossilen Brennstoffen. Die Kohle wird in Ober österreich derzeit im wesentlichen für die Stahlerzeugung verwendet und stellt ein bedeutendes Grundprodukt für einen der wichtigsten Wirtschaftszweige dar. Da für die Eisen- und Stahlerzeugung nur Stein kohle verwendet werden kann, diese aber in Oberösterreich wie im gesamten Bun desgebiet nicht vorkommt, muß sie aus dem Ausland eingeführt werden. Bei unserer heimischen Braunkohle ist das Absatzgebiet anders gelagert. Ein geringer Teil findet noch als Flausbrand Verwendung, während die übrige Förder menge fast ausschließlich kalorischen Dampfkraftwerken zur Stromerzeugung dient. Die Verwendung von Kohle zur Energiegewinnung bzw. zur Stahlerzeu gung hat in jedem Fall durch die Emis sionen von Schadstoffen, wie u. a. Kohlenmonoxyd, Schwefeldioxyd, Ruß, usw., eine Belastung der Luft und damit der Umwelt zur Folge. Kein Freibrief für die Wirtschaft Es ist daher notwendig, Technologien anzuwenden, die es ermöglichen, den Schadstoffgehalt der Luft auf ein sol ches Maß zu reduzieren, daß die Umwelt davon nicht geschädigt wird. Die Verwirklichung dieser Forderung darf natürlich nicht dazu führen, daß durch Vorschreibungen und Auflagen für Schutzeinrichtungen in diesem Sinn die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe, die Preiswürdigkeit der Produkte und damit die Arbeitsplätze gefährdet werden. (Das gilt sinngemäß auch für andere Umwelt schutzeinrichtungen, die Betriebe zu er füllen haben.) Das heißt aber nicht, daß der Wirtschaft daraus ein Freibrief er wächst, damit sie ohne Rücksicht auf die Umwelt produzieren kann. Vielmehr hat der Landtag im Jahre 1976 ein Luftreinhaltegesetz beschlossen, und wurde eine Immissionsschutz-Abteilung beim Amt der oö. Landesregierung eingerich tet, die die Aufgabe hat, den Schad stoffgehalt der Luft im gesamten Landes gebiet zu überwachen, zu messen und dort, wo gesundheitsgefährdende Gren zen überschritten werden, einzugreifen. Strenge Abgasbestimmungen für Autos Ähnliches gilt bei den Erdölprodukten, etwa Benzin und Diesel, die für den Kraftfahrzeugverkehr der bedeutendste Energieträger sind. Die Autohersteiler be mühen sich daher in den letzten Jahren durch den Druck der Regierungen aller Industrieländer, die strengen Abgasbe stimmungen für Verbrennungsmotoren durch neue Konstruktionen und Verbes serungen zu realisieren und damit eben falls zur bestmöglichen Reinhaltung der Luft beizutragen. Erdöl und seine Produkte werden aber nicht nur als Primärenergie für den Betrieb von Motoren verwendet, sie fin den ebenso wie Kohle als Sekundär energie für die Stromerzeugung bzw. als Basisprodukt für die chemische Industrie Verwendung. Für diese Bereiche gelten natürlich auch die vorhin bei der Kohle abgehandelten Überlegungen. Die große Liebe = Erdgas Zu den heute beliebtesten Energieträ gern zählt Erdgas. Nicht nur, weil dieses Naturprodukt in relativ großen Mengen heimischen Erdgasfeldern entnommen werden kann, sondern vor allem des halb, weil es überaus praktisch, von ho hem Heizwert, vor allem aber bei Ver brennung sehr umweltfreundlich ist. Abgase von mit Erdgas betriebenen Fernwärmeanlagen, wie sie derzeit überall im Lande zur Versorgung unsere Haushalte errichtet werden, ge nießen den Ruf besonderer Sauberkeit. Diese Vorzüge haben auch Industrie und Gewerbe erkannt, weshalb sie in ver mehrtem Maß auf dieses vorzügliche Energieprodukt zurückgreifen wollen. Die Nachfrage ist daher dementsprechend groß und kann nur unter gewaltigen An strengungen durch den Rohrleitungsaus bau und vermehrten Import halbwegs be friedigt werden. Strom als sauberste Energie Als absolut sauberste Energie wird der elektrische Strom von Fachleuten und Laien gleichermaßen anerkannt. Der Be darf an dieser Energie ist daher dem entsprechend groß und wird auch in den nächsten Jahren ständig anwachsen. Es ist also klar, daß die Erzeugung von Strom mit der Nachfrage Schritt halten soll und im Interesse der Wirtschaft und der Arbeitsplätze auch muß. Strom kann, wie jeder weiß, auf verschiedene Arten erzeugt werden. Die für Ober österreich beste und billigste Form ist die Nutzung der vorhandenen ausbau würdigen Wasserkräfte. Billig deshalb, weil abgesehen vom Bau der Kraftwerke für den Energieträger Wasser selbst keine Kosten erwachsen. Allerdings muß man dabei berücksichtigen, daß beim Bau von Fluß- oder Speicherkraftwerken Eingriffe in die Natur vorgenommen wer den müssen, die wohl das Landschafts bild verändern, aber wie viele Beispiele beweisen, keinen umweltschädigenden

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