Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 1, 1977

Links: St. Peter bei Freistadt, Fiiialkirctie, frütier Friedhofkirche von Freistadt, Bück aus dem Chor in die dreischiffige Kirchenhaiie Foto: Eiersebner Unten: Blick auf das bekannte ,,Bummerihaus" in Steyr, Stadtplatz Nr. 32, eines der am besten erhaltenen spätgotischen Bürgerhäuser in Österreich Foto: Eiersebner Rechts: St. Woifgang, Gotischer Fiügelaitar von Michael Fächer, 1471—1481, Figur des hi. Benedikt aus dem Schrein Foto: Eiersebner Bähr, Rottmayr und Fischer v. Erlach sind Zeitgenossen. Wenig später Hilde brandt, Prandtauer, Stein! und Donner. Die stilbildende und umfassende Genia lität dieser Generation erklärt vielleicht auch, warum Österreich im Rokoko der Zimmermann, Dientzenhofer, Neumann und Asam nicht vertreten ist. Nicht zu fällig zählt auch der ungeheuer modern wirkende Watteau dieser Gruppe zu. Der Grund, warum Österreich so unver mittelt in das europäische Kunstgesche hen eintritt, um diese Höhe dann einige Zeit zu halten, dann aber am bestim menden Wechsel nicht mehr teilhat, liegt in einem Ereignis weltgeschichtlicher Be deutung: der siegreichen Beendigung der Türkenkriege. Es ist der Versuch, einen neuen ReichsstiP' zu begründen, in dem sich französische Klassik und römischer Barock einer neuen Staatsidee gehor chend vereinigen. Jetzt vollzieht sich die Verschmelzung der seit jeher bestimmen den Determinanten von höfischer, geist licher und volkstümlicher Sphäre. In öberösterreich ist es vielleicht das Stift St. Florian", das diese Idee in der Ver bindung von Gotteshaus, Prälatur und Kaiserzimmer auf dem Boden der Volks kultur zeigt". Nicht zufällig fällt auch das Kerngebiet des bemalten bäuerlichen Möbels mit dem Umkreis des Stiftes zu sammen^'' und so wurden alle Teilberei che in einer nie dagewesenen und nicht wiederkehrenden Intenstiät erfaßt. Aber nun zu einer zweiten, weniger be kannten Hochleistung unseres Landes, der Vollendung des gotischen Hallenrau mes, der in seinen schönsten Ausbildun gen zu den Juwelen europäischer Kunst zählt. Beim gotischen Sakralraum", ver steht man unter Halle zwei- und mehr schiffige Räume, wobei die Schiffe gleich hoch sind, also gleichrangig nebenein ander stehen, öbwohl dieses Quer-

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