Links; Broschüre „bayer-Type", 1933, Schriftgießerei H. Berthold, Katalogseite „HB" Foto: Fr. Michalek Unten: Herbert Bayer, Kette und Schuß, 1965, Lithographie, 51 x 51 cm Foto: Fr, Michalek charakterisiert, ist eine durch Haltung — und nicht bloß durch Opportunität und Artistik — bestimmte Glaubwürdigkeit. Frühes Interesse und gestalterisches Ta lent, die durch das Bauhaus erfahrene universelle Ausbildung, zunehmendes Wissen und die fortlaufende selbstkriti sche Reflexion seines Tuns in bezug auf eine sich wandelnde Gesellschaft kenn zeichnen ebenso die vielen Facetten seines Schaffens wie jene zahlreichen, in aller Welt befindlichen Spitzenleistun gen, die sein internationales Renommee und seine Anerkennung begründeten. Der Praktiker, der Bayer als Typograph, Designer, Gebrauchsgraphiker und Ar chitekt ebenso ist wie als Maler, Zeich ner, Druckgraphiker und Photograph, fin det dabei in dem stets verständlich blei benden, realitätsbezogenen Theoretiker kongeniale Ergänzung. Herbert Bayer verbrachte seine Kind heit und Jugend in Linz, wohin seine Familie 1912 von Ried im Innkreis aus übersiedelte. Er nahm aktiv an der Wan dervogel-Bewegung teil und besaß in je ner Zeit ein ausgeprägtes Interesse für Volkskunst und Brauchtum. Als er 1917 zum k. k. Infanterieregiment Nr. 14 in Linz einberufen wurde, fanden seine ersten künstlerischen Ambitionen eine bis zum Ende des 1. Weltkrieges dau ernde Unterbrechung. 1919 trat Bayer in das Büro des Linzer Architekten Georg Schmidthammer ein und beschäftigte sich dort in der Hauptsache mit kunstgewerb lichen und gebrauchsgraphischen Arbei ten. Das in der 1967 erschienenen BayerMonographie (Otto Maier Verlag Ravens burg) abgebildete Rechnungsformular für eine Linzer Speditionsfirma zählt ebenso zu den interessantesten Arbeiten jener Zeit wie ein Plakat für die lokal auf schlußreiche ,,Staatl. anerk. Kunstschule Linz" das „akademischen Malers Math. May". 1920 kam Bayer nach Darmstadt als As sistent des Berliner Architekten Emanuel Margold. 1921 begann er sein Stu dium am Weimarer Bauhaus, wo vor al lem Kandinsky und dessen Schrift ,,Über das Geistige in der Kunst" nachhaltigen Einfluß auf ihn ausübten. Bayer lernte bei Kandinsky Wandmalerei und kon zentrierte sich darüber hinaus bereits auf die — in späteren Jahren immer we sentlicher werdenden — typographischen Arbeiten und Versuche. Nach einem län geren Italien-Abstecher (1923) kehrte Bayer dann ein Jahr später nach Deutsch land, und zwar nach Berchtesgaden, zu rück und richtete sich dort ein beschei denes Atelier ein. Im Zuge der Übersiedlung des Bauhau ses von Weimar nach Dessau folgte Bayer 1925 dem ehrenden Ruf von Walter Gropius als Leiter der neueingerichteten Druckerei für Schriftsatz und Werbegra phik. Bayer leitete diese Werkstatt bis 1928. „Die von Bayer bevorzugten Gro tesk-Schriften wurden zu einem das Bau haus und seine Veröffentlichungen durch aus auch im geistig-programmatischen Sinn charakterisierenden Wesensmerk mal. Richtungswelsend war Bayer in der Gestaltung von Umschlagseiten und Pro spekten, wo es Bild- und Schriftelemente zu kombinieren galt; außerordentlich wir kungsvoll hat er surrealistische Kompo sitionsprinzipien ins (Werbe-) Grafische transponiert." (H. M. Wingler)
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