Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 1, 1977

stungen sind zwei Ausstellungen Im Juni und Dezember 1965 zu vermerken, die einen gültigen Überblick zu den Bemü hungen des Kunstvereines, lokale Gren zen zu sprengen, vermittelten und wieder junge Maler in den Vordergrund stellten. 1967 konnte der Kunstverein endlich brauchbare Ausstellungsräume im Linzer Schloß beziehen, und im Februar 1968 wurde in der ,,Galerie Centrai" an der Linzer Landstraße die erste Einzelexpo sition des Oberösterreichischen Kunst vereins eröffnet; der Steyrer Maler Karl Mostböck präsentierte sich unter dem Motto ,,Zeichen und Symbole" mit einer Kollektivschau aus seinem Schaffen. Ein besonders starkes Presseecho fand der vom Kunstverein veröffentlichte Essay ,,Steigen und Stürzen", den Herbert Lange verfaßt hatte und der sich mit El friede Trautner und ihren Radierungen auseinandersetzte. Trotzdem: der Ausbruch aus dem „Ghetto" - wie Herbert Lange die Situa tion der bildenden Künste in Oberöster reich charakterisierte — gelang nicht oder nur in Einzelfällen. Der Oberösterreichi sche Kunstverein vermochte zwar — vor allem zwischen 1965 und 1970 — sich zu akzentuieren und fand sogar außer halb der Staats- und Landesgrenzschran ken Beachtung, was ihm seit den dreißi ger Jahren dieses Jahrhunderts nur sehr selten vergönnt war, aber zu weiteren Engagements kam es nicht; die Gründe dafür sind so vielgestaltig, daß eine plau sible und einfache Erklärung kaum zu erstellen wäre. Eines ist allerdings si cher; unter Fritz Fröhlich erlebte der Oberösterreichische Kunstverein — schon allein diktiert von den Zeitumständen — eine Epoche des steten und fruchtbrin genden Experimentierens, wobei man versuchte, die Tür nach außen aufzusto ßen. Um Ähnliches bemühte sich auch Profes sor Wilhelm Traeger, der 1970 die Nach folge Fritz Fröhliche antrat. Die ersten Ausstellungen des Oberösterreichischen Kunstvereins unter der Ägide Traegers waren im Schloß Parz nächst Grieskir chen im Frühling und in der Gmundener Kammerhofgalerie im Herbst 1970 zu se hen; an der Front befanden sich wieder die ,,Jungen", wie etwa der Rieder Maler Adlmannseder oder Gotthard Muhr. Eines der Ziele, die sich Wilhelm Traeger vor genommen hatte, war ferner, den Kunst verein in ganz Oberösterreich präsent zu machen und durch einen ,,Ausstel lungsring" die kleineren künstlerischen Zentren zu einer Kontaktnahme zu ver anlassen. Das gelang allerdings nur spoUnten; Hans Hoffmann-Ybbs im Künstlerzentrum Parz Rechts: Wilhelm Traeger, Plakatmaler, Titelblatt der Linolschnittfolge „Wien 1932", entnommen der Publikation der Edition Tusch: Wilhelm Traeger, Wien 1932, Eine Folge von 41 Linolschnitten mit Textbeiträgen von Paul Patera und Hans BIsanz, erschienen 1976, Ladenpreis S 320.— radisch und selbst dann nicht ganz be friedigend. Erfolgreicher erwies sich Wilhelm Trae ger auf dem Terrain „Nachwuchs", wofür die Jahresschau des Oberösterreichi schen Kunstvereins im Linzer Schloß im November 1971 zeugte. Damals brach — nach der Meinung des Kunstkritikers Pe ter Kraft, der sich viele anschlössen — ,,die Jugend noch um einige Grade deut licher ein, als dies schon seit Jahren be obachtet werden konnte". „Darüber hinaus stellte Kraft fest; ,,Der stärkste Eindruck wird durch die Arbeiten junger und im Verein verhältnismäßig neuer Leute suggeriert, neben die Ausstellungs architekt Professor Fritz Goffitzer in ein zelnen Bildblöcken die ihrerseits wieder zusammenstimmenden älteren und ge setzteren Jahrgänge ordnete. Es ist eine Aneinanderreihung des konzilianten Plu ralismus und der klugen Distanzierung des nicht Vergleichbaren daraus gewor den". Diese Erkenntnis bestimmte auch den Tenor der anderen damals erschie nenen Besprechungen. Ein Jahr danach — im November 1972 — beschränkte sich die Jahresausstellung des Oberösterreichischen Kunstvereins auf das Werk von vier Malerinnen und Graphikerinnen; Johanna Dorn, Brigitta Malche, Inge Pohl und Elfriede Trautner. Insgesamt waren 27 Ölbilder, 14 Acrylbilder und 21 Kaltnadelradierungen zu sehen, deren Auswahl — wie Wilhelm Traeger in seinem knappen Vorwort im Führer zur Ausstellung bemerkte — ge schah, ,,um sowohl die Vielfalt der künst-

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