Wege und Wandlungen — Der Oberösterreichische Kunstverein von seiner Wiedergründung 1949 bis heute Rudolf Walter Litschel In der nationalsoziallstlschen Ära verlor der Oberösterreichische Kunstverein praktisch alles: er wurde 1939 in den „Künstierbund Oberdonau" einverleibt, sein Vermögen erklärte man als be schlagnahmt, die Ausstellungsräume Im Linzer Volksgartengebäude fielen einem Bombenangriff zum Opfer. Damit schien das Schicksal einer Künstlergemeinschaft besiegelt, die 1851 gegründet worden war und zur traditionsreichsten ihrer Art in Oberösterreich zählte. Doch schon 1946 - mitten in den Nachkriegswirren — begannen unter ehemali gen Mitgliedern Gespräche mit dem Ziel, den Oberösterreichischen Kunstverein neu erstehen zu lassen. Dem widersprach die triste Vermögenssituation; außerdem sah man keine Möglichkeit, im von Flie gerangriffen schwer gezeichneten und von Flüchtlingen überfüllten Linz geeignete Ausstellungsräume zu finden. Die Lage änderte sich erst, als es dem Rechtsan walt Dr. Franz Stoiber gelang, mit zwei Rückstellungsverfahren eine finanzielle Basis zu schaffen, und sich der Direktor des Oberösterreichischen Landesmuse ums, Dr. Franz Pfeffer, bereit erklärte, den Kunstverein im Museum aufzunehmen. Zum Präsidenten des Oberösterreichi schen Kunstvereins wurde der akad. Ma ler Anton Lutz gewählt, der diese Stel lung bereits von 1934 bis 1938 innege habt hatte. Am 1. Oktober 1949 wurde die erste Ausstellung des Kunstvereins nach dem Krieg in der Galerie und im Festsaal des Landesmuseums eröffnet: die Festanspra che hielt Dr. Wilhelm Jenny, der sich bald als ein Freund und Schutzherr des Vereines erwies; Landeshauptmann Dok tor Gleißner und Bürgermeister Dr. Kö ret steuerten für den Katalog Vorwörter bei, in denen sie ihre Freude über die wiedererstandene Künstlergemeinschaft ausdrückten. An der von der Bevölke rung mit viel Zustimmung aufgenomme nen Schau beteiligten sich alte und neue Mitglieder, und zwar Leo Adler, Wilhelm Dachauer, Richard Diller, Leo Frank, Fritz Fröhlich, Walter Gabler, Franz Glaubakker, Max Flirschenauer, Anton Lutz, Flans Schachinger, Max Schlager, Wilhelm Schückel, Anton Vorauer, Franz Zimmer mann, Robert Angerhofer, Fritz Cernajsek, Herbert Fladerer, Toni Hofer, Wil helm Traeger und Hans Welbold. Ein Chronist — Arthur FIscher-Colbrie — ver merkte dazu: ,,Diese Namensliste be weist das Wollen des Vereins, neben der traditionsverpflichteten Kunst die fortschrittliche zu pflegen". Dieses Wollen war auch bei der Herbst ausstellung 1950 und vor allem bei den beiden Jubiläumsausstellungen 1951 — mit denen der Oberösterreichische Kunst verein seiner Gründung vor 100 Jahren gedachte — deutlich spürbar: dabei er gab sich ein überaus harmonischer Zu sammenklang von österreichischer Ma lerei und Graphik, begonnen von Fer dinand Georg Waldmüller, der schon 1851 im Oberösterreichischen Kunstverein Das Stiegenhaus des oberösterreichischen Landesmuseums während der Ausstellung ,,Junge Künstler Oberösterreichs am Werk" vom 4. 12. 1954 - 31. 1. 1955 Darunter: Blick in den Festsaal des oö. Landesmuseums während der Ausstellung ,,Junge Künstler Oberösterreichs am Werk". Damals wurden 4 Preise des Landes Ober österreich, 1 Preis der Stadt Linz und 4 Preise des oö. Kunstvereines vergeben
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