Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

20. Jahrhundert in deutsche und in über seeische Sammlungen abgewandert ist, wird es verständlich, daß die eigenen Museen heute große Lücken aufweisen und wird es klar, welche Chancen da mals vertan wurden. Das gilt auch für die zentrale Landessammlung, das Ober österreichische Landesmuseum, das da mals auf Barockkunst keinen Wert legte. Da dagegen die Renaissance in Ansehen stand, haben dort die bedeutenden Wel ser Hafnerkacheln des 16. Jahrhunderts und einige der besten Grabdenkmäler aus jener Zeit eine Heimstatt gefunden. Geht man anderen kulturellen Schätzen nach, etwa Tafelbildern oder Bücher schätzen, so wird der Kenner in den Sammlungen der benachbarten Stifte Kremsmünster und Lambach, z. T. auch in St. Florian nicht wenige Beispiele fin den. Ähnlich ist dies im Erbe des längst aufgehobenen Stiftes Spital am Pyhrn zu finden, heute meist im Kloster St. Paul in Kärnten, da das Stift Spital in den meisten Epochen seines Bestehens mit Wels in vielfachen personellen Beziehun gen gestanden hat. Auf bestimmten Gebieten der handwerk lichen und bürgerlichen Kultur der letzten Jahrhunderte mag man günstigere Ver hältnisse antreffen. Wir erwähnen vor allem die in verschiedener Hinsicht um fangreichen Bestände, die ehedem im sogenannten „Gewerbemuseum" aufge stellt waren und die dringend einer Neu aufstellung bedürfen. Ihren Mittelpunkt bildet eine Gruppe wertvollster Gegen stände aus der Stadtgeschichte, wie die schon erwähnte Pancharte, das vorzüg liche Stadtrichterschwert, die Zunfthum pen, Zunfttruhen und Zunftzeichen. Das barocke Handwerk mit Leistungen volks tümlicher Plastik aus den Gebieten der Hafnerkunst, der Wachsmodellierung und der Modelschnitzerei, aber auch das vor züglich vertretene Kartenmacher-Hand werk, sie alle könnten in moderner Dar bietung dem Welser Museum wieder den Rang und das Ansehen geben, den es verdient. Wiederum ein anderer Blickpunkt ergibt sich, wenn man die Welser Waffensamm lung ins Auge faßt, deren älteste artille ristische Bestände Beachtung verdienen und bei der Bauernkrieg-Ausstellung 1976 auch Aufmerksamkeit gefunden ha ben. Als Garnisonsmuseum bis in die jüngsten Zeiten fortgesetzt, könnte die ser Teilbestand auf diesen wichtigen Faktor der Stadtgeschichte hinweisen, der seit der Barockzeit eine wesentliche, seit den großen Kasernenbauten des 19. Jahrhunderts aber eine gravierende Rolle für Wirtschaft und Bevölkerung de!" damaligen kleinen Stadt gespielt haben. Besonders wertvoll sind im bürgerlichen Bereich die Bestände, die das Welser Museum aus der Sammlung Krackowizer besitzt. Der gebürtige Weiser Dr. Ferdi nand Krackowizer (geb. 1844), der fast neunzigjährig in Linz starb, wo er das Oberösterreichische Landesarchiv einge richtet hatte, pflegte in langen Jahren eine vielfältige Sammeltätigkeit, wobei er als Ernte in großem Maße solche Dinge einbrachte, die von jedem anderen als zu wenig bedeutend und zu geringfügig an gesehen worden sind. Ein großer Teil davon gelangte im Laufe der Zeit, meist durch die Hilfe mäzenatischer Bürger der Stadt, an das Museum und bildet darin einen besonderen Sammiungsbestand. Das Material stammt im wesentlichen aus dem Raum zwischen Salzburg und Linz

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