Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Unten: Stadtmuseum Wels, Römischer Grabstein des Publlus Aellus Flavius. Foto: Bundesdenkmalamt Wien Bestände des Stadtarchivs einsetzen. An der Spitze steht die Urkundenreihe. Die älteste Urkunde des Stadtarchivs datiert vom 15. Februar 1328, weitere 36 gehören noch dem 14. Jahrhundert an. Insgesamt sind mehr als 1000 Urkunden verzeichnet worden. Mit dem Beginn des 15. Jahrhun derts (1406) beginnt die allmählich immer dichter werdende Folge von Betbriefen, die uns insbesondere aus dem 16. und 17. Jahrhundert mehrere Tausend von Rechtsvorgängen überliefert haben. Mit diesem Material, das fast 4000 Doku mente umfaßt, kann man für große Zeit räume einigermaßen erfolgreich besitz end personengeschichtiiche Forschungen zur Stadtgeschichte treiben. Besonders interessant erscheint es uns weiter, daß Im Stadtarchiv die ersten Belege einer städtischen Verwaltungs- und Rech nungsführung ebenfalls noch aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind. Walter Aspernig hat sie erst vor wenigen Jahren der Vergessenheit entrissen und im Jahr buch des Weiser Museaivereines (18. Bd. 1972) veröffentlicht. Sie zeigen uns, daß eine Verwaitungsorganisation der Stadt, die wir seit der zweiten Hälfte jahrhun dertelang in unveränderter Weise verfol gen können, auch in der Mitte des 14. Jahrhunderts schon bestand und vermutiich nochmais hundert Jahre vorher ein gerichtet worden ist. Daß es sich bei die sen ältesten Rechnungs- bzw. Abrech nungsaufzeichnungen um die Geschäfts führung des städtischen Bruckamtes han delt, zeigt weiter, daß die Brücke über die Traun, für die in der ersten Häifte des 12. Jahrhunderts eine Stiftung eingerichtet worden ist, für die Geschichte und Entwicklung der späteren ,,Handels stadt" eine hervorragende Roiie gespieit hat. Aus den ersten Jahrhunderten des Be stehens der ,,Stadt" Wels, die im Jahre 1222 erstmals als „civitas" bezeichnet worden ist, kennen wir, wiederum ali mählich in ihrer Zahi und Dichte zuneh mend, eine beträchtliche Fülle von Na men und Familien von maßgebenden Stadtbürgern, deren Bedeutung auf dem weitreichenden Handei beruhte. Die Folge der Stadtrichter und der Verwalter der wichtigsten Ämter, wie Bruckamt und Lichtamt, ist ebenfails aus zahlreichen Quellen bekannt, läßt sich aber immer noch weiter verdichten, wie die Forschun gen W. Aspernigs in den letzten Jahren gezeigt haben. Die Ratsprotokoiie be ginnen mit dem Jahre 1525. Ihre Reihe ist in den seither vergangenen vierhundert undfünfzig Jahren verhältnismäßig seiten unterbrochen und iiefert daher eine außerordentlich wichtige Queiie für die Stadtgeschichte. Die erste uns bekannte systematische Ordnung dieses umfangreichen archivalischen und schon damals sehr alten Ma terials erfolgte vor vierhundert Jahren. Seither sind insbesondere in den voraus gegangenen Dezennien dieses Jahrhun derts durch die Bemühungen des ver dienten Stadtrates Ferdinand Wiesinger, durch Dr. Erwin Theuer und den ehemaiigen Gymnasiaidirektor Dr. Hubert Mar schall, schiießiich durch den ersten be amteten Verwalter des Archivs in neuer Zeit, Prof. Dr. Giibert Trathnigg, verschie dene Ordnungsversuche in die Wege ge leitet worden. Aber auch hier ist ein durchschiagender Erfoig erst im Zusam menhang mit dem 1200jährigen Stadtjubiiäum erreicht worden. Nicht ohne Stoiz dürfen wir festhaiten, daß die Anregung und die ersten Abspra chen der Initiative des Welser Museai vereines zu verdanken sind. Die Gesamtieitung der Neuordnung lag in Händen der ieitenden Herren des Oberösterrei chischen Landesarchivs, die praktische Durchführung darf ais letzte Großtat des Archivordnungsfachmannes Prof. Georg Grüll verzeichnet werden, der nur zu bald nach Abschluß dieser Gemeinschaftslei stung verstorben ist. Unterdessen waren in Wels neue Räume in mustergültiger und moderner Organisation vorbereitet worden, so daß nun nach vielen Jahren mühsamen Suchens eine rasche und ziel führende Benützung dieses gewaltigen Bestandes möglich ist. Man muß sich nur vor Augen halten, daß bei der Archiv ordnung außer den schon erwähnten fast 5000 Urkunden und Betbriefen 1233 Schuber mit unzähligen einzelnen Auf zeichnungen und Schriften eingereiht und daß 2726 gebundene Handschriften ge ordnet und verzeichnet worden sind, die nun für jeden Benützer, der sie verwer ten kann,zur Verfügung stehen. Ali dieses Material reicht bis zum Jahre 1850, während die Archivaiien der Folge zeit bei der Neuordnung nur zum gerin gen Teil erfaßt worden sind, da die Re gistratur, in der der Niederschlag aus den letzten 125 Jahren Verwaltungs- und Regierungstätigkeit aufbewahrt wird, in w ' ;;r..!'3 N S ri: i :l l V I I/VAVIU:I.l/VANTrt'N l,NtANA-C>\/IHTiUi A\'( M-Ai;i.1 A-.'IM'11:[A-:l'1.A/iN A.'FI l-I A-;R IV .s i) AI M N sv.i'ivvriil Ai-i V s-'ti;;oiu;.TiAL-.si.siA.M, r i PR loniv.S'OfK IrTI AAiRS/V.R-PAPI N()'' 'Äl# I(TH

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