Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Die Kneipe Gregor M.Lepka N£i ja und der torkelt jetzt hinaus und wenn er nicht Glück hat,dann wird er auf der Nase liegen,so lange bis ihn irgendein hilfsbereiter Mitbürger oder ein Po lizist zusammenklaubt. Und er legte die Karten auf den Tisch und strahlte über das ganze Gesicht, weil er vier Asse hatte und trank einen tüchtigen Schluck Bier, während die an deren nur mühsam ihre Enttäuschung verbergen konnten. Aber jeder trank dann und einer mischte die Karten für das nächste Spiel. Es wird keine zehn Minuten dauern und sie werden ihn verletzt haben, den haben sie sicher schon aufs Korn genommen und wenn er ausscheidet, sind wir im Eimer. Wer soll dann die Mannschaft dirigieren? Aber momentan hörte niemand zu. Jemand, der gerade erst hereinkam, sagte, da drau ßen liegt einer auf der Nase und riecht nach Schnaps und wenn man hereinwill,muß man über ihn drübersteigen. Dann bestellte er selbst einen Schnaps an der Bar und schäkerte mit der Wirtin, deren Lachen wie ein Vulkanausbruch klang. Und nach zehn Minuten haben sie ihn verletzt und dann kann ihre Stürmer niemand mehr aufhalten. Die rollen unsere Abwehr auf,ehe wir bis drei zählen können. Der Schnaps brannte in der Gurgel als wäre er ein Selbstgebrannter Fusel, aber angeblich soll er von einer Markenfirma sein. Er wirft seine Karten auf den Tisch und paßt, auch die anderen passen. Der Einsatz wird erhöht und die Spannung steigt. Der lag bestimmt noch draußen, aber man hatte ihn vergessen. Und die Wirtin vertei digte ihren Fusel und beteuerte immer wieder,daß er eine Markenware sei. Einen Poker und niemand war mitgegangen. Mit einer gereizten fFandbewegung strich er das Geld ein. Es war immer das gleiche. Wenn man einmal eine anständige Karte hatte, stiegen die anderen aus. Der baut das Spiel richtig auf. Steile Flügelpasse, die die feindliche Abwehr verwirren. Wenn er in Form ist, das muß man dazusagen.So einen Mann müßten wir haben. Er zahlte der Wirtin einen Gognac, denn den Schnaps konnte man nicht einmal riechen, geschweige denn trinken. Aber der Gognac war bes ser. Er brannte von unten herauf, wie es richtig war. Auch für sich bestellte er einen. Sie stießen an,kipp ten das Glas mit einem Schluck und die Wirtin fuhr ihm durch das Efaar,dasgehörtezum Geschäft. Es würde wieder später werden als er gedacht hatte. Das war sein letztes Pokerspiel für lange Zeit. Er würde schnapsen, aber nicht mehr pokern. Über hundert Schilling hatte er schon verlaust. Und so ging das jetzt schon Wochen dahin. Es war jeden Freitag dasselbe. Alles was ihm blieb von seinem Lohn,nach dem er zu Hause abgerechnet hatte, wanderte in die Taschen der anderen Spieler. Niemand kümmerte sich um den da draußen. Fünf Gognac, zwei Schnaps und noch einen Gognac vor dem Gehen. Die Wirtin schenkte aus der nur mehr halbvollen Flasche nach. Sie gähnte dabei. Die ganze Mannschaft müßte reorganisiert werden. Ein neuer Tormann,ein neuer Stopper, aber so ging das doch wieder nicht. Also mit dem vorhandenen Spielermaterial eine neue Mannschaft aufbauen. Einige Spieler aus der Reserve in die Erste stellen. Man mußte das genau überlegen. Ein neuer Tormann unbedingt. Aber ein neuer Stopper, das war schon nicht mehr notwendig. Den konnte man aus der Re serve holen. Die Wirtin legte einem Gast nahe, daß er das Lokal verlassen solle. Der hatte die letzte Viertelstunde nur mehr laut gegrölt und die anderen Gäste in Auf ruhr gebracht. Er torkelte hinaus. Der an der Bar trank seinen letzten Gognac. Das heißt den vorletzten. Denn er gestand sich noch einen zu, obwohl er ursprünglich schon hatte gehen wol len. Die Wirtin gähnte noch einmal. Drei Spiele noch und ich höre auf. Er sah mit miß mutigem Blick in seine Karten. Heute würde sich das Blatt ohnehin nicht mehr wenden. Er setzte und die anderen kassierten. Aber auch das war keine echte Lösung der Spieler krise. Man würde einige aus der Reserve in die erste Mannschaft stellen und dort würden sie genau so wenig zeigen wie dies die Spieler getan hatten, für die man sie ausgetauscht hatte. Diesmal war es wirklich sein letzter Gognac. Er zahlte noch einmal und schwankte dann vorsichtig zur Tür. Auch das noch.Im letzten Spiel drei Könige und der andere hatte drei Asse. Draußen liegt einer, der ist stockbesoffen und das Blut rinnt aus seiner Nase. Die Polizei wird ihn auf lesen und ihm ein Quartier in der Herberge verschaf fen. Die Wirtin gähnte schon wieder.

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