Literaturbeilage der Kulturzeitschrift Oberösterreich Jahrgang 1976 In dieser Literaturbeilage soll auf die literarische AA/antgarde in Wels hingewiesen werden. uebergang Waltraud seidlhofer an diesem abend begannen die werte eine neue bedeutung zu erlangen. einige der anwesenden wurden sich dieses Vorganges nicht bewusst, ihre Wahrnehmungen waren unbe stimmt, sie konnten einzelheiten nicht'definieren und wesentliches nicht erfassen. andere wiederum nahmen den Vorgang bewusst wahr. das geschehen setzte fast unmerklich ein. es waren 6 — 8 menschen im räum versammelt, ihre zahl aenderte sich staendig, blieb jedoch inner halb des gegebenen rahmens konstant. so konnte sich das geschehen zwischen 6 — 8 personen abspielen. zuerst sprach man ueber allgemeine dinge, man sprach von reisen,bildern,erinnerungen. unverbindliches wurde mitgeteilt, teilweise bekanntes wurde wiederholt, die Worte hielten sich in ihren grenzen, sie dienten dem austausch von informationen, dem feststellen von tatsachen, dem definieren von sach verhalten. nichts deutete auf den verlauf des abends, er bahnte sich an,entwickelte sich,schritt fort, er schien eine Wiederholung frueherer abende. erst mit der einbeziehung der sich im räum befinden den dinge wurde ein neuer akzent gesetzt, die dinge wurden betrachtet,erlaeutert,begriffen, sie gingen von band zu hand. sie schufen kontakte. ihre bedeutung und ihre geschichte wurden erzaehlt. ihre reihenfolge war willkuerlich. die zusammenhaenge wurden durch worte geschaf fen. durch diese funktion wurden die worte in neue Positionen gedraengt. das feststellen von tatsachen und die Vermittlung von informationen konnten die gegenwaertige Situation nicht mehr umreissen. es wurde notwendig, aus den Worten felder zu bil den, zwischen denen die einzelnen teile des geschehens angesiedelt werden konnten, die im räum versammelten personen waren ungeuebtim herstellen von Wortfeldern, nur zoegemd setzten Verbindungen ein. laengere pausen entstanden, manche zogen es vor zu schweigen, so entstand mitunter ein uebergewicht. der abend drohte zu zerfallen. doch die worte hatten bereits ueberhand genommen, sie waren ein selbstaendiger faktor geworden, sie schufen ihre felder, bezogen die personen ein, umfassten die dinge, deuteten die bilder und abbildungen. sie erstreckten sich auf Vergangenheit, gegenwart und Zukunft, sie belebten sich. sie waren nicht laenger traeger von informationen und mittel der definition, sondern wurden zu sehr persoenlichen anliegen der einzelnen anwesenden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2