Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Schlägler Schriften Das Prämonstratenserstift Schlägl im oberen Mühlvlertel hat sich zur Herausgabe einer ei genen wissenschaftlichen Schriftenreihe entschiossen, die in der oberösterreichischen Landeskunde Beachtung verdient. Die Kunst aussteilung des Jahres 1975 findet ihren Niederschiag in einem Aussteilungskatalog über den Barockbiidhauer Johann Worath 1609 bis 1680, der überzeitlichen Wert besitzt und ais Monographie dieses Künstlers, der im oberen Mühiviertel eine ähniiche Position einnimmt wie die Schwanthaier im innviertei, bezeichnet werden kann. Die ausgezeichneten Beiträge stammen von Nicoiö Rasmo (Die Künstlerfamilie Barat in Südtirol), Maximilian Schirmböck (Die Künstierfamilie Worath in Österreich und Bayern), Norbert Wibiral (Ma donna mit Kind von Berg bei Rohrbach), Benno Ulm (Johann Worath als Künstler), Isfried Pichler (Die Werke des Johann Worath in Böhmen — Kataiog der ausgesteliten Ob jekte), sowie einem Nachdruck des 1920 erstmais erschienenen Aufsatzes von Dr. Evermod Hager ,,Johann Worath, der Biidhauer des Schlägler Prälaten Martin Greysing". Die Abbiidungen ergeben eine instruktive Dokumen tation. Ein Jahr vor diesem Katalog — 1974 - er schien ein Sammelband mit foigenden Auf sätzen: Das Stift Schiägl unter Abt Adoif Fähtz 1816 bis 1837 von Franz Schmid,Schiägl in alten Ansichten von Isfried Pichier und Schmiedeeisen im Stift Schlägi von Otfried Kastner. Mit dieser Schriftenreihe erweist das Kioster Schiägi die Wiederaufnahme und Fortsetzung seiner kultureilen Mission im äußersten Nor den unseres Heimatlandes Oberösterreich. Es gebührt ihm dafür Dank und Anerkennung in reichem Maße. Beide Bücher, auch geschmackvoli in ihrer Ausstattung, sie sind beim Oberösterreichi schen Landesveriag in Kommission erschienen. Helmut Grassner: Die Messestadt Wels und Ihre Umgebung. — Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1976, 95 Selten, 8 Färb- und 24 Schwarzweißbilder, kartoniert, Ladenpreis S 58.-. Das Stadtjubiläum Wels regte auch zur Her ausgabe eines neuen, wohifeiien Stadtführers an, der in erster Linie dem Fremdenverkehr dienen soll. Der Autor knüpft an eine be währte Welser Tradition an. Namen wie Leo Woerl, Dr. v. Benak, Karl Stumpfoll, Rudolf Eibl, Dr. Gilbert Trathnigg sind in Erinnerung zu rufen. Der neue Führer orientiert sich nach den Bedürfnissen der Gegenwart. Er infor miert über Lage und Geschichte der Stadt, führt zu den Kuiturdenkmaien, berücksichtigt das moderne Wels als Industrie- und Ge werbestadt, ais Einkaufsstadt, als Volksfestund Messestadt, als Schulstadt, Verkehrskno tenpunkt und Freizeitzentrum. Den praktischen Bedürfnissen eines Reiseführers dienen die liebenswürdig geschriebenen Kapitel für ,,Pilgrime und Feinschmecker", ein ,,kieines Ser vice" (Adressen der wichtigsten Einrichtungen) und eine Anleitung zum genußvoilen Bummei durch das aite Weis: Drei Routen zur ,,Eroberung" des Stadtkerns. Pläne und quali tätvolle Bilder ergänzen den positiven Ge samteindruck dieses handlichen Büchleins. Harry Slapnicka: Oberösterreich - Die poli tische Führungsschicht 1918 bis 1938. — Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1976, 308 Selten, 32 Schwarzweißbilder, Ganzlei nen, Ladenpreis S 276.—. Mit dieser Sammlung von rund 300 Politiker biographien beschiießt der Autor seine drei bändige Zeitgeschichte Oberösterreichs. Der ietzte Band besitzt dieselben Qualitäten wie seine beiden Vorgängerbände: wissenschaftiiche Akribie, historisches Verständnis, Neutra lität der Darsteliung, journalistische Lesbar keit. Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzi weist in seinem Vorwort die Richtung, daß die Forschungsarbeit Siapnickas ,,Ansporn bedeu tet, die Durchieuchtung der Geschicke Ober österreichs in den ietzten hundert Jahren fort zuführen." Der Zeitgeschichte wurde eine Po sition erobert, die für ganz Osterreich beispiel gebend ist. Die einleitenden Kapitel sind, der Aniage die ses Buches entsprechend, kurz gefaßt. Zur Auswahl des behandelten Personenkreises nimmt der Autor in dem Abschnitt ,,Biogra phien - und ein wenig mehr" selbst Stellung. Er schreibt, daß er die ,,politische Führungs schicht" biographisch behandeln wolle: Landtagsabgeordnete mit den Mitgiiedern der Landesregierungen, Mitgiieder zum Nationairat und Bundesrat mit den aus Oberöster reich stammenden Mitgliedern des Bundes kabinetts, Mitglieder der politischen Gremien 1934 bis 1938. Einbezogen sind die Bürger meister der Städte Linz und Steyr, sowie Persöniichkeiten, die maßgeblich das poli tische Geschehen der Zwischenkriegszeit in unserem Lande mitbestimmt haben, wenn sie auch nicht einer gewählten oder eingesetzten Körperschaft angehörten. Die Biographien sind aiphabetisch geordnet. Jeder Lebensbericht beginnt mit einem Re gest, dem der Lebensbericht des Geschiiderten foigt. Den Abschiuß bildet in Kursivdruck eine exakte Zusammensteiiung über Schrift tum, Bilddarsteilung und allenfalls auch Schall platte der dargestellten Persönlichkeit. Die Mühe in der Beschaffung des Quelienmaterials muß ungeheuer gewesen sein. In seinen Schiiderungen vermeidet der Autor jede Parteilichkeit. Er bemüht sich in jedem Fail um ein wahres Lebensbiid. in der Summe ergibt sich das Schicksal einer Poiitikergeneration, die Oberösterreich im Verbände des jungen Bundesstaates Osterreich aus dem Zu sammenbruch nach dem ersten Weitkrieg durch aile Wirren und Nöte, aber auch zum Aufstieg der Ersten Repubiik führen konnte. Zur Landesgeschichte wird in diesem Buch ein unschätzbarer Beitrag geieistet. Benno Hubensteiner: Lectio Bavarica. Zwölf bayerische Reden. — Regensburg: Verl. Fried rich Pustet 1976, 184 Selten, Leinen, Laden preis DM 19.80,S 152.50. Benno Hubensteiner, Universitätsprofessor in München, früher berufiich in Passau angesiedeit und als wissenschaftlicher Historiker mit reicher Rundfunkerfahrung ausgestattet, ist uns auch in Oberösterreich ein liebenswerter Freund. Wir wissen, daß er unsere Heimat ais Aitbayer sehr ins Herz geschlossen hat. Und wir schätzen seine reiche Fachkenntnis. Er ist mit Land und Leuten des alten Bayern herzlich verbunden, ein Aventinus des 20. Jahrhunderts. Nach einer Reihe von Fachbü chern zur bayerischen Geschichte, die wir in unserer Zeitschrift bereits besprechen konn ten, iiegt heute eine echte Weihnachtsgabe vor, eine bayerische Lektion, 12 Reden — Festvorträge, eine Gedächtnisrede, eine Gast vorlesung -, die der Autor zu bestimmten Aniässen gehaiten hat und die er nunmehr in einem kleinen Sammelband zusammenfaßt. Die zeitiiche Gebundenheit ergibt ihren Reiz der Unmittelbarkeit. Wir merken im Lesen das gesprochene Wort, die Freude und Inspiration des Augenbiicks. So iassen wir uns über das ,,Europäische Alpeniand" beiehren, wie es der Autor 1974 in einem Ciubraum des Hotels ,,Bayerischer Hof" in München vorgesteilt hat. ,,Reisewege in Bayern" ist der nächste Bei trag, 1975 bei der Premiere des Bayern-Films „Weiß-Blau" zum erstenmal gesprochen und nun köstlich gedruckt, „in der Nachfoige des heiiigen Korbinian" führt in die frühe bayeri sche Kirchengeschichte zurück, einem Spezial gebiet des Autors. Mit ,,Sebastian Franck aus Donauwörth" wird uns ein leidenschaftlicher Wahrheitssucher des 16. Jahrhunderts vorge stellt, ein bayerisches Originai. Wir können uns vorstehen, wie dieser Festvortrag zum Abschluß der ,,Ersten Donauwörther Kultur tage" 1974 gezündet hat. An der Reihe sind nun das altbayerische ,,Komödi-Spielen" — Lust am Theater, wie sie auch bei uns be heimatet ist -, die ,,Bayerischen Orden", nicht geistliche Orden, sondern weitliche Aus zeichnungen, aiso nicht nur ein österreichi sches Probiem, und die Gedächtnisrede 1959 auf die ,,Schiacht von Neumarkt an der Rott", napoieonische Wehrgeschichte, ais Bayern und Österreicher miiitärische Gegner sein mußten — wie es die damaiige Poiitik befahl. ,,Die Verfassung von 1818", ,,Die neugotische Sonn tagskirche" — gemeint ist das kirchiiche 19. Jahrhundert in Bayern, ,,Franken und das Haus Wittelsbach", ,,Niederbayern und die Niederbayern" — für uns benachbarte Ober österreicher besonders interessant, und schiießlich ,,Passau und Osterreich" sind aus gezeichnete Studien, die uns tief in die Pro blematik der bayerischen Geschichte hinein führen, die ietzten Endes auch ein Teii unse res Lebens ist. Dr. O. W.

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