Bücherecke Anton Lutz: Zeichnungen. Einführung von Otto Wutzei. — Linz: Oberösterreichischer Landes verlag 1976. 144 Seiten, davon 16 Seiten Text und 64 Biidblätter (Vorderseite Bild, Rückseite Legende). Ganzleinen zweifarbig bedruckt. Ladenpreis 230 S. Der Maler Anton Lutz — geboren 1894 in Prambachkirchen — bedarf keiner Vorstellung: er und sein Werk sind seit langem fixiert, überscfiaubar, aucti deutbar und faßbar, ob wohl Überraschungen für die Zukunft nicht ausgeschlossen sind, denn der Oberösterrei cher Anton Lutz ist ein dynamischer Typ, dem das Alter kaum etwas Ernsthaftes anhaben kann, und der über ein Wandlungsvermögen verfügt, das selbst denjenigen Rätsel auf gibt, die Anton Lutz gut zu kennen glauben. Für Überraschungen — für positive Überra schungen! — sorgt der Maler Lutz übrigens seit seinem ersten Auftreten Im Jahr 1913, als er sich als ,,Impressionistischer Landschafter" vorstellte und damit sofort Anerkennung fand. Lutz ist eben der beste Beweis dafür, daß ein Künstler wohl experimentleren muß, daß er sich Gefahren aussetzen muß, aber ohne im mer und unbedingt vor dem Zeitgeschmack den Hut zu ziehen. Freilich Ist das alles nicht zuletzt eine Schicksalsfrage, und das Schick sal war Anton Lutz gnädig: es ermöglichte Ihm ein langes, erfolgreiches Leben, es be scherte ihm Humor und Schaffenskraft, äußere Anerkennungen und treue Freunde. Ein solcher treuer Freund Ist Otto Wutzei. Das Wirken dieses Mannes als Kunstkritiker und Kunstförderer, als Kunstsachverständiger und Kunstliebhaber, Ist heute noch gar nicht mit voller Sicherheit kontrollierbar und zu kontu rleren. Aber es Ist mit Bestimmtheit zu sa gen, daß Otto Wutzei entscheidend dazu bei getragen hat, das künstlerische Gesamtbild Oberösterreichs auf ein Niveau zu heben, auf dem Gültiges Start und Ziel hat. Wie schwer das fällt, vermag allerdings nur der zu er messen, der selbst tagtäglich in den ver schiedensten Formen mit der Problematik zeit genössischer Kunst konfrontiert wird und sich mit ihnen auseinanderzusetzen hat. Noch in keiner Epoche war die Trennung von Spreu und Welzen, von Wert und Unwert, von Kunst und Absurditäten so dem Widerstrelt der Mei nungen ausgesetzt als In unserer. Otto Wutzei leistet deshalb — und mit Ihm eine Handvoll anderer — wahre Sisyphusarbeit, doch mit Er folg, mit sichtbarem Erfolg. Diesem Tun ist nun auch das vorliegende Buch weltgehend zu verdanken. Den Stoff da zu lieferte natürlich Anton Lutz, der sich seit etwa fünf, sechs Jahren als Zeichner betätigt und dadurch erneut mit einer ,,Überraschung" aufwartet. Dabei ist der Ausdruck ,,Über raschung" keineswegs ausschließlich auf die Tatsache beschränkt, daß der mehr als achtzig jährige Maler Lutz jetzt als Zeichner auftritt: die Überraschung besteht auch darin, daß sich Anton Lutz auf diesem Terrain so ge wandt und kontrastreich bewegt, als hätte er nie anderes gesucht. Keine Zeichnung gleicht völlig der anderen, Manier und Technik, Stim mung und Thema wechseln ständig, und mit ihnen Ausdruck und Aussage. Wer wollte etwa das glückhaft aufs Papier gebannte Cividale mit dem ,,Morgen am See" vergleichen oder wer könnte das ,,Sitzende Mädchen" dem „Akt mit dunklem Haar" zur Seite stellen. Dazu kommen einprägsame Selbstbildnisse und die köstliche, von echt empfundenem Humor erfüllte Studie ,,Maler und Modell", die 1975 entstanden Ist. Verständllcherwelse tau chen beim ,,impressionistischen Landschafter" Lutz Landschaftsmotive auf: Waxenberg unter bewölktem Himmel, Dürnsteln, der Attersee, SIena, und das vielschichtige, drohende, an den Bauernsturm gemahnende St. Anna bei Parz, wo 1626 bayerische Musketlere und ihr Leutnant von den Aufständischen erschlagen wurden. Anton Lutz und Otto Wutzei: eine bessere Ge meinschaft ist schwer denkbar, und deshalb entstand eine Publikation, in der das Harmo nische, das Kommunizierende, das Zeltlose, das die Zeiten Überdauernde alles und jedes bestimmt. Dank dem Zeichner, dank dem Präsentator, dank dem Verlag. R W L Kremsmünster — 1200 Jahre Benediktinerstift. 388 Seiten Text, 218 Schwarzweißbilder, 12 Seiten Farbbilder, Format 21 x 26,5 cm, Lei nen mit Prägedruck und Viertarbenbiid, öS 548.-, DM 85.-. Das älteste erhaltene Kloster Oberösterreichs, das Benediktinerstift Kremsmünster, begeht Im nächsten Jahr das Fest seines 1200jährigen Bestandes, und dies war für den Oberösterreichischen Landesverlag Linz als führendem Verlag In der Publikation von hei matkundlichen und kulturhistorischen Werken Oberösterreichs ein begründeter Anlaß, ein großes Werk über dieses — wie es Hofrat Dr. Wutzei ausdrückt — Gesamtkunstwerk her auszugeben. Es ging dem Schriftleiter, Profes sor Rudolf Walter LItschel, dabei um mehr als das: Es sollte eine Gesamtschau über das Stift als Kunstwerk, als Bildungsstätte und als geistiges und geistliches Zentrum werden. Eine Bestandsaufnahme, die das Ver gangene würdigt, die Gegenwart schildert und die Zukunftsaufgabe des Stiftes aufzeigt. Dies Ist dank der Mitarbeit hervorragender Fach kräfte aus den Reihen der Benediktinermön che repräsentativ gelungen. ,,Dauer im Wandel" sieht Abt Albert Bruckmayr als Grundmotiv In seinem Elnleltungsbeltrag, der In historischem Rückblick auf seine Vor gänger Aufgaben und Auftrag der Äbte und Patres betrachtet und darstellt. Der profunde Kenner der Landesgeschichte und Landeskul tur, Hofrat Dr. Otto Wutzei, legt mit seinem Artikel ,,Kremsmünster als Geschlchts- und Baudenkmal" vor allem die kunstgeschichtli che Basis und rückt die Sehenswürdigkelten und Besonderheiten des Stiftes Ins Blickfeld, das ja unter anderem mit dem barocken Fischbehälter ein Meisterwerk von Carlone und Prandtauer bietet und mit dem Mathema tischen Turm faktisch das erste Hochhaus Eu ropas, wenn nicht der Welt besitzt. Unlv.-Dozent P. Willibrord Neumüller ist mit zwei Bei trägen vertreten: In ,,Kremsmünster am Rande der Weltgeschichte" werden die markanten Daten bis ins Mittelalter angeführt, einen brei ten Raum nimmt dann ,,Kremsmünster im Mit telalter ein", und hier wird jene Zeit und jenes Ereignis um den Bayern-Herzog Tassilo III. gewürdigt, das mit der Gründung des Stiftes im Jahre 777 und dem Reliquiar des Tassilo kelches Kremsmünster zu einem ,,Stück Kir chen- und Weltgeschichte" machte. P. Bene dikt PItschmann schrieb ,,Dle Geschichte des Stiftes Kremsmünster (1600 bis 1976)". Das Stift erlitt und machte Landesgeschichte. Als Primas des Prälatenstandes hatte ja, wie auch Abt Bruckmayr hervorhebt, der Abt von Krems münster einst politischen Einfluß Im Lande. Ordensleben (P. Richard Weberberger) und Seelsorgetätigkeit (P. Nikolaus Zacherl) wer den dargestellt und P. Alfons Mandorfer ver weist in seinem Beitrag über ,,Erziehung und Unterricht in Kremsmünster" auf die bedeut same mittelalterliche Klosterschule und die Ritterakademie der Zeit zwischen 1744 und dem Ende des 18. Jahrhunderts, die man in ihrer Bedeutung und durch die Vielfalt des Lehrprogramms als eine Art Vorgänger zu einer Universität bezeichnen könnte. Das Gym nasium von Kremsmünster Ist ja eine der traditionsreichsten Schulen des Landes und Ist, wie Prof. Hofrat Dr. Hans Sturmberger ausführt, Lehrstätte für bedeutende Persön lichkeiten gewesen (so gehörten u. a. Adal bert Stifter, der Schubert-Lieder-Interpret Jo hann Michael Vogel, der einstige Ackerbau minister von Kast, der berühmte Architekt Otto Wagner oder der Chirurg Elselsberg zu den Studenten des Stiftsgymnasiums). Über die unermeßlich kostbaren Schätze der Stlftsbibllothek, darunter den Codex vere mlllenarius, berichtet P. Theodorich Pichler, P. Bene dikt PItschmann würdigt das Stiftsarchiv und der Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien, Dr. Frlderike Klauner, gibt Einblick In die Kunstsammlungen des Stiftes mit ihren wertvollen Gemälden, alten Möbeln und dem Stifts-Schatz, den Tassilo-Leuchtern und dem Scheibenkreuz. Nicht minder sehenswert sind die Sammlungen der Rüstkammer, über die Dr. Ortwin Gamber berichtet, und Prior P. Ja kob Krinzinger widmet einen ausführlichen Ar tikel der berühmten Sternwarte, die seit 1758 zu einem Wahrzeichen Kremsmünsters wurde und in Ihrer Struktur als wahres Museum gilt, vor allem aber dank der früheren und heutigen wissenschaftlichen Arbeiten weltweites Anse hen genießt. Weitere Beiträge befassen sich mit dem Stift als Wirtschaftsfaktor (P. Pius Pöttinger), mit den Restaurierungen (Dipl.-Ing. Gerhard Sedlak) und mit der Entwicklung des weitreichenden Pfarrnetzes von Kremsmünster, ein wichtiges Kompendium stellt auch die Ta fel der Äbte, des jetzigen Konvents und die Bibliographie dar. Mit dem Erscheinen dieses großen Werkes (Gestaltung Herbert Friedl) hat der Oberöster reichische Landesverlag einen wertvollen lite rarischen und lokalhistorischen Beitrag zum Stiftsjubiläum geleistet. Äusstattung und Bild teil werden dem großen historischen Ereignis in repräsentativer Form gerecht. ^ Sperner
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