Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Welser Kuiturwinter 1976/77 Wels ist nicht nur eine Messe- und In dustriestadt, eine Einkaufs- und Schul stadt, sondern auch eine Theaterstadt, die über Tradition verfügt. 1829 wurde in Wels ein Theaterverein gegründet, der von Ferdinand Vieiguth, Anton Freiherr von Waldstätten und Stefan Krakowitzer bestimmt und gefördert wurde. Der Ver ein kaufte die ehemaiige Spitalskirche und baute sie zu einem Theater mit Par terre, Logen und zwei Gaierien um. Am 4. November 1829 eröffnete man das Haus mit einem Prolog des oberöster reichischen Dichters Kari Adoif Kaitenbrunner. Der Spieiplan richtete sich weit gehend nach den Programmen der Wie ner Theater. 1842 wurde das Theater durch die Stadtgemeinde verpachtet; seit 1882 bespielt das Linzer Landestheater die Welser Bühne. 1904 verlegte man das Theater aus der einstigen Spitalskirche in das Hotei Greif. In der Welser Theaterspielsaison 1976/77 scheinen erstmais auswärtige Gastspieie auf. So wird am 7. Februar 1977 die dra matisierte Erzählung von Heinrich Böll ,,Die verlorene Ehre der Katharina Bium" mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle zu sehen sein. Johann Wolfgang von Goethes ,,Iphigenie auf Tauris" am 4. April 1977 weist eine erstkiassige Beset zung auf: es agieren namhafte Schau spieler wie Gert Westphai, Sonja Sutter, Sebastian Fischer, Günther Tabor und Hans Dieter Zeidier. Die ietzte Aufführung des Linzer Lan destheaters 1976 ist für den 21. Dezem ber im Stadttheater Wels angesetzt, und zwar spielt man die erfolgreiche Sitten komödie William Congreves ,,Liebe für Liebe". Im ersten Vierteljahr 1977 ist zweimal die Operette „Die Csärdäsfürstin" von Emmerich Kaiman zu sehen (4. Jänner und 15. März 1977). Opernfreunde kommen mit den Aufführungen von Ermanno Woif-Ferraris ,,Die vier Grobiane" am 25. Jänner 1977 und mit Puccinis meistgespieitem Bühnenwerk „La Bo heme" am 22. Februar 1977 auf ihre Rechnung. Den klassischen Akzent setzt das Lustspiel ,,Weh' dem, der lügt" von Franz Griliparzer am 8. März 1977. Das gleiche gilt für Eugene O'Neiils ,,Der Eis mann kommt", womit der amerikanische Dichter und Dramatiker die Leere und Hoffnungslosigkeit von gescheiterten Exi stenzen aufzeigt (15. Februar 1977). Die von der Kritik fast einmütig gerühmte Tragikomödie von Stefan Zweig ,,Das Lamm des Armen" wird am 21. März 1977 zu sehen sein. Eine amouröse Emanzipa tionskomödie von Hartmut Lange ,,Die Gräfin von Rathenow" (29. März 1977) und ein Schwank von Avery Hopwood ,,Der Mustergatte" (1. Februar 1977) run den das Weiser Theaterprogramm im Kuiturwinter 1976/77 ab. Der Welser Kulturring bietet im Cordatussaai am 6. Dezember 1976 ein Kon zert mit Luis Leskowitz, Geige, und Akiko Sagara, Klavier. Anläßlich der 1200-JahrFeier der Stadt Weis veranstaltet das Welser Kammerorchester am 9. Dezem ber 1976 ein Festkonzert mit Werken von J. Gh. Bach, J. N. David und J. Haydn, außerdem wird Walter Köglers Konzert für zwei Violoncelli uraufgeführt. Zu den musikalischen Darbietungen in der Ad ventzeit zählen die ,,Historia von der freu denreichen Geburt Jesu Christi" von Heinrich Schütz (10. Dezember 1976, HerzJesu-Kirche, Bach-Chor, Salzburger Kam merorchester und Bläserensemble der Hochschule Mozarteum Salzburg) sowie zwei Adventsingen mit dem Hans-SachsChor Wels in der Kirche Schauersberg am 17. Dezember 1976 bzw. am 19. De zember 1976 mit der Chorvereinigung Wels, dem Weiser Kammerorchester und dem Auswahichor der Kindersingabteilung der Musikschule der Stadt Wels in der Herz-Jesu-Pfarrkirche. Weitere musi kalische Termine sind für den 24. Jän ner 1977 (Amphion-Streichtrio), 14. Fe bruar 1977 (Brahms-Quartett, Berlin) und 25. April 1977 (Celloabend Wolf gang Herzer)fixiert. Die Volkshochschule Weis wartet im Kul turwinter 1976/77 mit sehr beachtenswer ten Autorenlesungen auf, für die Chri stian Wallner (13. Jänner 1977), Barbara Frischmuth (24. Februar 1977), Peter Turrini (9. März 1977) und Clemens Seyfried (24. März 1977) gewonnen werden konnten. Besondere Beachtung verdient ferner die Vortragsreihe ,,Kunst des 20. Jahrhunderts" mit Peter Baum und Peter Krami: ,,Aufgaben und Möglichkeiten der Kunstkritik heute"(31. Jänner 1977), ,,Die Wende zur Pop-art" (10. Februar 1977), ,,Was soll der Grafik-Sammier wissen?" (7. März 1977), ,,Das Happening, der Ak tionismus" (21. März 1977), Gegenwarts kunst; ,,Versuch einer Kommunikation zwischen Künstler und Gesellschaft" (31. März 1977) sowie ,,Zur Situation des mo dernen Museums" (18. April 1977). Auch die Welser Galerien erweisen sich im Winter und Frühling als sehr aktiv und für einen Besuch lohnend. So plant die Galerie der Stadt Wels, Polheimerstraße 17, vom Dezember 1976 bis März 1977 folgende Aussteilungen: Franz Bay er (3. Dezember 1976 bis 2. Jänner 1977), Kari Görlich (7. Jänner bis 23. Jänner 1977) und Josef Fischnailer (5. März bis 27. März 1977); eine Schau von dem be kannten Karikaturisten ,,iRONIMLIS" ist für die Zeit vom 4. Februar bis 27. Fe bruar 1977 vorgesehen. Die Guldengaierie im Hofgebäude des Hauses Kaiser-Josef-Piatz 52 zeigt zwei Ausstellun gen von bekannten oberösterreichischen Künstlern, und zwar vom 11. Februar bis 6. März 1977 Arbeiten von Elfriede Trautner und vom 11. März bis 3. April 1977 solche von Ernst Strasser. Die Kelier-Gaierie Weis, Dr.-Koss-Straße 1, ver mittelt vom 7. Jänner bis 29. Jänner 1977 eine Begegnung mit Zeichnungen von dem Rieder Grafiker Reinhard Adlmannseder und vom 4. März bis 26. März 1977 mit Hintergiasbildern und Zeichnungen des Linzer Malers und Grafikers Henk Stoik. Das Welser Stadtmuseum ist täglich — außer Montag — geöffnet: Dienstag und Donnerstag von 10 bis 19 Uhr, Mittwoch und Freitag von 10 bis 13 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 12 Uhr, und bie tet seit seiner Neuaufsteilung anläßlich des Welser Stadtjubiläums einen her vorragenden Überblick über die Vergan genheit des Welser Raumes von der Vor geschichte bis zum Frühmittelalter. Der Musealverein Weis plant in Zusammen arbeit mit der Volkshochschule der Stadt Wels nachstehende Vorträge im Kultur heim der Stadt Weis, Freiung 15: UnivProf. Dr. Hermann Vetters, Wien, „Der Magdaiensberg — Zur ältesten Ge schichte der Ostalpenländer" (2. Februar 1977); Senatsrat Dr. Wilhelm Rausch, Linz, „Das Konkurrenzverhältnis zwi schen Linz und Wels vom 14. bis zum 16. Jahrhundert"(23. Februar 1977); Dok tor Herta Hageneder, Linz-Innsbruck, „Burg und Burgvogtei Wels" (16. März 1977). Aus dem reichhaltigen Programm des Bildungshauses Schloß Puchberg bei Wels sei folgende Auswahl vermerkt: „Moderne Kunst — Weitbild — Theologie" (11. Dezember 1976, Referent Univ.-Professor Dr. Kurt Lüthi, Wien) ,,Soziaiis mus in Österreich — heute und morgen" (18. und 19. Dezember 1976, Referent Dr. Hubert Feichtlbauer, Wien), „Die Ju den, ein Volk im Widerstreit der Meinun gen" (22. und 23. Jänner 1977, Referent Univ.-Prof. Dr. Kurt Schubert, Wien), ,,Be wältigung der jüngsten Vergangenheit" (19. Februar 1977, Referent Univ.-Professor Dr. Erika Weinzierl, Salzburg) und — innerhalb der höchst empfehlenswerten Puchberger Literaturgespräche — ,,Le sung und Autorengespräch mit Günter Herburger" (26. März 1977, Einführung Prof. Dr. Wilhelm Bortenschlager, Wels).

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