Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

namengebenden Grasart, der Aufrechten Trespe (Bromus erectus). An Orchideen können wir Mückenhändelwurz, Braun rote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) und Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) bewundern. Letztere stammt aus einem nahegelegenen Eichenmisch wald. Sonst treffen wir wieder eine An zahl von trockenheltsertragenden Arten an, welche uns bereits von der Beschrei bung der Traun-Trockenrasen her be kannt sind. Zusätzlich noch hervorheben möchte ich die Gelbe Skabiose (Scabiosa ochroleuca), das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella), die Rispenflocken blume (Gentaurea paniculata ssp. stoebe), den Zarten Lein (Linum tenuifolium) und das Glanzlieschgras (Phleum phleoides). Die in den Magerrasen immer wieder eindringenden Eichensämlinge weisen auf die sekundäre Entstehung dieser kleinen Heiderasen hin. Bei ausbleiben der Mahd würde sich allmählich ein Eichen-Mischwald einstellen, etwa wie er in Gestalt eines Restbestandes Im Weich bild der Rasen am Abfall der Nieder terrasse gegen die holozänen Traun ablagerungen vorzufinden ist. Auch das sog. ,,Hochholz" im Gemeindegebiet von Gunskirchen, welches heute fast zur Gänze aus eintönigen Fichtenforsten be steht, setzte sich einstmals aus wärme liebenden Eichenmischwäldern (Poten tine albae Quercetum)zusammen, in de nen als Waldsteppenpflanze das der Ge sellschaft namengebende Weiße Finger kraut (Potentilla alba) vorkam. Abschließend zum Kapitel Welser Heide möchte Ich noch zwei Pflanzen nennen, welche ebenfalls für wärmebegünstigte, trockene Standorte typisch sind. Es sind dies der zarte Dreifinger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites) und der Schlehdorn (Prunus splnosa). Der Dreifinger-Stein brech gehörte ursprünglich dem medi terranen Florenbereich an, drang aber immer welter nach Norden vor, bis etwa nach England und Südschweden. Seine primären Standorte sind Kalkfelsen und lückige Trockenrasen, von wo aus er aber Immer mehr in Ackerunkrautgesell schaften Mittel- und Westeuropas ein drang. Im Reliktraum der Welser Heide können wir dieser Steinbrechart z. B. in einem sehr offenen Magerrasen vor ,,Wirt am Berg" begegnen, wo er im April und Mai seine zierlichen Blüten entfaltet. Vielleicht wäre es doch möglich, zum Schütze dieser letzten Zeugen der ehe maligen Steppenheide die Kuhschellen rasen beim ,,Wirt am Berg" durch Land oder Magistrat anzukaufen und damit der Nachwelt zu erhalten. Leider sind viele schöne Pflanzen, einst Charakteristika der Steppenheide, im Laufe der Zeit be reits für immer in diesem Gebiet aus gerottet worden. Ich möchte davon nur die auffälligsten erwähnen: Zwergschwertlllie (Irls pumila). Großes Wind röschen (Anemone sylvestris), Phönizische Königskerze (Verbascum phoeniceum), Ohrlöffel-Leimkraut (Sllene otites), Langfahniger Tragant (Astragalus onobrychis) und Donardistel (Erynglum campestre). Eine der Welser Heide entsprechende Flora blieb in dem 25 ha großen baye rischen Naturschutzgebiet „Garchinger Heide", 20 Kilometer nördlich von Mün chen, erhalten, wo wir auf den Trocken rasen noch Pflanzen beobachten können, welche aus dem Gebiet der Welser Heide bereits seit langem verschwunden sind, wie beispielsweise das Adonisröschen (Adonis vernalis). Das Schlierhügelland. Es schließt nörd lich der Welser Heide In Form von stark zerteilten Höhenrücken an und besteht heute überwiegend aus Wirtschaftsgrün land. Weite Teile werden von GlatthaferWiesen (Arrhenateretum) eingenommen, welche unter dem Einfluß einer verstärk ten Düngung und Entwässerung entstan den sind. Ihre Kennarten sind unter an derem: Glatthafer (Arrhenaterum elatius), Knäuelgras (Dactylis glomerata), Zaunund Vogelwicke (Vicia sepia, Vicia cracca), Wiesenplatterbse (Lathyrus pratensis), Wiesenglockenblume (Campanula patula) und Wiesenkerbel (Anthrlscus sylvestris). Die dort heute vorzufin denden Waldungen sind überwiegend Fichtenforste, monoton, teilweise ohne jeden Unterwuchs. Warum dieses Gebiet dennoch erwähnt wird, hat seinen Grund darin, daß in der Umgebung von Pichl bei Wels das einzige größere Frauen schuhvorkommen der Umgebung von Wels liegt. Ich habe vor ein paar Jahren auf einer etwas schwer zugänglichen Waldlichtung eines Fichtenforstes über 60 Einzelpflanzen dieser Orchidee ge zählt. Wie der vorliegende Bericht zeigt, be sitzt die natürliche Flora von Wels trotz immer größerer Einengung ihrer Wuchs gebiete noch eine Reihe von seltenen Pflanzen. Es gibt also in unserer enge ren Heimat noch den Frauenschuh, noch die Kuhschelle, noch die Hummel- und Fliegenragwurz — allerdings stellt sich die bange Frage: Wie lange noch? Es liegt am Menschen, den Umwohnern, den Behörden und Ämtern, ob diese letzten Vertreter der einstmals so artenreichen und charakteristischen Welser Pflanzen welt auf ihren Reliktstandorten für immer zerstört werden — oder ob sie sich dar auf besinnen, daß die verbliebenen natur nahen Gebiete mit ihren seltenen und schönen Pflanzen ebenso erhaltenswert sind wie die historischen Baudenkmäler von Wels. Alle Sorten Gasfeuerzeuge, Reiseandenken, Schachspiele Reparaturannahme für Pfeifen und Feuerzeuge Glas- und Porzellanmalerei Porzellanfotografie Goldrömer, geschliffen, mit Musik Ständige Pfeifenschau im modern gestalteten Laden Inhaber: Josef Günthner 4020 Linz, Hauptplatz 22, Tel. 25 28 14 Betrieb; Melicharstraße 4 a, Tel. 51 4 88

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