Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Die Kuhschelle als Charakterpflanze der Trockenrasen bei „Wirt am Berg". Foto: Gh. Knelssl Noch einmal die Kuhschelle als Charakterpflanze der Trockenrasen bei „Wirt am Berg". Foto: Ch. Knelssl Aronstab (Naturschutzgebiet FIschlhamer Au). Foto: Ch. Knelssl äri zeigen die Männchen an den Orchideen blüten keinerlei Interesse mehr. Weitere seltene Orchideen dieser Standorte sind das Zierliche Brandknabenkraut (Orchis ustulata), so benannt nach der vor dem Aufblühen schwarzroten Blütenähre, und das bereits an anderer Stelle genannte Dreizähnige Knabenkraut. Etwas häufiger sind die Wohlriechende Pyramiden-Orchis (Anacamptis pyramidalis), das Helmknabenkraut (Orchis militaris) sowie die Mückenhändelwurz (Gymnadenia conopea). In lichten, grasreichen Buschwäldern fin det man gelegentlich das Schwertblätt rige Waldvögelein (Oephalanthera longifolia). Alle diese Orchideen sind submediter rane Florenelemente. Ihre ursprüngliche Heimat war also das Mittelmeergebiet, aus dem sie In einem wärmebegünstigten Nacheiszeitstadium bei uns eingewandert sind. Leider wurde ein beachtlicher Teil die ser Orchideenstandorte anläßlich des Autobahnbaues bei Marchtrenk für im mer zerstört. Als ideales Schutzgebiet für einige dieser Orchideenarten würde sich, meiner Meinung nach, ein kleiner offener Schneeheide-Kiefernwald auf den Traunschottern etwas oberhalb des Kraftwer kes Wels, zwischen Werkskanal und Traunfluß, anbieten. Im Zusammenhang mit den Heißländs der Traun ist noch die Kugelblume (Globularia elongata) erwähnenswert, deren violettblaue Blütenköpfchen wir im Mai und Juni auf den flachgründigen Schot terböden bei Schafwiesen im Osten von Wels beobachten können. Die Welser Heide. Sie umfaßt im eigent lichen Sinne nur das relativ schmale Areal der Niederterrasse des linken Traunufers zwischen Lambach und Linz und erreicht bei Wels eine Breite von 4,5 Kilometern. Ihre Nordgrenze verläuft ungefähr entlang einer Linie OberthanPuchberg. Wer das Wort Heide hört, mag vielleicht dabei unwillkürlich an eine atlantische oder subatlantische OallunaHeide denken — wie sie beispielsweise noch zum Teil durch die Lüneburger Heide repräsentiert wird. Diese GallunaHeide hat jedoch nicht das geringste mit unserer Welser Heide zu tun, da in bei den Fällen grundsätzlich verschiedene edaphische und klimatische Verhältnisse vorliegen. Sie bedingen natürlich eine völlig anders geartete Florenzusammen setzung. Außerdem sind die atlantischen Heidelandschaften rein anthropogenen Ursprungs. Die dort von Natur aus vor handen gewesenen bodensauren Eichen mischwälder wurden gerodet und die an schließend intensive Beweidung durch Schafe und Ziegen ließ keinerlei Baum wuchs mehr aufkommen. Die Welser Heide hingegen gehörte mit ihrer Flora der Mitteleuropäischen Step penheide an, einem letzten Vorposten der Osteuropäischen Steppenregion. Die Entstehung dieser Steppenheide findet ihren Ursprung in einer warmtrockenen Klimaperiode der Nacheiszeit, des Präboreal. Damals wanderten Pflanzen aus den Steppengebieten um das Schwarze Meer sowie aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa ein. Sie fanden auf den waldfreien, extrem trockenen und wärmebegünstigten Flußalluvionen ge eignete Lebensbedingungen und breite ten sich von da weiter aus. Als sich spä ter das Klima wieder etwas abkühlte, wurden unter dem Druck von einwan dernder Rotbuche, Hainbuche, Fichte und Tanne die zuvor auf der Hochterrasse stehenden xerothermen Eichenmischwäl der (Steppenwälder) auf die schlechteren Böden der Niederterrasse verdrängt. Da mit mußten aber die Trockenrasen auf die flachgründigsten Niederterrassenböden ausweichen, welche für den Baum wuchs ungeeignet waren. Die Vegetation der Welser Heide setzte sich demnach aus einem Mosaik von Steppenwäldern, Trockenbüschen und klelnflächigen Trokkenrasen zusammen. Durch die Rodung von Waldflächen wurden dann für die Trockenrasen Sekundärstandorte ge schaffen und damit ihre Ausbreitung ge fördert. Die allmähliche Vernichtung der Welser Heide, d. h. ihrer ursprünglichen Flora, begann vor etwa 150 Jahren, als durch stete Düngung der Heideböden eine so weitgehende Bodenverbesserung erzielt werden konnte, daß damit eine intensive

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