Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

wärtig gestaltete, die sctiauertlefe Weissagung der Waia von der Götterdämmerung und dem Weituntergang vom ersten Wort bis zum letzten her und stockte und irrte sich nicht ein einzigesmai. Atemlos lauschend saß ich da und atmete wie aus einem Wachtraume, als er geendet hatte. Nun sage mir noch einer, das gehe mit rech ten Dingen zu!" Carl Anton Reichels äußeres Leben lief hingegen viel prosaischer ab, aber man ches Rätsel bleibt da am Wege stehen, ohne daß es zu lösen wäre. 1924 verließ er fluchtartig den Edelhof mit einer jungen Frau, die dort längere Zeit Gast gewesen war und auch sowohl bei Hammerstein wie in Festenbergs ,,Zauberer" aufscheint, bei Festenberg sogar in eindeutiger Weise, wohl aber unter anderem Namen wie jede Gestalt dieses Romans. So heißt Reichel Braun und Hammerstein Haßveldt. Dichtung ist kein Bericht. Aktzeichnungen von bezau bernder Frische sind auf dem Edelhof, wie Festenberg beschreibt, nicht ohne Liebelei mit dem ,,Gegenstand" hinter dem Rücken der Gattin Hilda Konstanze zustande gekommen. Das will aber nicht besagen, daß Reichel in erster Linie ein Mann für Frauen gewesen ist. Vom Edel hof hat ihn schließlich eine Schuldenlast getrieben, die er nicht mehr ausgleichen konnte. Seine Gastereien, in denen er oft auf der Straße zusammengefangene wild fremde Leute bewirtete, kosteten viel Geld; er mußte ein Grundstück nach dem andern verkaufen, bis nur noch die nack ten Mauern in seinem Besitz waren. Sein Bruder, der so geschätzte Kommerzialrat Fritz Reichel, langjähriger Vorsteher des Gremiums der Kaufmannschaft und Or ganisator des Großhandels in Wels, den er auf der Kaufkraft des Bauernstandes aufbaute, übernahm den Besitz und über gab ihn seiner Tochter Roswitha als Mor gengabe. Von ihr und ihrem Gatten, einem tüchtigen Landwirt, ging er in an dere Hände über. Carl Anton Reichel zog nach München. Wie immer sein Lebens weg sehr abwechslungsreich war, so wurde er jetzt abenteuerlich. Seit langem war Carl Anton Reichel mit dem politischen Geschehen in Deutsch land vertraut. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hat er dem bayerischen Kronprinzen Rupprecht nach dessen Flucht aus München vor der Räteregie rung Eisners auf dem Edelhof Asyl ge boten. Die Verhandlungen über die Rück kehr Rupprechts nach Bayern, u. a. mit Karl Graf Bothmer, einem entfernten Verwandten des bayerischen General obersten und Armeeführers Felix Graf Bothmer, wurden in Micheldorf geführt. Die Gattin des Künstlers blieb mit ihrer alten Mutter, der ,,Frau Staatsrätin", wie sie allgemein genannt wurde, respektios von Reichel aber „die Mumia", und ihren Kindern Erasmus und Dorothea auf dem Edelhof zurück. Beide Frauen sind wäh rend des Zweiten Weltkrieges gestorben. Erasmus lebt heute in Südamerika, er hat einige noch wiide Indianerstämme erforscht und Bücher über sie geschrie ben, deren Brauchtum Carl Anton Rei chel aber bereits in einigen seiner BlätLinks: op. 51 Lam — p'ran — boten, Radierung 1914 >. "-V Rechte Seite: op. 111 Apotheose, Radierung 1915 Hofer & Sohn Holzbauwerke Zimmerei, Sägewerk 4600 Weis Linzer Straße 111 Telefon 64 56 Erzeugungs-Programm: Hoizdecken Türen

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