Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Von der„Styraburg''zum Schloß Lemberg I - ^ '^4 S-SiÄ»:-' f . jSyhri'' ! N :Tli^ K^sm ^^-■■3:«^. tä St ft^csidj %'.1PaßerS{if»ßt^ ' ■ 4'.MmerHu03 ■> - Sleyr, im 17. Jahrhundert (Heimathaus) Die Styraburg, Reproduktion eines Gemäldes von Richard Klunzinger (Heimathaus) m rM I' •» Nach der Schiacht bei Preßburg (907) wurde die „Styraburg" auf dem strategisch günstigen, nach Osten gesicherten Hügel zwischen den Flüssen Eons und Steyr zerstört und nach der Schlacht am Lechfeld (955) neu errichtet. Erst in der Regierungszeit des auch aus dem Nibelungenlied bekannten Bischofs Pilgrim von Passau (971 bis 991) wird die schon bestehende Burg nebst anderen Orten wie Garsten, Sierning usw. in einer Aufzeichnung über die Synode zu Mistelbach zum erstenmal genannt. Die Datierung im ,,Horoskop" des Steyrer Historiographen, Dr. Josef Grünbeck, für 22. und 23. August 980 ist zwar interessant, den historischen Tatsachen sehr nahe, aber nicht stichhältig. Die Stadt Steyr entschloß sich, die Milienniumsfeier im Jahre 1980 feierlich zu begehen, erstens, weil die 900-Jahr-Feier von den Steyrer Bürgern anno 1880 durchgeführt worden war, und zweitens, weil sich kein wissenschaftliches Gutachten entschieden gegen diese Terminisierumg ausspricht. Die ,,Styraburg" war als Residenz und Regierungssitz der reichen Otakare Mittelpunkt des politischen und kulturellen Lebens und wird in zwei mittelhochdeutschen Dichtungen — ,,Biterolf und Dietleib" sowie ,,Laurin oder der kleine Rosengarten" — genannt. Nach der Verlegung der Residenz und dann nach dem Tode des steirischen Herzogs Otakar IV. am 8. Mal 1192 war es mit der einstigen Bedeutung der ,,Styraburg" endgültig vorbei. Die Dienstmannen der Otakare kamen freiwillig in die Jurisdiktion der im reichen Handel aufblühenden Eisenstadt und fungierten dort als Stadtrichter und Ratsherren. Die Babenberger und die Habsburger als Besitznachfolger der Otakare auf der ,,Styraburg" ließen Burg und Herrschaft Steyr von Burggrafen und Pflegerin verwalten. Schloß und Herrschaft Steyr wurden im 13. und 14. Jahr hundert den Gattinnen der Landesfürsten als Morgengabe und auch als Witwensitz angewiesen. Im 15. Jahrhundert erlitt wie die Stadt Steyr durch kriegerische Handlungen auch die Burg durch mehrmalige Eroberung großen Schaden. Der Inhaber der Herrschaft Steyr, der Erzbischof von Gran Johannes Beckenschlager, Meß 1476 bis 1489 den ,,Hofgarten", den heutigen Schloßpark, anlegen. Der ,,oberste Baumeister in Österreich" Hans Geyer erhielt 1508 von Maximilian I. den Auftrag, die ,,Styraburg" umzubauen. Der ,,letzte Ritter" besuchte 1512 und 1518 selbst die Burg. Linter dem Burggrafen Ferdinand Hoffmann (1573 bis 1584) wurde die Befestigung der Burg neuerlich verstärkt. Georg Siegmund von Lamberg ließ 1616 die Burgkapelle restaurieren, Im Hofgarten zusätzlich dreihundert Bäumchen pflanzen und diesen mit einer hohen Mauer umgeben. Die ,,Styraburg" war auch oft Zwangsaufenthaltsort für polltische Häftlinge. So für Herzog Johann Friedrich von Sachsen (gestorben 1595), den moldowanischen Woiwoden Alexander (gestorben 1601) und im Junl/Jull 1626 für die kaiserlichen Kommissäre als Gefangene der aufständischen Bauern. Johann Maximilian von Lamberg erwarb 1666 Burg und Herrschaft Steyr als Eigentum. Franz Josef van Lamberg ließ 1687 ein Gartenhaus Im Hofgarten errichten, die ,,Styraburg" restaurieren und vor allem die Innenräume mit Fresken ausschmücken. Der große Brand von 1727 veranlaßte die Besitzer, die stark beschädigte und funktionslos gewordene Wehrburg durch ein repräsentatives Schloß zu ersetzen. Der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner lieferte die Pläne für dem Bau. In den Jahren 1728 bis 1731 entstand unter anderem der prachtvolle Hallentorbau und die reich geschwungene Fassade der Schloßkapelle. Die Ostfront wurde durch ein mächtiges Portal und durch die barocklsierte Apsis der Schloßkapelle gegliedert. Die Zugbrücke über den Burggraben wurde durch eine reizvolle Arkadenbrücke ersetzt. Die Innenräume, vor allem die sehenswerte Bibliothek und die Fürstenzimmer, wurden ausgestaltet. Mit dieser Umgestaltung wurde die ,,Styraburg" zum Schloß Lamberg. Auch das heutige Schloß, obwohl um ein Stockwerk niedriger als die frühere ,,Styraburg", dominiert wie die gotische Pfarrkirche die Altstadt und setzt einen baulichen Akzent. Volker Lutz

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