Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Burg Wels WilheSm Rieß Die erste urkundliche Erwähnung finden Burg und Stadt Wels In einer Urkunde des Jahres Z/eh Sie befindet sich Im Hauptstaatsarchiv München und Ist Im sogenannten „Codex Gozroh" enthalten. Die auf Wels bezogene Stelle lautet; „Actum In Castro, quae nuncupatur Uueles .. Laut Inhalt dieser Urkunde schenkte Machelm, ein balerlscher Graf, dem Bi stum Preising einen Teil seiner Güter In Polasingas, dem heutigen Polsing bei Wels^. Machelm läßt sich als ,,comes" zwischen 750 und 776 Im Räume zwi schen der Salzach-, Inn-, Traun- und Kremslinie nachweisen^. Von besonderer Bedeutung Ist für uns die Bezeichnung ,,Castrum", denn In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts mußte eine Siedlung befestigt sein, damit sie so bezeichnet werden durfte. Das „Castrum Uueles" wird somit den balerlschen Bi schofsstädten als ebenbürtig an die Seite gestellt, mehr noch: ,,Mlt Recht wird be tont, daß Wels Im Sinn jener Zelt eine Stadt war, und daß wir hier die erste nichtbischöfliche Stadt Im altbalerlschen Rechts- und Siedlungsraum vor uns ha ben und berechtigt sind, Wels als die erste und älteste Stadt Österreichs an zusprechen"''. Die Errichtung der Burg In Wels Ist selbstverständlich lange vor Ihrer ersten urkundlichen Erwähnung an zusetzen. Im Zuge Ihrer Landnahme wer den wohl die Balern inmitten der römi schen Ruinen ein Bollwerk, eine Wehr anlage, als Vorposten Ihres Herzogtums gegen Osten errichtet haben=. Ein völliges Erlöschen der Sledlungskontlnultät zwischen Römer- und Balernzelt Ist nicht anzunehmen". Über das Aussehen der balerlschen Wehranlage liegen keine Anhaltspunkte vor. Fest steht, daß sie von umfangrei chen Befestigungen umgeben war, wo für archäologische Beweise sprechen'. Die Lage der Wehranlage kann als denk barst günstig bezeichnet werden, denn sie wurde auf einem „Sporn, dem nach Osten Sumpfgebiet, nach Süden die Traun mit Ihren Nebenarmen und Ihrem Überschwemmungsgebiet vorgelagert war"", errichtet. Nach dem Ableben des Grafen Machelm, vielleicht aber auch bedingt durch den Sturz der balerlschen Herzöge aus dem Geschlecht der Agilolfinger, wird die Burg In Wels und der damit verbundene Besitz karolinglsch, denn In einem Di plom Karls III. vom 25. August 885 wird Wels unter den ,,curtes" — den Herren höfen — angeführt'. ü i J

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