Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

Der romantische Wasserturm in Wels, Rest der alten Stadtbefestigung mit ornamentaier und heraidischer Renaissance Fassadenmaierei, die 1927 und 1954 rekonstruiert wurde. Foto: M. Eiersebner Unten: Wels, Stadtplatz 39, ehemaliges adeliges Stadthaus (Weiß'sches Freihaus) aus 1589 mit sehenswerter Renaissancefassade. Foto: M. Eiersebner Linke Seite: Wels, Stadtplatz 24, sogenanntes ,,Haus der Salome Alt", spätgotischer Eckerker aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, eines der bedeutendsten Baudenkmaie der Renaissance in Oberösterreich, aite Ansicht und gegenwärtiger Zustand. Beide Fotos: M. Eiersebner Die Mittelschicht der Welser Bevölkerung war keineswegs einheitlich. Wenn sie auch vorwiegend aus Handwerkern be stand, so gab es im Spätmittelalter doch große Unterschiede in dem durch Spezia lisierung weit aufgefächerten Spektrum der handwerklichen Berufe. Die älteste Aufzählung von in Wels ansässigen Be rufen gewinnt man aus den Bruckamts rechnungen der Jahre 1350 und 1355, wo Fleischhacker, Schneider, Kürschner, We ber, Färber, Schuster, Schmiede, Klin genschmiede, Kaltschmiede, Ziegelbren ner, Maler, Zimmerleute, Wagner, Fi scher u. a. genannt werden''®. Das Wel ser Zunftwesen stand in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in voller Blüte. Es ist zwar ein reiner Zufall und doch irgendwo für diese Zeit charakte ristisch, daß urkundlich die Bäcker knechtezeche 1377 als erste Welser Zunft erwähnt wird und die Bäckermei sterzeche erst 1405 aufscheint. Auch die Schuster, Lederer und Fleischer, die Weber, Schmiede, Klingenschmiede, Mes serer, Schleifer, Kürschner und Bader wa ren im 15. Jh. in Zechen organisiert". Eine besondere Stellung nahm durch das im Jahre 1372 von den österreichischen Herzögen Leopold III. und Albrecht III. der Stadt Wels gewährte Holzhandels privileg (Stapelrecht für Holz) die Flößer zeche ein^°. Die Fischer hingegen unter standen dem landesfürstlichen Hoffisch gericht oder waren anderen Herrschaften untertänig und fallen daher für diese Un tersuchung weg. Ein wesentliches Merkmal für die Zuord nung zur Mittelschicht ist die durch fach bezogene Ausbildung erlangte Selbstän digkeit im Beruf. Nicht alle selbständigen Handwerksmeister besaßen das Bürger recht, das, wie oben bereits ausgeführt, nicht als schichtspezifisches Merkmal Verwendung finden kann. Charakteri stisch für die Zugehörigkeit zur Mittel-

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