Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

führte zum Verlust solcher Ämter'^. Solche Vorgänge lassen sich etwa am Schicksal der Familie Haunold ablesen, die Ihre wirtschaftliche Blüte zwischen 1350 und 1430 erlebte. Parallel dazu fin den wir Mitglieder dieser Familie zwi schen 1356 und 1411 Immer wieder als Stadtrichter und Im Stadtrat. In der fol genden Zelt des Niederganges begegnet uns kein Flaunold In ähnlichen Positio nen. Erst Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte dieses Geschlecht, das damals In Niederösterreich (St. Peter In der Au, Flaghof, Ybbs) In landesfürstllchen Dien sten neu aufblühte, mit Flleronymus Hau nold auch In Wels eine kurze Renais sance. Die wirtschaftliche Basis dieser Familien bildeten einerseits Ihr Beruf, andererseits die erworbenen Grundrenten. Die mei sten Mitglieder der Oberschicht waren Kaufleute, Händler und Wirte. Ihre Han delsbeziehungen reichten weit über den oberösterreichischen Raum hinaus. Über die sicherlich ausgedehnten Handelsrei sen von Welser Bürgern fehlen für diese Zelt weltgehend Nachrichten, doch wis sen wir, daß sich einige Welser am Donauhandel beteiligten und Mitglieder der Familie Haunold über den Arlberg reisten. Bevorzugte Handelsobjekte wa ren Getreide, Wein, Vieh, Holz, Tuch, Salz, Gewürze und anderes mehr. Man che Welser Bürgerfamlllen (Schick, Erdlnger) besaßen sogar Weingärten bei Klosterneuburg und In der Wachau, die sicherlich nicht allein zur Deckung Ihrer ,,Hausnotdurft" dienten. Die großen Wohnhäuser dieser reichen Handelsbürger lagen durchwegs In der Stadt, meist am mittleren Stadtplatz („Kornmarkt") und In der Traungasse. Sie waren Im Spätmittelalter bereits aus Stein auf langgestreckten, lußartigen Parzellen Im gotischen Stil erbaut. Dabei stand das Wohnhaus (mit Verkaufsladen) am Platz (an der Straßenfront), während dahinter ein Hof lag, von Speichern oder Magazi nen begrenzt, und auch von der Frelung bzw. MInorltengasse zugänglich. Dane ben besaßen sie oft weitere Häuser In der Stadt und In den Vorstädten (vor al lem am ,,Neustadtplatz", heute Kalser-Josef-Platz)sowie etliche Grundstücke(Gär ten) Innerhalb des Burgfrleds. Darüber hinaus besaßen sie Bauernhöfe, Über dienste und Zehente auf dem Land. Die Höfe überließen sie Bauern zur Bewirt schaftung (meist zu Erbrecht), die den Besitzern Abgaben In Form von Geld und Naturallen abzuführen hatten. Mit solchen Grundrenten konnte das Handelskapital aufgestockt und das Handelsvolumen vergrößert werden, wodurch beachtliche Vermögen entstanden. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Welser Oberschicht Ist der Zusam menschluß In der ,,Kramerzeche" (später Bürgerzeche), die 1394 erstmals urkund lich aufscheint^". Es handelt sich hier um keine Handwerkerzunft — auch solche Zünfte wurden In Wels ,,Zechen" ge nannt -, sondern um einen genossen schaftlichen Zusammenschluß vor allem von Händlern (,,Kramern") mit gesell schaftlichem und religiösem Charakter. Leider können wir Im 14. und 15. Jahr hundert nur wenige Familien (Haunold, Wechsler) als Mitglieder dieser Bruder schaft nachweisen, doch nehmen wir an, daß sich alle vermögenden Welser Han delsbürger In diese eingekauft haben. Ein erstes MItglledsverzelchnls der „Prueder und Swester der erbern Zech der Burger zu Wells" Ist für die Zelt von 1514 bis 1516 vorhanden'^ und enthält 18 „alte" Mitglieder (darunter die Haunold, die be reits 1399 die Kramerzeche mit der Aus richtung einer Jahrtagsstiftung betrau ten^' und somit schon vor diesem Jahr derselben angehörten) sowie 29 weitere Personen, die sich allerdings erst unter dem damaligen Zechmeister Hans Öder eingekauft haben. Schwierig Ist es, die Zahl jener Familien abzuschätzen, die diesem Kreis der Wel ser Oberschicht zuzurechnen Ist. In der Zelt von 1332 bis 1500 sind uns die Stadt richter für 117 Jahre namentlich be kannt". Sie entstammten lediglich 24 Welser Bürgerfamlllen, die untereinan der versippt waren. Diese Zahl verdop pelt sich durch die Hinzuzählung jener Ratsbürgergeschlechter, die noch nicht In obiger Zahl enthalten sind, wobei aller dings zu berücksichtigen Ist, daß die Quellen des 14. Jahrhunderts nur wenige Ratsbürger nennen. Ist schon eine Darstellung der Welser Oberschicht des späten Mittelalters mit großen Schwierigkelten verbunden, so gilt dies In vermehrtem Maße für die Mittel- und Unterschicht. Die Quellenlage Ist mehr als unbefriedigend. .J 4^« m , r 4,- lÖrl

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