Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 4, 1976

und kann daher eine gewisse Überreglonalltät beanspruchen. War diese Samm lung, die durch die Sammlung Dr. Johann Schauer, eines der erfolgreichsten Bür germeister der Stadt, abgerundet und ergänzt worden ist, schon in früheren Jahren das Ziel einiger weniger Kenner, so soll nun der Bestand bevorzugt wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Welser Rotary-Glub hat sich an die Aufgabe gewagt, vielleicht ist er in seinem Unternehmen dadurch bestärkt worden, daß auch andere Kreise sich die Neugestaltung und Wiedergewinnung der maximilianeischen Burg vorgenommen haben. Eine Schülerinitiative, die in die ser Richtung ging, ist zwar im Augen blick verstummt, doch ist zu hoffen, daß auch dieser Plan des Jubiläumsjahres 1976 noch nicht beiseite gelegt ist. Ein Zwischenerfolg ist hier schon jetzt zu verzeichnen, nämlich die Tatsache, daß bei den Säuberungsarbeiten im West flügel der Burg eine geschnitzte Holz decke aus der Zeit des ,,Letzten Ritters" zutage gekommen ist. Es mag sein, daß dieses Faktum, das auch für die Bau geschichte der Burg ihre Folgerungen nach sich zieht, in der Öffentlichkeit noch weitere Wellen schlagen wird. Wenn wir nun bei den Problemen musea ler Art angelangt sind, die sich um die Welser Burg und ihre museale Verwen dung schlingen, so geht es nicht an, das Welser Landwirtschaftsmuseum zu ver gessen, auch wenn es derzeit in der depotartigen und nun etwas verstaubten Aufstellung, in der es sich befindet, im kulturellen Leben der Stadt keine Rolle spielt. Man muß wohl sagen, völlig zu Unrecht! Denn mit dieser Sammlung, die mm Stadtarchiv Wels, Ältestes Stadtsiegel aus dem 15. Jahrhundert. Foto: Stadtarchiv Wels hier in Wels, zu einer Zeit, da die nostal gische Welle das primitive Bauerngerät noch nicht zum Mittelpunkt vielfacher privater Sammeltätigkeit gemacht hatte, gelang dem seither verstorbenen Mu seumsdirektor Prof. Dr. Gilbert Trathnigg mit unvergleichlich geringen Mitteln die Sicherung eines durchaus beachtlichen Bestandes. Leider blieb er nach dem Tode Trathniggs ohne weitere Entwick lung und fast ohne Pflege, zumal meh rere Pläne einer Neuorganisation bisher nicht verwirklicht werden konnten. Man mag die Frage stellen, ob dieser Bestand zur Geschichte von Wels oder wenig stens für die Kulturgeschichte der Stadt überhaupt eine Bedeutung besitzt. Faßt man den herkömmlichen Begriff von Wels als einer Bauernstadt, als eines Zen trums für eine mehr oder minder weither einziehende bäuerliche Bevölkerung ins Auge, so wird man die Frage nicht ver neinen können. Berücksichtigt man die Tatsache, daß das vorhandene Material zum allergrößten Teil aus der unmittel baren Umgebung und aus dem Bezirk Wels stammt, so wird man weitere Vor behalte beiseite legen müssen. Gelingt es, die schon erwähnten Sammlungen aus dem bürgerlichen und kleinbürger lichen Bereich, die eine der Besonder heiten des Welser Museums bilden, ent sprechend darzubieten, so scheint es, daß als Gegenstück die bäuerliche Welt mit den Werkzeugen einer kaum zeit gebundenen, wenn auch nunmehr über holten Technik in diesem Welser Burg museum eine ebensolche Attraktion bil den könnte, wie sie durch das Museum der Vor- und Frühgeschichte ebenfalls erzielt werden muß. Stadtarchiv Wels, Welser Stadtsiegel von der Panncharte (Freiheitenbuch), 1574. Foto: Stadtarchiv Weis

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