Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 3, 1976

das Todausrufen vom Rohrbacher Pfarr kirchenturm zu nennen, das gleichfalls auf die Familie (Orts- oder Pfarrfamilie) abzielt. Das gilt ebenso für die ,,geheimnisvoll dunklen" Vorgänge - in den Pfingstnächten. Was da der Ordnung im Dorfbild zuwiderläuft, wird auf mannigfache Art für jedermann sichtbar gemacht. Unauf geräumtes, Vergessenes, Schlampiges, Ungepflegtes wird heimlich in die Orts mitte befördert oder vor der Pfarrkirche ,,ausgestellt". Doch um es nocheinmal als ein Merkmal herauszuheben: der Grundton aller Bräuche unserer Mühlviertler kommt aus ihrer verhältnismäßig stillen und behag lichen Welt, aus der Stube. Was hier an setzt, wird immer in den nächstweiteren Raum hinein entfaltet: nämlich in Dorf-, Orts- und Pfarrgemeinde. So haben unter anderem auch die Kirtage und Jahrmärkte — von wenigen Aus nahmen abgesehen — im großen und ganzen den Intimcharakter ruhiger Dörfer und Märkte beibehalten. Kennzeichnend dafür auch die Taubenmärkte, wie sie etwa in Haslach, neuerdings wieder in Peilstein und ein paar anderen Gemein den anzutreffen sind. Es ist überlieferter Brauch, in der Zeit von Weihnachten bis Palmsonntag, jeweils nach dem Sonn tagsgottesdienst, die liebevoll herange züchteten gefiederten Exemplare öffent lich herzuzeigen, zum Kauf oder Tausch anzubieten. Das alles vollzieht sich in einer verhaltenen Spannung und Begei sterung. Damit gerate ich auf eine Beob achtung, die mir wichtig für die Charakte risierung des Temperamentes jener Leute zu sein scheint: sie neigen im all gemeinen nicht zu Ausbrüchen und Exzessen. Sie verlieren niemals die Mitte. Ist es nun Zufall, wenn kein anderer als Adalbert Stifter, ein Landsmann also, zu Gattersäuie oder Lochstein, diente früher zur Weg- und Feldersperre und war bevorzugter Platz fürs ,,Windfüttern" im Abwehrbrauch der Rauhnächte. Foto: M. Eiersebner Links: ,,Haussegenbild" mit dem hl. Wolfgang, Hinterglasbild aus Sandl, jetzt im Oö. Landesmuseum, 1. Hälfte 19. Jahrhundert. Foto: P. Pfarl Rechts: Einsamer Bildstock im Mühlviertel. Foto: H. G. Prillinger

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