Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 3, 1976

Landschaft Wildpark Oberösterreich-Altenfeiden Heinrich Prinz Reuss Im Herbst 1969 wurde der Wildpark Oberösterreich-Altenfeiden im Hochland der Großen Mühl feierlich eröffnet. 180 Tiere tummelten sich auf dem 82 Hektar großen Gelände. Sechs Jahre später wa ren es bereits über 900 Tiere und wir konnten im Herbst 1975 den einmillion sten Besucher begrüßen. In Mautern, meinem früheren Wohnsitz, erarbeitete ich unter Mitwirkung von namhaften Wissenschaftlern und mit Unterstützung der steirischen Landes regierung ein Modell „Wildpark für Be sucher". Eine gestaltete Landschaft, reichlich mit Tieren versehen, sollte fol gende Aufgaben erfüllen: a) Belebung des Fremdenverkehrs b) Schaffung einer Erholunsglandschaft für die Bevölkerung c) Errichtung einer volksbildnerischen Kultureinrichtung für die Jugend Nach Rücksprache bei der oberöster reichischen Landesregierung, mit dem damaligen Herrn Landeshauptmann Dok tor Heinrich Gleißner, fiel die Wahl auf Altenfelden. Mit der Schaffung des Wild parkes Altenfelden hat das Mühlviertel nicht allein einen Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr gewonnen, es ist auch gelungen, den Besuchern der Bal lungsräume Altenfelden als Ausflugsziel schmackhaft zu machen, sowie das Ver hältnis der Menschen zur Natur und zu den Tieren, das sich in den letzten zwan zig Jahren so grundlegend geändert hat, zu verbessern. Kapitale Rothirsche, Sika-, Davids-, Axishirsche, Steinböcke, Wildpferde, Auer ochsen, Schwarzwild, Tahr, Antilopen, Fischottern, Nandus, Enten, Gänse u. a., all diese Tiere leben in dem 82 Hektar großen Gelände des Wildparkes Alten felden, viele von ihnen sind in der freien Natur bereits vom Aussterben bedroht, wie z. B. der Davidshirsch, auch Milu ge nannt. in Freiheit ist er bereits ausgestor ben und in Gefangenschaft gibt es nur mehr rund 600 Exemplare auf der ganzen Welt. Der Davidshirsch nimmt unter allen Hirscharten eine Sonderstellung ein. Sein eigenartiges Gevi/eih, sein für eine Hirsch art ungewöhnlicher langer Wedel, der an den Eselsschwanz erinnert, und seine Hufe, die beim Schreiten ein knackendes Geräusch ertönen lassen, unterscheiden ihn wesentlich von den anderen Hirschen. In freier Wildbahn seit unbekannter Zeit ausgestorben, wurde er im Auftrag des chinesischen Kaisers in größeren Herden im Wildpark von Nan Hai-tsu südlich von Peking gehalten. Eine 72 km lange Mauer Ein Hirschrudel - im Hintergrund der Ort Altenfelden umschloß diesen Park. 1865 gelang es dem französischen Zoologen und Lazaristenpater Armand David, einen ersten Blick auf diesen Park zu tun, und es wurde ihm erlaubt, einige lebende Tiere nach Europa auszuführen. In China wurde der Davidshirsch im Kaiserpark durch den Boxeraufstand (1900) und eine nachfolgende Überschwemmung völlig ausgerottet. Da beschlossen die Direk toren der verschiedenen zoologischen Gärten, ihre sämtlichen zuchtfähigen Da vidshirsche — 18 Stück — dem Herzog von Bedford, einem der berühmtesten Tierzüchter, zu übergeben. In seinem großen Wildpark Woburn Abbey sorgte er für eine wohlüberlegte Vermehrungs zucht und damit für die Erhaltung der Art. In China trägt der Davidshirsch auch den Namen ,,Sse-Pu-hasiang", auf deutsch „Viere in einem". Die Chinesen meinen, im Davidshirsch seien die Merkmale von Hirsch, Ren, Rind und Esel vereinigt. Bei uns im Wildpark Altenfelden wurden in diesem Frühling zwei Davidshirsche ge boren, auf die wir natürlich sehr stolz sind. Unser Wildpark besitzt übrigens die größte Hirschsammlung Europas und mein Ziel ist es, Altenfelden zum Welt hirschpark auszubauen. Jedoch auch viele Tiere, die in unserer Heimat leben, wie z. B. der Fischotter, sind vom Aussterben bedroht. Laut Stati stik gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nur mehr 200 Exemplare. Auch in Österreich wurde der Bestand stark verringert. Aus Bulgarien impor tierte ich im Herbst 1975 ein Fischotter pärchen, das sich bereits bestens einge lebt hat. Die anfängliche Scheu haben die Tiere bereits vollkommen überwunden und sie fressen aus der Hand. Den Be suchern des Wildparkes bereitet es viel Spaß und Freude, diese possierlichen Tiere zu beobachten. Ich hoffe, daß es uns gelingt, mit diesem Fischotterpärchen gute Zuchterfolge zu erlangen. Es gelang mir in diesem Jahr auch wie der, den bekannten Ornitologen Ing. Do minik Kollinger mit seiner Greifvogelvor führung nach Altenfelden zu verpflichten. Betreut werden von ihm: Adler, Geier, Falken, Habichte und Uhus. Bekanntlich wurde von uns im Vorjahr im Wildpark eine Uhu-Aufzuchtstätte eröffnet. Soweit mir bekannt war, dauert es mindestens zehn Jahre, um Züchtungserfolge bei in Gefangenschaft lebenden Uhus zu erlan gen. Ich bin natürlich besonders stolz darauf, daß uns dieser Züchtungsversuch bereits innerhalb eines halben Jahres gelungen ist und schon vier Junguhus ausgebrütet worden sind. Ich habe nun mit der Jägerschaft und den Naturschutz behörden Kontakt aufgenommen, um Horste von freilebenden Uhus zu be stimmen, da wir eine Rückführung der Nestlinge geplant haben. So kommt es langsam wieder zu einer Vermehrung von Uhus in der freien Natur. Ein großer Erfolg war dem Leiter der Greifvogelstation in diesem Jahr be schieden, indem es gelang, mit dem Wanderfalken ,,Viktoria" erstmalig nach weislich in Europa durch künstliche Be samung sechs Junge zu züchten. Es ist auch für mich immer wieder ein-Erlebnis, zu beobachten, wie ein Falke auf ein in die Luft geworfenes Federspiel mit einer

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