Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 3, 1976

Die Hügelwelt des Mühlvlertels mit altem Bildstock Im Vordergrund und der Burgruine Waxenberg auf ferner Hötie. Foto: H. G. PrIIIInger ' * r'--> V fAnderswo führten mit den gleichen Merk malen ebenso alte Wege von der Donau nach Böhmen, so von Linz der alte Scheffweg nach Leonfelden oder der ,,Grizstich" im unteren Mühlviertel, wahr scheinlich von Grein über St. Georgen direkt nach Norden; er wird in der Waldhausener Stiftungsurkunde von 1147 er wähnt und mündete in den Linzer Steig ein, der über Königswiesen ins Wald viertel führte und schon in der Raffelstettener Zollordnung genannt wird. Wieder findet man auch hier Orte auf Hügeln, überhöht von ihren Kirchen, die allesamt Kleinode der Baukunst ihrer Zeit darstellen. Selten anderswo in un serem Lande haben sich auf engem Raum so viele im Kern gotische Gottes häuser erhalten als gerade im Mühl viertel, vielfach erbaut zu Ende des 15. oder am Beginn des 16. Jahrhunderts, als die Strenge der Gotik zum Formen reichtum der Donauschul-Epoche auf blühte. Wahrscheinlich haben die Hussiten die meisten der Kirchen zerstört. so daß ein Neubau notwendig geworden Wieso hat sich die Gotik hier so stark gehalten? Wollte man behaupten,sie ent spräche dem einfachen, verschlossenen Naturell der Bewohner mehr als Barock und Rokoko, würde das im Kern vielleicht stimmen, aber doch zu weit herbeigeholt sein. Der wirkliche Grund lag wohl darin, daß die Bevölkerung zu arm war, um dem Zeitgeschmack zu folgen, ihre Kir chen, die gut und schön und auch altver traut waren, umzubauen; war eine Ände rung, ein Zubau notwendig, geschah er ohnedies zeitgemäß. Bestätigt wird diese Annahme durch jene Gotteshäuser, die einem Stift inkorporiert waren, denn sie erhielten von ihren Inhabern meist auch einen Teil ihrer barocken Baufreudigkeit übertragen. Die Gegenwart ist froh über dieses Beharrungsvermögen. So blieben uns z. B. Gewölbe erhalten, wie das von Königswiesen, von Zell bei Zellhof, be sonders im Emporeteil, oder das der Katharinenkirche in Freistadt. Nur so blieben geweihte Räume bewahrt, wie z. B. in Steinbruch oder St. Michael ob Rauchenöd. Gerade diese Kirche ist nicht nur ein weitbekanntes Wahrzeichen des Mühlviertels, sie hat im Zuge von Restaurierungsarbeiten auch sehr inter essante Aufschlüsse über ihre Bau geschichte preisgeben, eine Bau geschichte die man vielleicht für so manche andere Kirche des Mühlviertels parallel annehmen kann. Bei Grabun gen stieß man nämlich auf die Reste einer Holzkirche, eines zweischiffigen Hallenraumes mit umlaufendem Um gang. Ebenfalls Reste einer Holzkirche wurden bei der Renovierung eines an deren weithin sichtbaren Wahrzeichens des Mühlviertels, nämlich der Wenzelskir che bei Wartberg ob der Aist, gefunden, die wegen ihrer dominierenden Lage zur Gefallenen-Gedenkstätte des Bezirkes Freistadt ausgebaut worden ist. Fast alle Siedlungen im Mühlviertel lie gen auf einer Anhöhe. Unsere Vorfahren hielten nichts davon, sich zu verstecken.

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