Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 3, 1976

markter Altar mensctillctie Gestalt an nimmt, heruntersteigt und in Toblas' Hütte geht. Auf diese Weise bewahrt sie Tobias von der Versteigerung an die Doiiarmänner. immer, wenn Ortner mit einem Drama Erfolg hatte, wollte er gleich eine Trilogie schreiben. Von nun an hielt er sich nur mehr an große Ereignisse oder an in der Geschichte feststehende Namen. Mit seinem sicheren Instinkt für das Wirk same auf der Bühne konnte der Erfolg nicht ausbleiben. Die stigmatisierte Therese Neumann aus Konnersreuth lieferte den Stoff für den zweiten Teil der Trilogie ,,Sebastiansle gende" (1929). Das Thema selbst führte zum Erfolg, obwohl dramatische Schwä chen nicht zu verdecken sind. Der ge plante dritte Teil seiner Wunder-Dramen, ,,Katharinas Verkündigung", ist nicht er schienen. Die Tragödie ,,Schuster Hitt" (1931) geht auf eine Begebenheit in Ortners Heimat zurück. Ein Schustergeselle heiratete eine um dreißig Jahre ältere Frau. Die Folgen waren abzusehen. Nach dem Tode der Frau ging in Bad Kreuzen das Ge rücht, die Frau sei durch Gift umgekom men. Die Problematik, die sich der Dich ter selbst stellte, besteht darin, daß die Absicht zu töten, schon als Mord anzuse hen sei. Das ist Othmar Spann'sche Phi losophie, die damals in Österreich star ken Anklang fand. Die Wiener Asphaltkritiker, die Ortner nach 1945 arg zusetzten, bedachten nicht, daß der Dichter für seine Tragödie „Schu ster Anton Hitt" sowie für seinen ,.Tobias Wunderlich" während des Dritten Rei ches Aufführungsverbot erhielt. Nun folgen zwei zeitkritische Dramen ,,Wer will unter die Soldaten" (1930) und ,,Amerika sucht Helden" (1930). Ersteres bedient sich im Technischen der Strindbergschen Form., inhaltlich ist es ein Stück für den Pazifismus, während letz teres die Rekordsucht aufs Korn nimmt. Was nun noch folgt, sind Themen aus der Geschichte und Kunst, bekannte Na men, die er mit seiner sicheren Dramatikerpranke bombensicher auf die Bühne stellt. ,,Stefan Fadinger" hatte es ihm angetan, später arbeitete er das Drama um und nannte es ,,Der Bauernhaupt mann". Der damalige Burgtheaterdirektor Her mann Röbbeling suchte für Werner Kraus eine Rolle, die eigens für diesen Schau spieler zurechtgeschneidert sein sollte. Ortner schrieb eine Szenenfolge ,,Beet hoven". Da sich Werner Kraus, der große Schauspieler, in dieser Rolle begreifli cherweise nicht wohl fühlen konnte, fand sich Ewald Baiser, der das Stück mit seiner Kunst bei der Uraufführung am Burgtheater (1935) aufwertete. Schon im Jahre 1935 faßte Ortner den Plan zur ,,Himmlischen Hochzeit", ein Drama, das seine Ehe mit der Burg schauspielerin Elisabeth Kallina umfaßt, aber die Hauptgestalten agieren weit in der Vergangenheit. Ortner war immer ein Causeur, ein schöner, großer Mann, ein Liebling der Frauen. Daraus ergaben sich naturgemäß Konflikte in seinen Ehen. Und es war immer ein Stück Berech nung dabei, wenn er, wie ein Falter, von Blume zu Blume flog. Die Verwendung von Traumszenen er öffnen dem Dichter ungeahnte drama turgische Möglichkeiten. Wieder war es der Burgtheaterdirektor Hermann Röbbe ling, der Ortner zu einer neuen Arbeit anregte, diesmal zu einem ,,Columbus"- Drama. Ortner erfaßte sofort, daß das geringe Material nicht ausreichen konnte, ein kompaktes Theaterstück auf die Bühne zu stellen, so stellte er Königin Isabella in den Mittelpunkt der Handlung und nannte das Drama ,,Isa bella von Spanien" (1938). Ortner selbst nennt es ein Schauspiel. 1939 bis 1940 entstand das Traumspiel „Paradiesgärtlein", auf einer wahren Be gebenheit fußend. Es bleibt nur noch über das Drama ,,Veit Stoss" (1941) zu berichten. Es ist eine Auftragsarbeit des Nürnberger Bürger meisters Willy Liebel, der dieses Werk anläßlich einer Veit-Stoss-Feier bei dem Dichter bestellte. Was Ortner in seiner Zeit so beliebt ge macht hat, war sein Sinn das Zeitge schehen, das in der Erinnerung des Vol kes noch haftete, geschickt auf die Bühne zu bringen, zum anderen, Große der Ge schichte und der Kunst, die ein jeder kannte, bühnenwirksam zurechtzurücken, daß sie jeder verstehen konnte. Ortner mangelte es nicht an einer echten Liebe zur Heimat, in die er immer wieder zu rückkehrte, wenn er mühselig und bela den war. Es ist auch bedeutsam, daß in Hermann Heinz Ortner aus der epischen Land schaft des Mühlviertels ein Vollblutdra matiker erwuchs, der allerdings seine Stoffe, bis auf einige Ausnahmen, weit herholte. Am 22. August 1956 ist Ortner, der schon mehrere Herzinfarkte hinter sich hatte, wohl an den Aufregungen, die ihm sein geplantes Großunternehmen, in Salzburg eine Musik-Olympiade zu starten, ein brachte, gestorben. Literatur: Helga Spirk: Thematik in den Dramen Her mann Heinz Ortners. Diss. Graz 1954. Hermann Heinz Ortner: In: Deutsch-Österrei chische Literaturgeschichte von Nagl, Zeidler, Oastie, 4. Band, Wien 1937. Hermann Heinz Ortner: In: Deutsches Dichter lexikon von Gero von Wilpert, Stuttgart 1963.

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