Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 3, 1976

schung in der Liebe um die Erfüllung in der Kunst. Grünewald schafft den Isenheimer Altar und Leonardo da Vinci das Abendmahl. Die Anregungen zu den Dramen Ortners entspringen entweder Zeitereignissen oder direkten Aufträgen aus gewissen Anlässen. Und hier kommen wir auf das eingangs Gesagte zurück, daß bei Ortner Leben und Schaffen eine unabdingbar verwobene Einheit darstellen. Josef Nadler sagt, Ortner sei ,,von der Legende ausgegangen, die das tägliche Brot der Laienspieler war. Die Wirbel, die das Wunder erzeugt, wenn es die Welt der Vernunft betritt, wurden sein eigentlicher Vorwurf." Im Frühjahr 1916 schrieb Ortner in einem Militärspital das Drama ,,Vaterhaus". Es ist sein erster dramatischer Versuch, die Tragödie der eigenen Familie, im Mittel punkt steht das Zerwürfnis mit seinem Vater, zu gestalten. Hier dringt erst heraus, was an Unmut angesammelt war, da Ortner von Schule zu Schule wanderte und nirgendwo durchhielt. Der Einfluß Strindbergs, der übrigens in der Nähe von Ortners Heimatort einige Zeit lang wohnte, ist unverkennbar. Strindbergs ,,Scheiterhaufen" und ,,Gespensterso nate" standen seinem ,,Vaterhaus" Pate. Der Erfolg des Werkes war gering. Eine weitere Familientragödie ,,Mater Dolorosa" (1919) entstand in Ortners Eltern haus in Bad Kreuzen. Die Mutter dürfte das ausgleichende Moment in der Familie gewesen sein, denn ihr setzte er in der Hauptgestalt ein schönes Denkmal. Das Stück erzielte einen bedeutenden Büh nenerfolg. Es folgte nun eine ganze Reihe von Büh nenstücken, die den Namen Ortners hin austrugen in den deutschsprachigen Raum. Die Tragödie „Sumpf" (1921) ist ein Mutter-Drama,das auf einer Begeben heit während seines Reichenberger Auf enthaltes fußt. Der große Erfolg seiner beiden MutterDramen ließ in ihm den Entschluß reifen, eine Mutter-Trilogie zu schreiben. So hieß denn sein nächstes Drama „Ende", das er umarbeitete und dann „Steile Berge" nannte. Auch hier steht die Mutter im Mit telpunkt des Geschehens, eine Mutter, die aus Liebe zu ihrem Kinde zur Verbre cherin wird. Dieses düstere Familienbild steht ganz in der Tradition des Naturalis mus. Es gibt keine Handlung im üblichen Sinne, denn diese sich gegenseitig auf reibenden Menschen sind einer Handlung gar nicht fähig. Der verwaschene Natur pantheismus Anzengrubers geistert hier bereits herein. Nun drängte es Ortner, eine Art ZeitTrilogie zu schreiben: ,,Auferstehung", das die Kärntner Abstimmung vom 10. Oktober 1920 zum Thema hat, und ,,Kohle" und ,,Menschen". Es wurde aber nur die ,,Auferstehung' aufgeführt, die anderen beiden Stücke er blickten nie das Licht der Bretter, die die Welt bedeuten. Es ging Ortner wieder einmal schlecht. Der Not gehorchend verfaßte er drei Sing spiele. Das eine wurde dann als Operette ,,Musik im Mai", nach der Novelle ,,Die verdammt arme Seele des Dr. Klammer" von Rudolf Hans Bartsch ein großer, auch materieller Erfolg. Nach diesem Exkurs auf das Feld der leichten Muse begann er wieder mit der Arbeit als ernst zu neh mender Dichter. Ortner hatte in einer Zeitung gelesen, daß eine kostbare Lu therbibel nach Amerika verkauft werden sollte und er machte sich Gedanken, was wäre, wenn der Kefermarkter Altar eben falls käuflich ins Ausland käme. Er arbei tete von 1927 bis 1928 an diesem Drama und nannte es ,,Tobias Wunderlich". Die Beteiligung an einem Literaturwettbe werb zeitigte eine erfreuliche Wirkung. Es wurde ihm 1928 für dieses Drama der „Preis der Stadt Wien" verliehen. „To bias Wunderlich" gehört zu den besten und erfolgreichsten Werken Ortners. Da sich der Stoff auch für eine Oper ausge zeichnet eignet, wurde das Drama von Josef Haas vertont und am 24. November 1937 im Stadttheater Kassel zur Urauffüh rung gebracht. Hier kommen Ortner wiederum seine Er fahrungen, wie man einen Stoff bühnen wirksam gestaltet,zugute. Der arme Holzschuhmacher Tobias Wun derlich bewirkt es durch intensives Ge bet, daß die heilige Barbara vom Kefer- «(ö. - be«cr. ^4^ Tituiaire Hermann Vor- und Zuname: -- 0 r t n e r und Tag der Geburt:. 14-11 — I -Ereazen \ ^^^/sbürgersdiaft: Österreich (iedig, verh,, gesdi-, verw.): ■— Beruf: ..Solii'if Sal?.borg Kbrpergröfk: Farbe der Augen: Farbe der Haare: -- Besondere Kennzeidien: » ' -'.Atta 1 Kb-wg •|^'F "''d der AiKst5fung / üotmdirift des austcrtigenden Identitätsausweis für Hermann Heinz Ortner, ausgesteiit in Saizburg am 31. 12. 1952. Diese Ausweise wurden in Österreich während der Besatzungszeit ausgegeben. Rechts: Handschrift für den 5. Akt des Dramas ,,Träumereien des Andre Chenier". Beide Abbildungen mit Erlaubnis des OÖ. Landesmuseums aus dem umfangreichen Nachiaß von Hermann Heinz Ortner.

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