Hans Sturmberger: Adam Graf Herberstorff. Herrschaft und Freiheit im konfessioneilen Zeitalter. — Wien: Verlag f. Geschichte und Politik 1976, 518 S., 17. Abb., Ladenpreis S 380.-. Das Erscheinen dieser Monographie darf wohi ais eines der wichtigsten Ereignisse im ober österreichischen Bauernkriegsgedenkjahr 1976 bezeichnet werden. Hans Sturmberger arbeitet an diesem Thema seit vielen Jahren. Es ist eingeordnet in seine Forschungen zur Ge schichte der Reformation und Gegenreforma tion, die neben der Landesgeschichte sein bestimmendes wissenschaftliches Aniiegen darstelien. Dem Caiviner und Ständeführer Georg Erasmus Tschernembi steilt er nun eine zweite Schiüsselfigur gegenüber, die weit gehend das Schicksal des kleinen Landes ob der Enns im frühen 17. Jh. mitgestaiten konnte; Adam Graf Herberstorff, den ,,Aiba" des Lan des ob der Enns, den Konvertit, den Statthaiter des Herzogs von Bayern, den Land mann und Landeshauptmann und schiießiich den ,,Mensch in der Zeit", der in der ,,Reiigionsreformation und dem Aufstand der Bauern" am Schaitbrett der Geschichte stand. Im Geiste klassischer Geschichtsdarsteilung steilt Sturmberger seine historische Figur in den poiitischen, soziaien und reiigiösen Ge samtrahmen der Zeit hinein. Wir erleben an schaulich die streng protestantische Jugend des jungen steirischen Edeimannes, seine pu ritanische Erziehung, seinen Aufstieg in PfaizNeuburg, seinen Religionswechsel und seine Führungsroile im Lande ob der Enns, die mit dem Bauernaufstand des Jahres 1628, vor aliem aber mit dem Biutgericht auf dem Haushamerfeld legendär überschattet ist. Im Geiste objektiver Geschichtsforschung ver wendete H. Sturmberger vieie Jahre an einem intensiven Queilenstudium, um sich ein eige nes Biid dieser schiliernden Persöniichkeit machen zu können. Er entschuidigt und ver dammt nicht, er versucht auch keine Ehren rettung, sondern bemüht sich stets nur um sachiiche Objektivität, wobei auch feinsinnige psychoiogische Beobachtungen herangezogen werden. Zu den iängst bekannten Vorzügen des Autors gehört es aber auch, daß er giänzend die Sprache beherrscht und ihm Geschichtsschrei bung auch ais eine künstierische Aufgabe er scheint. Seine Herberstorff-Monographie ist vorzügiich gegiiedert. Die Kapitei greifen wie in einem spannenden Roman ineinander über, die Darsteliung ist ausgefeiit. An Hand dieses Werkes ist nunmehr die Geschichtsperiode der Reformation und Ge genreformation in Oberösterreich neben der schon weiter zurückiiegenden Forschungsar beit von Kari Eder wohi zeitnah und fach gerecht bearbeitet. Eichmeyer/Feigi/Litschef: Weiiß gilt die Seei und auch das Guet. Oberösterreichische Bauernaufstände und Bauernkriege im 16. und 17. Jahrhundert. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1976, 180 Seiten Text, 6 Farbund 76 Schwarzweißbilder,Ladenpreis S278.—. Die oberösterreichischen Bauernaufstände be wegen Forschung und Geschichtsschreibung im Lande seit den Tagen der Fiorianer Historikerschuie. Franz Kurz und Aibin Czerny stehen am Anfang einer iangen Autorenreihe. Der Bayer Feiix Stieve (1891) und der Ober österreicher Juiius Strnadt (1902) schiiderten den großen Bauernaufstand des Jahres 1626 in seinem äußeren Abiauf, beide Bücher sind iängst vergriffen. Vieie Einzeiaufsätze sind er schienen. Fachiiche Monographien, so vor al iem von Kari Eder und Hans Sturmberger, schufen vöilig neue Einsichten. Es war aiso naheliegend, daß gerade im Bauernkriegsge denkjahr 1976 versucht werden würde, diese weit verzweigte Literatur in einer Popuiärdarsteiiung zusammenzufassen. Dem Oberöster reichischen Landesveriag steiiten sich drei Autoren zur Verfügung Pfarrer i. R. Kari Eich meyer mit seinem Beitrag: ,,Reformation und Bauernkriege in Oberösterreich", Oberarchiv rat Dr. Heimuth Feigl mit seiner Studie ,,Die wirtschaftiichen und rechtiichen Verhäitnisse der Bauernschaft Ober- und Niederösterreichs im 16. und in der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts" und schließlich Prof. Rudolf Walter Litschel, dem auch die Gesamtredaktion dieses Buches obiag, mit seinem Beitrag: ,,Die krie gerischen Auseinandersetzungen in Oberöster reich von 1595—1636". R. W. Litscheis Abhandiung ist wohl die wesentiichste in diesem Werk, in Zusammenfassung der bisher er schienenen Literatur, nach eigener Feidforschung und erstmais auch nach wehrhistori schen Gesichtspunkten werden die kriegeri schen Abiäufe in unserer Heimat in diesen biutigen und tragischen Jahrzehnten neu erzähit. Der Autor beschreibt exakt, räumt mit manchem Vorurteii auf, bringt vorsichtige Wertungen, gibt vor aiiem eine gut lesbare Chronik der Ereignisse. Hinzuweisen wäre vor aiiem auf seine wehrhistorischen Skizzen, im Mittelpunkt steht naturgemäß das Kriegsjahr 1626, doch werden eingehend auch die revo lutionären Vorfälie in den Jahrzehnten vorher und den Jahren nachher dargesteilt. H. Feigi versucht, den wirtschaftiichen und soziaien Hintergrund zu zeichnen.Seine Kennt nisse beruhen vor aiiem auf Queiienmateriai aus dem benachbarten Niederösterreich, für Oberösterreich stützt er sich in erster Linie auf die Forschungsergebnisse von Georg Grüli. Der Leser bekommt ein anschauiiches Biid vom Leben des Bauern und Bürgers in dieser Geschichtsperiode. Vorurteiie werden zurecht gerückt. K. Eichmeyer soiite den aligemein politischen und reiigionsgeschichtiichen Hin tergrund zeichnen, ihm ist seine Aufgabe nicht zufriedensteilend geiungen. Zu sehr häit er an einem vorgeprägten Geschichtsschema fest, die eigene Queiienkenntnis ist offensichtlich gering, es wird zu viel ,,Legende" herange zogen. Hier muß wohi auf die Arbeiten des verstorbenen Linzer Historikers Karl Eder hin gewiesen werden, der mit seinen Studien sei nerzeit ein Biid dieser Zeit entworfen hat, das man wird ergänzend iesen müssen, wili man zu einem richtigen Verständnis kommen. Ausgezeichnet ist die Bebiiderung dieses Wer kes, die zur Veranschauiichung des Themas beiträgt. Für die nächste Zeit wird dieses Buch sicheriich einen wichtigen Bestandteii der Geschichtsiiteratur in Oberösterreich biiden. Thomas Korth: St. Florian. Die Entstehungs geschichte der barocken Kiosteraniage. — Nürnberg: Verl. Hans Carl 1975, X, 394 Seiten, 96 Abb., Ladenpreis S 678.—. St. Fiorian zähit zu den wenigen österreichi schen Kiöstern, die in der Barockzeit eine vöiiig neue und einheitiiche Architektur erhiel ten. Das barocke Bauprogramm konnte hier, wie z. B. auch in Melk, zur Gänze realisiert werden, während anderswo oft nur ein Torso gelang. Bedeutungsvoll war, daß die Baufüh rung zeitlich konzentriert erfoigte und an die großartigen Architektennamen Cario Antonio Carlone sowie Jakob Prandtauer gebunden ist. Die voriiegende Baugeschichte des barocken St. Florian ist aus einer Dissertation entstan den. Der Autor bekennt seinen Dank an sei nen Lehrer Prof. Karl Oettinger, einem Öster reicher, der in Eriangen iehrt. Erschienen ist das umfangreiche Werk ais Band 49 der ,,Er langer Beiträge zur Sprach- und Kunstwissen schaft". Mitherausgeber ist das Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes Wien. Der Autor widmete dem Thema vieie Jahre einer mühevoiien Queilenarbeit. Seine Darsteliung stützt sich auf histo rische Pläne in den Stiftssammlungen von St. Florian und im Oö. Landesarchiv, auf Akten und Handschriften und interessanter weise auch auf Druckwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, die Einblick in die barocke Baugesinnung gewähren. Neben der exakten Beschreibung der Bauentwickiung bemüht sich der Autor besonders um die ,,Handschrift" der St. Florianer Architekten. Hier waren viele offene Fragen zu klären. Die Knappheit des zur Verfügung stehenden Besprechungstextes erlaubt leider nur eine summarische Aufzählung der einzelnen Kapi tel: Das alte Stift - Das erste Neubauprojekt — Die neue Stiftskirche. Der Westtrakt — Das Treppenhaus - Der Konvent — Der Saaitrakt — Der Bibiiothekstrakt - Schluß. Dieses Buch ersetzt zum Teil den Wunsch nach einem Sonderband über St. Fiorian im Rahmen der österreichischen Kunsttopographie. Wün schenswert wäre nun noch eine genaue Er fassung der Kunstsammlungen des Klosters. Thomas Korth, der Universität Eriangen, dem Bundesdenkmaiamt Wien und nicht zuletzt dem Nürnberger Verlag muß gedankt wer den, daß über das österreichische Nationaidenkmai St. Fiorian eine so vorzügliche Bau monographie erscheinen konnte. Dr. Otto Wutzel
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