Bücherecke Helga Litschel: Erinnerungsstätten an Bauern kriege und Bauernunruhen in Oberöster reich. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1976, 72 Seiten Text, 16 Abb., zwei farbiges Titeibiid, kartoniert, Ladenpreis S 58. Hans Sturmberger zitiert in seinem Beitrag zum Katalog der Landesausstellung „Der oberösterreichische Bauernkrieg 1626" den be deutenden Schweizer Historiker Jakob Burckhardt, der in seinen „Historischen Fragmen ten", einem Werk der Weltliteratur, den oberderennsischen Bauernaufstand 1626 als eines der wenigen ,,pupulären" Ereignisse dieser Zeit bezeichnete. Die ,,Popularität" drückt sich vor allem darin aus, daß dieser innere Krieg trotz seiner ganzen Tragik bis zum heutigen Tage ungebrochen im Landesbewußtsein le bendig geblieben ist. Früher in Parteienstreit hineingezogen, bemüht sich unsere Genera tion um eine objektive Einordnung in die Lokaigeschichte. Diese ,,Popularität" drückt sich auch darin aus, daß im Laufe der Zeit viele Gedenk stätten entstanden sind, die älteste mit einer Bauinschrift über dem Südportal der Pfarr kirche von Schenkenfelden aus dem Jahre 1525, die meisten im Gedenkjahr 1926, in dem eine große Welle der Begeisterung durch unser Land ging, einige auch im heurigen Gedenkjahr. Seit dem 5. Jänner 1946 besteht im Rahmen des Oberösterreichischen Bauernund Kleinhäuslerbundes ein Bauernkriegdenk malkomitee, das sich um die Erhaltung aller dieser Gedenkstätten bemüht. Seit langem war es ein Wunsch in diesem Arbeitskreis, daß ein Führer zu den Bauernkrieg-Gedenk stätten Zustandekommen möge. Helga Litschel hat diesem Wunsch nunmehr in vorzüglicher Welse entsprochen. Ihr Buch ist mit größter Sorgfalt gearbeitet. In Ihm werden 41 Gedenk stätten — in chronologischer Abfolge der Ereignisse — beschrieben. Die Beschreibun gen umfassen genaue topographische Anga ben, Schiiderungen der Entstehungsgeschichte der einzelnen Denkmäler und Darstellungen über ihren Aufbau mit Inhalt der Gedenk tafeln etc. Außerdem wird bei jedem Denk mal ein knapper Hinweis auf das historische Ereignis gegeben, das sich hier vollzogen hat. Die Autorin hat nicht nur alle ihr erreichba ren Unterlagen verwertet, sondern jede Ge denkstätte persönlich aufgesucht. Ihre Be richte sind auf den letzten Stand gebracht. Es ist ihr gelungen, auch für Kundige im Thema Neues zu erschließen, ein Ergebnis ihrer liebevollen Feldforschung. Interessant und wertvoll sind auch ihre Hinweise auf Exponate in oberösterreichischen Museen und Heimathäusern, die sich auf die Bauernkriege beziehen. Dieser ,,Dehiio" zu den oberösterreichischen Bauernkriegsgedenkstätten wird sich bald größter Zustimmung aller Heimatfreunde er freuen. Georg Grüii: Bauernhaus und Meierhof. Zur Geschichte der Landwirtschaft in Oberöster reich. — Linz: Oö. Landesarchiv 1975, Vif, 359 Seiten, 18 Abbildungen, Ganzleinen, La denpreis S 298.—. In Heft 1/1976 unserer Zeitschrift veröffent lichte Dr. Franz Wilflingseder eine biographi sche Skizze über den am 16. September 1975 verstorbenen verdienstvollen Landeshistoriker Georg Grüll. Er wies darin auf dessen letztes Buch ,,Bauernhaus und Meierhof" hin. Uns erscheint dieses Werk wie die Summe eines Lebens, auch wie ein geistiges Vermächtnis. Noch einmal finden wir in ihm das große wissenschaftliche Anliegen Georg Grülis, die Erforschung des oberösterreichischen Bauern tums im Rahmen der Wirtschafts- und Soziaigeschichte des Landes, zusammengefaßt. Die Rezensionen über dieses Buch haben bisher vor allem hervorgehoben, daß es dem Autor dank seiner Quellenarbeit gelungen ist, die Entstehungsgeschichte des oberösterreichi schen Vierkanters zeitlich richtig einzuordnen. Damit löschte er romantische Vorstellungen und demonstrierte, wie sehr historische Er kenntnisse nur aus einer archivaHschen For schung gewonnen werden können. Das Buch ist aber darüber hinaus eine genau und liebevoll gezeichnete Entwicklungsgeschichte der Landwirtschaft. Nach einem umfassenden Quellenbericht behandeln die einzelnen Hauptkapitei folgende Themen: Aus der Entwick lungsgeschichte der Landwirtschaft - Bauernhof/Melerhof — Herrschaftliche Meierhöfe und Zehenthöfe — Der Ausbau der Landwirtschaft und der bäuerlichen Gehöfte von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an. Der Abdruck von Originalquellen ergänzt die Darstellung. Georg Grüll ist mit seinen Büchern, vor allem jedoch mit seinem letzten Werk, zum Ge schichtsschreiber des oberösterreichischen Bauerntums geworden. Er führt in allen sei nen Veröffentlichungen vor, wie wichtig So zial- und Wirtschaftsgeschichte sind, um die Vergangenheit richtig zu verstehen. Das Bild einer vergangenen Zeit kann nur gezeichnet werden, wenn wir aus den Geschichtsquelien das tägliche Leben erfassen. Dazu ist aller dings unendlicher Fleiß erforderlich. Georg Grüll besaß ihn in hohem Maße. Das beschriebene Buch ist Band 13 der vom Oberösterreichischen Landesarchiv herausge gebenen Serie ,,Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs". Mit dieser wissenschaftli chen Reihe steht unser Landesarchiv wohl im Spitzenfeld der österreichischen Ge schichtsforschung. Hannes Loderbauer: Wandern und Bergstei gen in Oberösterreich. 6. verb. Aufi. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1976, 182 Seiten, Text, 8 Karten, 66 Abb., Haibieinen, Ladenpreis S 98.— Wenn ein Wanderführer innerhalb von weni gen Jahren sechs Auflagen erleben konnte, so ist dies ein Beweis für seine Beliebtheit und Brauchbarkeit. Der Autor ist ein bekann ter heimischer Bergsteiger und Fotograf. Er ist unermüdlich in unserer Bergwelt unter wegs. Aus Wandervorschlägen, die zunächst im Linzer Volksblatt veröffentlicht wurden, ent stand sein handliches Buch, das inzwischen zum treuen Wegbegleiter vieler Bergsteiger geworden ist. Hannes Loderbauer schildert „Wanderungen" — hier führt er uns durch die oberösterreichischen Voraipen und auf gemütliche Wege in unseren Alpen vom Salz kammergut bis in das Ennstal — und ,,Berg steigen" - hier beschreibt er Hochtouren in unserem Bergraum. Seine Darstellungen sind einladend, mit genauen Angaben, sie werden von Kartenskizzen und Bildern ergänzt. Schließlich weist er auch noch auf einige „Alpine Bergfahrten" hin. Als verantwortungs bewußter Tourist gibt er auch einige Hinweise auf die Gefahren in den Bergen, auf Aus rüstung, Verpflegung und Rucksackinhait. Mo nika Luckeneder-Loderbauer schreibt über ,,Wandern und Bergsteigen mit Kindern". Ein Verzeichnis der oberösterreichischen Bergund Skiführer und eine Würdigung des Bergrettungsdienstes runden den Inhalt die ses praktischen Wanderführers ab. Viel Inter esse wird auch die Zusammenstellung der verschiedenen ,,Wander- und Bergsteigerna deln" finden. Eduard Christoph Heinisch: Aussagen. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1975, 95 Seiten, Ganzieinen, Ladenpreis S 88.—. Es sind 65 Aussagen, die E. 0. Heinisch in seinem jüngsten Gedichtband macht. Ich hoffe mich nicht verzählt zu haben. Es sind zeit kritische Verse, meist in freier Rhythmik. Ihr Grundton ist Negation und Zynismus. Es ist sehr viel Wahres in ihnen. Es ist aus ihnen ein verwundetes Herz zu spüren. Es sind auch echte Ausblicke zu erkennen, wenn der Autor den Österreichern empfiehlt, in Franz Schuberts Musik ,,eine Gewissensfrage für wissende Österreicher" zu spüren, oder wenn er ein Adventlied niederschreibt, das trotz aller Bissigkeit doch eine Hoffnung gibt. Wir möch ten E. 0. Heinisch bitten, daß er immer mehr zum Positiven hinfindet. Mit Vernei nung allein kann man keine Weit verbessern. Wenn man Talent hat — wie er —, muß man auch eine Heilung geben können. Ein guter Diagnostiker ist noch lange kein guter Arzt! Ernst Kubin: Hieb- und Stichwörter. — Linz: Rudoif Trauner Veriag 1976, 64 Seiten, Papp band, Ladenpreis S 68.— Am aitösterreichischen Beamtentum wurde ge rühmt, daß es geistreich sei, oft Dichter in seinen Reihen hatte, daß es neben allem Bürokratismus die schöngeistige Welt liebte. Ernst Kubin ist hoher Magistratsbeamter. Er ist auch maßgeblich an der Arbeit der LIVA beteiligt. Er trifft täglich mit vielen Menschen und Situationen zusammen und findet — er freulicherweise — Zeit zur Beobachtung sei ner Mit- und Umwelt. Er schreibt aus diesen Beobachtungen eine gekonnte Kurzprosa. Viel leicht sind es oft auch ,,Befreiungen". Er zeigt Mut, wenn er bittere Wahrheiten aussagt, so z. B.. ,,Die öffentliche Meinung ist das Produkt der Unfähigkeit, sich den Luxus ei ner privaten Meinung zu erlauben." Mit die sem schmalen Buch reiht sich der Autor in die Linie einer alten österreichischen Beam tentradition ein.
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