Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Ein nicht alltägliches Kriegerdenkmal auf dem Hochleckenberg im Höllengebirge; „Den gefallenen Bergsteigern der großen Kriege". Foto: H. Loderbauer "Im • ■/>€ l^v " ' w«- I UMM Au Todestransporte von KZ-Insassen erfolgt, deren blutige Wege man nocti heute auf Grund der aufgestellten Gedenksteine verfolgen kann. Zufluchtsort für fast zwei Mlllionen Men schen All diese unsinnigen Opfer der letzten Kriegstage des zweiten Weltkrieges dür fen den Blick nicht trüben, dürfen nicht übersehen lassen, daß Oberösterreich auch jetzt vom Glück eher noch begün stigt war. Denn auch dieser „Landkrieg" der ersten Maltage betraf — ähnlich wie der Bombenkrieg — nur schmale Landes teile, etwa entlang der amerikanischen Vormarschstraßen von Oberkappel, Neufelden, Rottenegg nach Linz; von Schär ding über Walzenkirchen und Eferding nach Linz; von Schärding über Ried nach Wels und Steyr und schließlich von Braunau über TImelkam nach Gmunden, Micheldorf und an die Enns. Alles In allem war es schon mehr Besetzung als Bekämpfung des Landes. Längst aber war Oberösterreich nicht mehr den Oberösterreichern allein gehö rig: Mehr als zwei Millionen Menschen waren In diesen Mal-Tagen 1945 hier zu sammengedrängt, In jenem Land, dessen Bevölkerung eben während des zweiten Weltkrieges die Millionengrenze erreicht hatte. Unter den KZlern und ,,Fremdar beltern", die nach Kriegsende lebend das Land verlassen konnten, befanden sich Männer, Frauen und Kinder fast al ler europäischen Nationen: Mehr als 185.000 der verschiedenen Völker Ruß lands, 98.000 Franzosen, 54.000 Ungarn, fast 23.000 Italiener, mehr als 20.000 Po len, fast 12.000 Tschechen und Slowaken, fast 7000 Jugoslawen, mehr als 4000 Nie derländer, 3000 Belgler, mehr als 1000 Luxemburger, dazu 60.000 Menschen ver schiedener anderer Nationen, mehr als 50.000 Österreicher anderer Bundeslän der — dazu mindestens 200.000 In ameri kanischer Kriegsgefangenschaft befindli che frühere deutsche Soldaten. Und als letztes: Vier amerikanische Divisionen und nach dem Waffenstillstand noch eine nicht mehr genau feststellbare Menge sowjetischer Truppen — Anfang August 1945, als das Mühlviertel zur Gänze be setzt wurde, allein 60.000 In Urfahr! Gestorben in Oberösterreich Nicht Immer Ist Sterben etwas Friedli ches, eine Erlösung, oft Insbesondere für junge Menschen, für Soldaten, etwas Bit teres. Aber auch hier gibt es Varlanten der Bitternis: In der Fremde sterben oder gar In der Fremde unter unwürdigsten Umständen sein Leben beschließen zu Gerade hier erkennen wir den gewalti gen Unterschied zwischen den Gefange nen des ersten und den Kriegsgefange nen, den Insassen von Straf- und Kon zentrationslagern des zweiten Weltkrie ges, von denen nicht weniger als 49 In Oberösterreich lagen, mögen sie gele gentlich auch nur wenige Wochen geöff net gewesen sein. Am evangelischen Friedhof von Bad Golsern sind etwa zwei Heerführer des er sten Weltkrieges aus gegnerischen La gern begraben: Der österreichische Ge neral Alfred Krauß — und wenige Meter davon entfernt, der kaiserliche russische General Andreas Polovzow, der nach Kriegsende nicht mehr In seine russische Heimat zurückkehrte und In Österreich In den späten dreißiger Jahren verstarb. Noch versöhnlicher sind drei Gedenk steine am Friedhof von Bad Ischl: Zwei Grabmäler mit österreichischen Soldaten aus dem ersten Weltkrieg schließen ein Grabmal mit ,.fremden Soldaten" ein, de nen eine Ischler Bürgerin diesen Grab stein widmete und setzte. Und mögen auch die ,,Russenfriedhöfe" aus dem er sten Weltkrieg, etwa der Linzer oder der Freistädter, nichts Tröstliches an sich haben — es war ein gewaltiger Unter schied zum Schicksal der Gefangenen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre spä ter.

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