Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

m Die Gruft für den großen österreichischen Heerführer des Ersten Weltkrieges, Alfred Krauß, beim Eingang des evangelischen Friedhofes In Bad Geisern. Foto: H. Loderbauer 0l'-f Ebenfalls am evangelischen Friedhof in Bad Geisern finden wir die Grabstätte eines Generals aus dem gegnerischen Lager: Andreas Polovzow, Generai d. Kaiseri. Russ Armee. Foto: H. Loderbauer IN DIESEM FRIEDHOF RUHEN ANDREAS POLOVZOW ;GENERALD.IMSERl.RÜSS.ARMEE Ii8.1868- 16,7.1946 GEORG V GERSDORFF KAISERUCH RUSS RIHMEISTER 4, 6, 1881 - 13.1L1948 Unsinnige Opfer der ietzten Kriegstage Eine militärische Karte der Zeit um den 1. Mai 1945 zeigt fast ganz Mitteleuropa von alliierten Einheiten besetzt, mit Aus nahme von Böhmen,Teilen Mährens, von ganz Oberösterreich, Salzburg und Tei len Vorarlbergs, Tirols, von Kärnten, der Steiermark, den angrenzenden nördli chen Gebieten Jugoslawiens, sowie Tei len von Niederösterreich. Hier also, in diesem Raum, mußte der zweite Weit krieg zu Ende gehen. Tatsächlich wußte man in dieser allerletzten Kriegsphase, die für Oberösterreich am letzten April 1945 einsetzte, nicht, ob man noch Stel lungen in Richtung Osten, also an der Westseite der Enns, oder in Richtung Westen, also am Ostufer des Inn, an legen oder ausbauen sollte. Für die ,,Westfront Oberösterreichs" stand nur eine einzige Ersatzdivision mit ein paar weiteren Einheiten zur Verfü gung, an der durch Niederösterreich ver laufenden ,,Ostfront" — sowjetische Ein heiten hatten am 15. April 1945 St. Pöl ten besetzt, waren aber dann im wesent lichen stehengeblieben — stand immer hin noch die gesamte „Heeresgruppe Süd" mit rund 800.000 Mann. Es waren aber in erster Linie amerikanische, mit der „Aipenfestung" zusammenhängende Maßnahmen, die den amerikanischen Vormarsch von der Mitteifront über Re gensburg und Passau derart beschleu nigten, daß bis zum Tag des Waffen stillstandes praktisch 95 Prozent von Oberösterreich von amerikanischen Trup pen besetzt war — abgesehen vom östlichsten Zipfel des Mühlviertels, das allerdings sowjetische Einheiten erst nach dem Waffenstillstand betraten. So gesehen, bedeutete das Phantom ,,Al penfestung" für Oberösterreich trotz al lem einen Glücksfall. Die Opfer dieses oberösterreichischen Acht-Tage-Krieges, gewiß nur zum klein sten Teil Oberösterreicher, erreichten ge meinsam mit den in den oberösterreichi schen Lazaretten nach einer Verwundung verstorbenen Soldaten neuerlich rund 3000 Tote. Hier begann der Krieg — wie übrigens schon beim Bombenkrieg — Soldaten wie Zivilisten gleichermaßen einzuschließen. Sie alle wurden weithin sinnlose Opfer dieser aiierietzten Kriegsphase: Die ge fallenen Soldaten, wie jene Zivilisten von Peiistein, die ihre Panzersperre beseiti gen wollten und sofort erschossen wur den; jene SS-Männer, die man in Enns aufhängte, oder jenen einstigen Landtags abgeordneten Kotzmann, den man, wie andere Männer und Frauen aus dem Raum Freistadt, noch in den ersten MaiTagen in Linz hinrichtete. Widerstands wille und gesunder Menschenverstand, gewiß auch der Versuch, die ietzten Kriegstage noch zu überleben, standen im Widerstreit mit unsinnigem Gehor samsdenken, mit leergewordenen Eides formeln. Hand in Hand damit waren al lerdings schon vorher Todesmärsche und

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