Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

r'^ ;: X '• iF wollen wir schaffen und wirken,... in dem jeder sein Bestes tut und gibt, einer lei, welcher Richtung, mit der Forderung einzig, daß nach dem Spruch des Dich ters nur das gestaltet werde, was wahr ist in uns." Die dreißiger Jahre mit ihrer weltweiten Wirtschaftskrise haben Aloys Wach keine allzu frohen Tage beschert. Er hat sie mit Mut und Zuversicht ertragen. „Die schwere Wirtschaftslage Österreichs hemmt die frühere Kaufiust der Leute", hat er einmal geschrieben. Immerhin hat er für eine Aussteliung seiner Bauernkriegsbiider in Salzburg den österreichi schen Staatspreis erhalten. Öberösterreich ist ifun jede Anerkennung schuidig geblieben. Es gilt ja nicht zuletzt für dieses Bundesiand, daß es sich für seine bedeutendsten Künstier zu deren Leb zeiten selten eingesetzt hat. Inzwischen hat man, soviel man sieht, in letzter Zeit in öberösterreich für Kunst und Künst ier mehr getan ais anderswo. Gleichsam profiliert sich Oberösterreich auch in die ser Hinsicht und strebt einen Spitzen platz unter den übrigen Bundesländern an. Über Alovs Wach wäre noch zu sagen, daß er 1926 eine angebotene Professur an der Berliner Akademie der bildenden Künste ausschlug. Jedenfalls deutet diese Berufung auf seinen Rang hin, den ihm unser Nachbarland Deutschland schon damals zuwies. In dieser Stellung hätte er sich gewiß schnell im Mittel punkt des zeitgenössischen künstleri schen Schaffens befunden, öb er mit seiner Wahl besser getan hat, ist in bezug auf die politischen Veränderungen Deutschlands im Jahre 1933 durchaus zu bejahen. Mit seinem Landsmann Adolf Hitler wäre er bei seiner Kunstauffas sung nie auf gleich gekommen. Auch das Verhältnis zwischen Hitler und Bil linger war nicht das beste, das heißt, es bestand überhaupt keines. Überaus positiv läßt sich Aioys Wachs literarische Tätigkeit bewerten, die am Schlüsse nicht unerwähnt bleiben soll. Da sind seine Legenden ,,Mensch Michelangelo" und ,,Nacht der Hirten", sein Mysterienspiel ,,Der Tod des Michelangelo", in denen seine Neigung zu christlicher Mystik stark zutage tritt, aber auch seine so wunder bare, stille, noch nicht veröffentlichte Er zählung ,,Der Einzug des Kindes" sei genannt, die seine Übersiedlung nach Überackern, die Einrichtung seines dorti gen Wohnhauses und die Ankunft des adoptierten Mädchens schildert, so innig, daß man darüber manche stilistische Un ebenheit schnell vergißt. Bildende Künst ler führen die Feder eben so wie den Zeichenstift und den Pinsel. Aber zwi schen den Zeilen steht mehr, als viel leicht noch gesagt werden müßte, und das zielt höher und tiefer. In seiner Kampfschrift ,,Schin der Herr der Zahl 22" (1933) zeigt er seine scharfe Klaue. Aloys Wach, Die schwarzen Bauern, Ölgemälde (Ausschnitt), Privatbesitz. Foto: M. Eiersebner in diesem Buch hat er die Wahrheit über Carl Schapeller und dessen ,,Raumkraft" und über die Suche nach dem Attila grab auf Schloß Aurolzmünster aufge deckt, aber auch die Skala seiner Ein sichten in den Okkultismus bis zur Bloß stellung jeder Scharlatanerie in diesen Belangen durchlaufen, die ihn am Ende als einen logischen Denker ausweisen. Als solcher hat er ja auch alle jene „Aktionäre" Schapeliers vor Schaden be wahrt, die durch seine Beihilfe diesem ehemaligen Postmeister und Besitzer des Schlosses Aurolzmünster Bargeid zur Verfügung gestellt hatten. Hingegen hat Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, der sich ebenfalls an den ,,Unternehmun gen" Schapeliers beteiligt hat, seine ge leisteten hohen Geldsummen in den Rauchfang schreiben können. ,,Schin der Herr der Zahl 22" ist für Wachs mysti sches Zahlendenken, das auch Einfluß auf seine künstlerischen Arbeiten gehabt hat, trotz des völlig unkünstlerischen The mas von einiger Bedeutung für das Den ken des Künstlers Aioys Wach.. Daß Aloys Wach auch eine kunsthistori sche Schrift ,,Das Christusgeburtsbiid" (Ötto-Wilhelm-Barth-Verlag, MünchenPlanegg) unter seinem bürgerlichen Na men Alois Wachlmayr herausgebracht hat, sei der Vollständigkeit halber er wähnt. (Der Familienname des Maiers wurde von den einzelnen Taufenden im mer wieder anders geschrieben. So sto ßen wir auf das Kuriosum, daß Medizi nalrat Dr. Josef Wachlmeir und sein Bru der genauso wie die anderen Geschwi ster in einer anderen ,,Meier"-Form auf scheinen, ein Phänomen, das in den kirchlichen Matriken, die damals amtli chen Rang besaßen, häufig auftritt und sich daher im öffentlichen Leben entspre chend niedergeschlagen hat.) Zusammenfassend sei nach diesem Le bens- und Schaffensbiid von Aioys Wach aber Dr. Josef Wachlmeirs zusätzliche Charakteristik seines Bruders festgehal ten, die alles über ihn Gesagte ergänzt; ,,Er war ein herzensguter Mensch, be scheiden, ein Asket. Für ihn gab es kei nen Alkohol, aber er hat viel geraucht. Sein rebellisches Bauernblut hat er in seine Bauernkriegsbilder abreagiert. Er zählen konnte er überaus anschaulich. Wenn er im Cafe Post in Braunau er schien, versammelten sich sofort alle Gäste um ihn. Sie hörten ihm oft und oft bis Mitternacht zu. Erlebt hatte er ja sehr viel, aber er konnte seine Erleb nisse auch interessant wiedergeben. Der öber", so hat Dr. Wachlmeir lächelnd ge sagt, „kassierte nie die Zeche meines Bruders. Die hatten die Trinkgelder sei ner Zuhörer längst hereingebracht."

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