Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Wo man von der schweizerischen Freiheitträumte Oberösterreichische Bauernlager Im Kriegsjahr 1626 Rudolf Walter Litschel Sofort nach Ausbruch des Aufstandes am 17. Mai 1626 legten die Bauern in Ober österreich etliche Lager an. Sie bewiesen dabei - sehr im Gegensatz zu ihrem Verhalten während der kriegerischen Auseinandersetzungen — einigermaßen taktisches Geschick. So entstanden das Lager Obermühlham nächst Pöndorf, das die Straße von Salzburg nach Linz zu sperren hatte, und das Lager Doppelhof-Peuerbach, dessen Aufgabe es war, den Zuzug von Schärding zu unterbin den. Doppeihof bildete auch den Aus gangspunkt für den Marsch einer Bauern schar nach Engelhartszeii und von dort in den Raum von St. Aegidi, wo gleich falls ein Lager eingerichtet wurde. An der Grenze gegen das damals zu Bayern gehörende Innviertel sammelten sich die Bauern noch bei Haag am Hausruck, das eine Schlüsselposition markierte; Das La ger Haag rückte im September 1626 als „Hauptquartier der gesamten Obersten, Hauptieute und verordneten Kriegsräte des Bauernheeres" sogar deutlich in den Vordergrund. Im südlichen Oberösterreich begnügten sich die Aufständischen mit einem La ger nächst St. Georgen im Attergau, das allerdings keine Rolle spielte wie eben so das Vöcklabrucker Lager und andere kleinere Stützpunkte, die nur die Auf gabe hatten, besonders frequentierte Verkehrswege zu kontrollieren. Anders stellte sich die Situation in den Lagern Lambach und Waizenkirchen dar: das Lager Lambach wurde am 25. Mai 1626 angelegt und beherbergte bis zum 28. August 1626 stets rund 200 Mann; dann wurde es verlassen, jedoch nach dem Einmarsch der Bayern im September so fort wieder bezogen und als Nachschub basis benützt. Dieselbe Funktion wurde dem Lager Waizenkirchen zugesprochen, obwohl es aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Alarmplatz darstellte. Sicher ist, daß zahlreiche Bauern aus den La gern Lambach und Waizenkirchen am 18. und 19. September 1626 gegen Pram eilten, um den Einmarsch der baye risch-kurfürstlichen Truppen unter Generaiwachtmeister von Lindio zu verhin dern, was auch gelang; das Treffen bei Kornrödt wurde zum größten Triumph der obderennsischen Bauern. Im Mühlviertel, wo Christoph Zeiler, der Schwager Stefan Fadingers, das Kom mando führte, bildeten sich im Mai 1626 gleichfalls Lager; So bei Grein, Gramastetten, Freistadt, Peiistein — hier hielten sich im Juni 1626 zeitweise mehr als 2000 Mann auf - und vor allem bei Ottensheim, in diesem Lager, das als das größte im Mühlviertel galt und in dem sich angeblich an die 4000 Bauern zum Sturm auf Linz rüsteten, befehligte Chri stoph Zeiler persönlich und formierte von hier aus den ,,Brückenkopf Urfahr", der dazu beitragen sollte, die von Statthalter Herberstorff verteidigte oberösterreichi sche Landeshauptstadt zu Fall zu brin gen, was allerdings nicht gelang; als Zeiier im Juli 1626 während der Aniadung bayerischer Verstärkungen töd lich verwundet wurde, löste sich das La ger Ottensheim weitgehend auf. Auf Befehl Stefan Fadingers, der südlich der Donau die Geschicke bestimmte, be zogen die Bauern im Mai 1626 ein La ger bei Enns und eines bei Steyr, das später nach Ebelsberg und Linz verlegt wurde. Das Lager Eferding, in dem ein gewisser Paul Obermayr den Ton an gab, errichteten die Aufständischen erst Ende August 1626, und zwar in erster Linie als ,,Auffanglager"; hier traf sich ein Teil jener Bauern, die nach der ver geblichen Einschließung von Linz den Rückzug angetreten hatten und nur noch einen Waffenstillstand erhofften, zu dem es tatsächlich kam. Die Insassen des Eferdinger Lagers zeigten sich dement sprechend gesinnt und gaben am 6. Sep tember 1626 die „friedlichsten Erklärun gen" ab, so daß Graf Herberstorff darauf verzichtete, gegen sie mit Waffengewalt vorzugehen, wie er ursprünglich geplant hatte. Das größte und bedeutsamste Bauern lager, dem schließlich ein fast legendärer Ruf vorausging, bestand während des Krieges von 1626 in der Weiberau, ge legen zwischen Weibern und Aistersheim im Hausruckviertei, aus dem sich die ,,Schwarzen Bauern" — so benannt nach Rekonstruktionen von Strohzelten, wie sie die aufständischen Bauern v\(ährend des Krieges im Jahre 1626 in ihren Lagern - vor allem in der Weiberau - errichteten, sind im Bauernkriegsgedenkjahr 1976 im Hof des Schlosses Scharnstein (Almtal) zu sehen. Foto: Schachhuber AI— .I I • ■ H i ll

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