tauchen da auf; Gauguin, van Gogh, Tou louse-Lautrec, Matlsse, alle mit ihrer Aus strahlung über die Jahrhundertwende, aber auch Kandinsky, der Russe, mit dem Deutschen Franz Marc der Gründer der Gruppe des ,,Blauen Reiters", beide angeregt vom französischen Kubismus. Aloys Wach ging, von dem Berliner Ma ler Richard Janthur gut vorbereitet — „Janthur hat mir durch seine Arbeit ge zeigt, daß man malen darf, wie man will und wie man ist,... ein Schlüssel, der taugte..." —,im Herbst 1913 nach Paris. Zum Teil vermittelten ihm die Pariser Monate die Bekanntschaft mit ,,der Ar mut, den Formen der Trostlosigkeit, des Elendes", aber dadurch auch das Erfas sen der Lichtselten innerer menschlicher Größe. Aloys Wach zeichnete da „Arme, Gefallene, Obdachlose, Cafes mit Nacht welt". Und er schreibt noch das gewich tigste Wort über seine künstlerische Ent wicklung: ,,Meine Rettung vor der Zer trümmerung meines Formvermögens: Die angeborene Religiosität." Die Vorzeichen des baldigen Beginns des ersten Weltkrieges vertrieben ihn aus Paris, er arbeitet am Ammersee, in Stutt gart und München, vor allem im Holz schnitt und in der Radierung, wird im Kriegshilfsdienst als Kompanieschrei ber verwendet und sammelt mit anderen ,,Intelligenzsoldaten" Brennesseln. Zu letzt wird er für eine Ausstellung der Tiroler Kaiserjäger nach Innsbruck ab kommandiert. Nach dem Zusammenbruch 1918 ist er wieder in München. Er macht Illustrationen für revolutionäre Zeitschrif ten wie „Die Freiheit" und ,,Der Weg" und stattet den Lyrikband ,,Gedichte" von Josef Tress mit Bildern aus. Seine neuen Bilder stellt er in Duisburg, Bielefeld, Frankfurt am Main, Hagen und Mann heim aus. Inzwischen hatte er eine Münchnerin geheiratet. Die Ausstellun gen haben ihm Geld eingebracht, und so zieht er sich mit seiner Frau in ein altes kleines Bauernhaus in Überackern bei Braunau zurück. Die Kinderlosigkeit seiner Ehe inspiriert ihn zur Adoption eines von einem Deutschrussen und einer Deutschen stammenden Mädchens, wie seine Frau mit Taufnamen Käthe, Ko sename Mädi. Sie lebt in Braunau als Klavierlehrerin. Seit dieser Münchner Zeit und ihrem Trubel einer kurzen Räterepublik, ihrer Unsicherheit und doch auch eines An sporns zu Gesprächen mit revolutionä ren Geistern und Politikern, die beispiels weise auch Rainer Maria Rilke gesucht hat, den man soviel Zeitbezogenheit noch heute in literarischen Liebhaberkreisen nicht zutraut, hat sich Aloys Wach ganz auf seine Bauernkriegsbilder konzen triert. Über sie ist zunächst das eine zu sagen, daß er durch sie wie über haupt durch seine baldige Übersiedlung nach Braunau — er wohnte dort im schmalbrüstigen Haus Krankenhaus gasse 6, später in der Lerchengasse 45 und schließlich im eigenen Reihenhaus im Vorort Laab, Südtirolerstraße, dessen Garten er nach Jahren dem Bildhauer Rupert Rothböck zum Bau eines Ateliers überließ — zu sich selbst fand. Es soll dabei nicht vergessen werden, daß ihm die Stadtverwaltung Braunau in diesen Jahren den alten Rathaussaal im Salz burgertor als Atelier zur Verfügung ge stellt hat und ihm dadurch die Möglich keit eines Schaffens gab, das an einen entsprechenden Raum gebunden war. Anders hätte er seine monumentalen Bauernkriegsbilder nicht malen können. Da traten wieder die Elendsviertel von Paris vor sein künstlerisches Auge, er schuf Radierungen von ihnen und ging dann unmittelbar zu den Blättern des ,,Bauerntanz- und -tod" über, denen er nach Jahren die Radierungen des ,,Bauernkriegs" folgen ließ. Damit war bei ihm erfüllt, was so wenige Künstler erreichen: einen heimatlichen Stoff, allerdings ein ewig neues Thema, nämlich das leibliche Opfer des armen Mannes für sein Volk und seine Idee, die aber weltweit war, die Freiheit des Menschen, in seiner Form, einer hohen und ausgereiften, für die ganze Mensch heit gültig zu gestalten, also Heimat kunst in die Größe und Weite einer Welt kunst bedeutenden Ausmaßes zu heben. Ob diese schöpferische Leistung nun un sere Zeit oder eine kommende Epoche in diesem Sinne aufgreift oder nicht, ist gleichgültig; sie ist Wirklichkeit, und wir glauben, daß es jetzt an der Zeit wäre, Aloys Wach genauso wie etwa Albin Egger-Lienz oder Ferdinand Hodler, der Egger-Lienz ja beeinflußt hat, in dieser un bestreitbaren künstlerischen Position zu sehen und zu erkennen. So könnten sich auch noch andere Parallelen ergeben, etwa jene zu Marc Chagall, obgleich dies auf den ersten Blick nicht so scheint. Aber auch Chagall war, wie Wach schon in seinen Bauernkriegsbildern, Mystiker bei aller Hereinnahme der wirklichen Welt, die aber eine göttliche oder doch von Gott beschattete ist. Im Falle Aloys Wach begegnet uns wie der einmal unsere heutige Kunstkritik und Kunstgeschichte von ihren Schrei benden her, wenige Namen ausgenom men, als eine zu weit hinter den schaffen den Künstlern zurückbleibende Informa tion, die sich weniger um primäre Schaf fenskraft als um sekundäres Blabia küm mert. Die Entstehung der Wachschen Bauern kriegsbilder, Radierungen, Aquarelle (I) und Ölbilder, hat sich auf Jahre erstreckt. Das Selbstbildnis 1917, das sich heute, wie so viele andere Bilder Wachs, im Besitz seines Bruders, Medizinalrat Dok tor Josef Wachlmeir, befindet, gehört noch in die Pariser Periode des Malers. Es ist sichtlich unter dem Einfluß Kan- ,,Dem Gedenken der Opfer des oberösterreichischen Bauernkrieges, anno 1626" Ölgemälde von Aloys Wach, Privatbesitz. Foto: M. Eiersebner Rechts: Aloys Wach, Bauerntod und Mutter Oberösterreich, Ölgemälde, Privatbesitz. Foto: M. Eiersebner
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2