Bildende Kunst Aioys Wach und seine Bilder vom obderennsisohen Bauernaufstand 1626 Carl Hans Watzinger Der Maler Aioys Wach, der mit bürger lichem Namen Wachlmayr hieß, wurde in die Kunstepoche des Expressionismus hineingeboren, der sich aus der geistigen Wandlung nach dem ersten Weitkrieg entwickelt hat. Der jeweilige Gegenstand, wie ihn die Impressionisten gesehen hat ten, wird aufgelöst in die Idee, in der österreichischen Dichtung sind es Georg Traki und Johannes Lindner, in der öster reichischen Maierei Oskar Kokoschka und Egon Schiele, die als Avantgardi sten des Expressionismus hervortraten. Aioys Wach, wie viele österreichische Künstler unter seinesgleichen wohl be kannt und anerkannt, ist im Verlauf der Jahrzehnte einem breiteren Publikum aus den Augen entschwunden. Das Bauern kriegsgedenkjahr 1976 bringt ihn wie der in Erinnerung als einen eigenständi gen Maier, der es verdient, unserer Zeit in seiner schöpferischen Kraft neuerlich vorgestellt zu werden. Seine Künstierschaft hat sich ziemlich abseits, wenn auch nicht absonderlich, gewiß aber in zäher und harter Arbeit an sich, dem Menschen, zu einer Tiefe der Empfin dung geklärt, die wir selten in den Wer ken von Zeitgenossen feststeilen kön nen. Ihre Anerkennung geschieht immer erst später, meist nach ihrem Tod. Aioys Wach kam am 30. April 1892 in Lambach als zweiter Sohn des dortigen Gastwirtes „Zum Elefanten" — seine Mut ter war eine geborene Grundner aus Atzbach - zur Welt. Ihm folgen noch acht Geschwister. Der Vater starb früh, sein Bruder Alois wurde der Vormund des Heranwachsenden, der früh Freude am Zeichnen und Malen zeigte. Die Mut ter, die nach dem Tode ihres Gatten das Gasthaus weiterführte, hatte wenig Zeit für die Erziehung ihrer Söhne und Töchter. Aioys Wach dürfte auch kein leicht lenkbares Kind gewesen sein. Nach dem Besuch der Bürgerschule, der Vor läuferin der heutigen Hauptschuie, riß er nach Poia mit der Absicht aus, in die österreichische k. u. k. Kriegsmarine einzutreten. Der Wachsoidat am Tor der Kaserne, dem er seinen Wunsch vortrug, schilderte dem nicht gerade athletisch gebauten Burschen die Schwere dieses Dienstes und bedeutete ihm am Schlüsse brüsk, rasch zu verschwinden. Da blieb dem potentiellen Matrosen nichts ande res übrig, als sich wieder auf die Beine zu machen und nach Lambach zurück zukehren. Auch die Kaufmannsiehre taugte ihm nicht. Die Künstieriaufbahn lockte ihn. Sein Vormund, der Herr Onkel, stimmte nach langem Zögern, immer wieder von der Mutter des Buben gedrängt, diesem Metier zu, vorausgesetzt, daß der Neffe, sein Mündel, ein entsprechendes Gut achten einer zuständigen Steile für seine Begabung erbringe. An der Akademie der bildenden Künste in Wien fand man ihn jedoch für gänzlich unbegabt. Schon damals hat Aioys Wach jedoch einen festen Charakter gezeigt und sich nicht beirren lassen. Über die Mutter brachte er es dahin, daß ihn sein Vor mund schließlich ohne Zeugnis für sein unleugbares Talent nach Wien ziehen ließ. Er versuchte sich in zwei Malschuien, der Unterricht befriedigte ihn aber nicht. So landete er wieder zu Hause. Über diese Zeit hat Aioys Wach, der sich in seinen reifen Jahren auch als Schriftsteiler versucht hat, geschrieben: „ich hatte verkehrt begonnen, mein In tellekt war nicht geschult, mein Kunstge wissen irregeleitet, ich stand der großen Kunst hilflos gegenüber. Ich war zu ein fach organisiert, man hätte mich in Ein samkeit und Ländlichkeit vor simple Dinge setzen sollen, damit ich diese nachbilde. Und an der einfachen Natur erscheinung hätte ich mich höher und höher zurechtgefunden." Nun ging er nach München. Die bayrische Hauptstadt lag den ober österreichischen Kunstschüiern immer schon nahe, meist näher als Wien. Ins besondere stehen die Innviertier hier in der vordersten Reihe. Die einstige Zu gehörigkeit des Innvierteis zu Bayern ist noch immer zu spüren,genetische Grund züge wie die politischen, aus der Ver gangenheit sich nach wie vor über den Inn erstreckenden Bindungen und das Volks- und Brauchtum haben sich, von der Mundart nicht zu reden, sogar bis in unsere Tage herauf nicht so weit von einander entfernt, daß sie die Innviertier nicht auch zu einem österreichischen Bayern stempeln könnten. Auch Salzburg blieb oft näher für sie als Linz. Man braucht nur zu bedenken, daß das Haus regiment der Innviertier in der öster reichisch-ungarischen Monarchie nicht das Infanterie-Regiment Nr. 14, die Hes sen, sondern das Infanterie-Regiment Nr. 59, die Rainer, gewesen ist. Solch tiefe Wurzein lassen sich nicht leicht um pflanzen. Aber auch München war für Aioys Wach, der seine erste Vertrautheit mit der Kunst zweifellos in den drei Jahren gefunden hatte, die er als Sängerknabe in dem seit je der Musik aufgeschlossenen Be nediktinerstift Lambach zubrachte, ebenFrühes Seibstporträt von Aioys Wach, Privatbesitz. Foto: M. Eiersebner sowenig eine Stätte, das Maien zu erler nen. Über das eine Jahr in der Kunst schule Knirr-Saiier schreibt er nach Jah ren lapidar: „Es ist von München nichts zu berichten." Auf München folgte Berlin. Hier kam er mit der radikalen Gruppe von Künst lern in Berührung, die sich um die Zeit schrift „Sturm" gebildet hatte. Herwarth Waiden, dem man den ersten expressio nistischen Roman ,,Das Buch der Men schenliebe" und das erste expressioni stische Drama „Weib" in der deutschen Literatur zuschreibt, gab sie heraus, er sammelte in ihr die schöpferischen Kräfte des Expressionismus, Futurismus und Kubismus. Für einen angehenden Künstler aus der österreichischen Pro vinz, aus einem Kiosterort wie Lambach, war das ein ungewöhnlicher Sprung mit ten in die Supermoderne hinein. Von diesem „Sturm" war es nur ein Schritt nach Paris. Nicht von ungefähr ist damals Paris ein hohes künstlerisches Zentrum gewesen. Man braucht nur die Geschichte der jun gen Maierei, die mit Gezanne beginnt, durchzublättern, um sich dieser Stellung der französischen Metropole in der neue ren Kunstzu vergewissern. Wasfür Namen
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