nun auch die Planung und Durchführung der neuen, großen Aufgabe dem Stadt bauamt übertragen wurde. Aus den bis herigen Erfahrungen und in gründlicher Kenntnis der vorgegebenen Bausubstanz wurde ein Projekt konzipiert, das aus den Besonderheiten des örtlichen Sammelbe standes von innen heraus das Gesicht gewann. Die Schwierigkelten lagen im Finden gangbarer Mittelwege. Die Erfordernisse, die dem Besucher, dem Betrieb, der wis senschaftlichen Arbeit und der Verwal tung dienen, die Fragen der Sicherung gegen Feuer und Diebstahl, der Klimati sierung, der allgemeinen Optik — allen diesen Dingen und einer ganzen Reihe mehr in ihren spezifischen Ansprüchen und möglichen Entwicklungen sowie dem ökonomischen Maß gerecht zu werden, war mühsam und langwierig. Der kirchenplatzseltige Teil des Altbaues bleibt im wesentlichen unverändert. Auf die beiden Gewölberäume, die dem alten Volkskundehaus das Gepräge geben, sollte keinesfalls verzichtet werden. Auch die bisherigen Schauräume des ersten Stockes wurden so eingegliedert, daß sich der Altbestand harmonisch in die neuen Teile fügt. Nur der völlig un brauchbare und teilweise ruinöse nord östliche Trakt und der alte Stiegenauf gang müssen abgetragen werden. Da durch wird ein breiterer Flaupteingang gewonnen, der in ein ausreichend großes Foyer mit Garderoben und Betriebsein richtungen mündet. Von hier aus führen direkte Zugänge In die Ausstellungs räume des Erdgeschosses,von denen der größere dem kunsthistorischen Sammel gut vorbehalten bleibt, der kleinere mit stadtgeschichtlichen Exponaten gestaltet werden soll, soferne es gelingt, die ex trem hohe Raumfeuchtigkeit einzudäm men. Über breite Differenzstufen betritt man vom Foyer aus auch den Neubauteil, der ein tieferes Grundniveau hat und des sen gesamte Erdgeschoßfläche ein großer holzgedeckter Saal einnimmt. Dieser dient für Sonderausstellungen und in terne Veranstaltungen. Unter dem Titel ,,Musik und Dichtung im Voikskundehaus" nehmen derartige Arrangements — von manchen als „kulturelle Bürgertage" bezeichnet — bereits jetzt einen festen Platz ein im kulturellen Panorama der Stadt. Mit nahezu 300 Sitzplätzen wird dieser zentrale Raum sehr vielseitig ge nützt werden können. Direkte Verbindun gen öffnen sich auch in den angrenzen den Figurensaal, damit dieser als weite rer Pausenraum bei Veranstaltungen be treten werden kann. Eine alte, aber funktionstüchtige, mecha nische Orgel, die wegen ihrer Flerkunft auch als Ausstellungsobjekt interessant ist, könnte für diesen Hauptsaal eine wertvolle Bereicherung werden, die Ver handlungen stehen gut. Das geräumige Tiefgeschoß wird die dringend benötigten Depoträume aufneh men können, daneben ist reichlich Platz für Werkstätten, technische Einrichtun gen, Photolabor und ähnliches. Eine kleine Hebebühne schafft die Möglich keit, Sitze und Bühnenelemente aus dem Hauptsaal rasch ins Depot abzusenken. Ein freitragender Aufgang aus dem Gar derobenraum ins erste Obergeschoß führt in ein zweites Foyer mit Sitzgrup pen, einem kleinen Büffet und anliegen den sanitären Einrichtungen. Dieses Ge schoß wird zur Gänze den volkskundli chen Sammlungen dienen. Die einzelnen Schauräume, im Neubauteil mit flexiblen Wandkombinationen voneinander ge trennt, erschließen sich in Rundgang form. Das Konzept, an dem noch gefeilt wird, nennt zuerst einen Innenraum mit den Stichworten „Zünfte, Gewerbe" — die Zunftmonstranzen sollen dort hinein und die vielen Truhen, die unter mehr facher Gegensperre die wichtigen Uten silien der Rieder Handwerkszünfte bar gen. Daneben viel anderes, was noch zum Thema zählt. Ausgedehnter sind die anschließenden Abteilungen, eine ist der ,,textilen" Volkskunde zugedacht von der Fiachsbearbeitung über einen volltauglichen Web stuhl bis zu fertigen Trachtenstücken. Dort sollen auch die vielen kleinen Dinge gezeigt werden, die man sich einst mit unglaublich lebendiger Phantasie zuge richtet hat: Schmuck, Ranzen, Bestecke, Pfeifen, Schnupftabaksdosen und ähnli ches. Ein ebenso großer Raum wird die Ge fäße zeigen, von denen das Volkskunde haus ein rundes Tausend an erstklassi gen Stücken zu bieten hat: Gläser, Kup fer, Zinn und Keramik in allen wichtigen technischen Stufen bis zu den winzigen Splelzeugformen. Uber ein Kabinett mit allen Spielarten der Wachs- und Modelkunst wird der Bereich der religiösen Volkskunde betreten, dem drei Räume mit fast 160 Quadratmeter Gesamtfläche zugedacht sind. Erstmals werden u. a. die reichbestückten Grup pen der Andachts- und Hinterglasbilder voll zur Wirkung kommen, wird das viel gestaltige Bild der religiösen Kleinkunst in entsprechender Form ausgebreitet werden können. Wohnstubencharakter behalten die bei den anschließenden Zimmer im Altbau, eine Bürgerstube mit kostbarem Mobiliar (darin vielleicht auch die Möglichkeit, Münzen und Geldscheine zu zeigen), dann eine Bauernstube aus guten, ein schlägigen Stücken. Schützenscheiben und Waffen werden wie mancher andere Rahmenbestand mit den ansprechend sten Objekten eingeschoben und auch Gänge und Stiegenhäuser beleben. Im zweiten Obergeschoß wird die seit 1929 bestehende und — abgesehen von einzelnen Sonderausstellungen — jahr zehntelang deponiert gebliebene ,,lnnviertler Galerie" eine repräsentative Dau eraufstellung erfahren. Das von Max Bauböck einst angestrebte ,,Kunsthaus" ist es nicht, immerhin aber ein ganzes Stockwerk mit einer Bodenfiäche von 450 Quadratmetern. Es bleibt auch Raum für ein Graphik- und Gemäldedepot, außer dem ist noch eine geräumige Stube ein geplant mit Kachelofen und geschnitzter Holzdecke. Hier sollen in gemütlicher At mosphäre Besprechungen und Gruppen zusammenkünfte abgewickelt werden können. Die räumliche Gliederung der Schau räume ermöglicht sowohl geschlossene Darstellungen einzelner Künstler oder Themen, aber auch großzügige Ouerschnittpräsentationen (etwa der in der Gegenwart wirkenden Künstler der Innviertler Künstlerglide). Das Innviertier Volkskundehaus erhält mit dieser Galerie ein gleichstarkes kulturelles Gegenge wicht. Die Stadt kann nun den reichhal tigen eigenen Sammeibestand ans Licht rücken, darunter den über 250 Katalog nummern umfassenden Nachlaß des hei mischen Malers Wilhelm Dachauer. Ne ben den Altmeistern J. B. Wengler, Hugo von Preen und den Rieder Proträtisten des 19. Jahrhunderts werden auch Alfred Kubin und Aloys Wach in eigenen Grup pen herausgehoben, vielleicht auch noch einzelne Expressionisten der Innviertier Kunstszene. Eine bis in die Renaissance zurückreichende Kupferstich- und Holzschnlttsammiung wird auch im neuen Haus nur angedeutet werden können. Die Tendenz der bisherigen Galerlearbelt wird jedenfalls auch in Zukunft beibehal ten: das gezielte Aufsammeln von Wer ken der Innviertier Künstler und das Ver anstalten von regelmäßigen Ausstellun gen. Der enge Kontakt zu Künstlern,
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2