sich einmal, anläßlich einer Streitsache mit dem Wiener Magistrat, bitter über die Bürger, als er seinem Bruder Kaspar schrieb: ,,Die burger vermögen heutiges tages viel, und die mit ihnen verbünderte Doctores alles"^'. Über die letzten Lebensjahre des Eras mus ist nicht viel bekannt. Es scheint, daß er sich bis fast an sein Lebensende in Wien aufgehalten hat. Nachdem sich die Lage der protestantischen Minder heit, die sich bis zu einem gewissen Grad der Wertschätzung von Ferdi nands III. Gemahlin Eleonora Gonzaga erfreuen konnte, im großen und ganzen nicht gebessert hatte, und dazu viele Freunde ihm im Tode vorangegangen waren, ist er zuletzt doch noch nach Regensburg gezogen, wo er auch am 2. April 1664 gestorben ist^'. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Starhembergischen Familiengruft zu Hellmonsödt. Wenngleich jener geistigen Richtung, de ren Repräsentant auch Erasmus von Starhemberg gewesen ist, zunächst keine entscheidenden Erfolge beschieden ge wesen sind, so verdient nicht nur seine mutige und geduldige Haltung unsere menschliche Achtung. Gerühmt wird nicht nur seine Bildung, sondern auch seine Ritterlichkeit, die ihn stets dazu trieb, sich notleidender Personen, Witwen und Waisen anzunehmen. Aber vieles, was den Zeitgenossen unmöglich erschien oder was diese als Anachronismus be lächelt haben mögen, wirkte weiter und gab den notwendigen Nährboden ab für neue geistige Strömungen, die schließ lich alle mehr oder weniger in der Auf klärung des 18. Jahrhunderts mündeten und die dann auch ein so stark von der katholischen Gegenreformation gepräg tes Barockland wie Österreich mit ganzer Macht erfaßt haben. Anmerkungen 1 Vgl. Oswald Redlich, Über Kunst und Kul tur des Barocks in Österreich, Archiv f. österr. Geschichte 115 (1943), 331 ff. 2 Hans Sturmberger, Adam Graf Herberstorff. Herrschaft und Freiheit im konfessionelien Zeitaiter, Wien 1976, 328 f. 3 im Oö. Landesarchiv, Starhemberg. Archiv Riedegg, befinden sich 427 teils eigenhändige Briefe des Erasmus von 1607—1654 an Fami lienmitglieder. Sein Stammbuch Ebend. Hs 194 (PA ill/46). Es enthält viele Eintragungen von Freunden und Studiengenossen aus den Jah ren 1608—1619 (vgl. Ausstellungskatalog Ober österreich in der Geschichte, Linz 1971,24 f.). Literatur: Johann Schwerdiing, Geschichte des uralten... Hauses Starhemberg, Linz 1830, 261 ff.; Gonstant v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Bd. 37 (1878), 170; vgi. auch Martin Bircher, Johann Wiihelm von Stubenberg (1619—1663) und sein Freundeskreis. Studien zur österreichischen Barockliteratur protestantischer Edeileute, Ber lin 1968, 45 ff. 4 Über Reichard; Vgl. Schwerdiing, Starhem berg, 211 ff. Die Verbindung zu Anhait bei Hans Sturmberger, Georg Erasmus Tschernembl. Religion, Libertät, Widerstand, Linz 1953, 153. 5 Sturmberger, Tschernembi,243. 6 Peter v. Chlumecky, Carl von ZIerotin und seine Zeit 1564-1615, Bd. 1, Brünn 1862, 398. Briefe des Erasmus aus Eibenschitz im Oö. Landesarchiv, Starh.-Archiv., Sch. 44, foi. 1-21. 7 Ebend. Sch. 44, foi. 24 (1615 Sept. 14). 8 Ebend.foi. 26 f. (1620 Febr. 13). 9 Arnoid Luschin v. Ebengreuth, Österreicher an italienischen Universitäten zur Zeit der Rezeption des römischen Rechts, Biätter f. Landeskde. von Nö., NF XV (1881), 113 u. XVii (1883), 508. 10 Vgl. Felix Stieve, Der oberösterreichische Bauernkrieg von 1626, Linz 1904, Bd. 1, 115, Bd. 2, 109. 11 Oö. Landesarchiv, Starh.-Archiv., Sch. 46 (1628 März 16). 12 Ebend. Schreiben an den Bruder Kaspar von 1629 Mai 21. 13 Vgi. Schwerdiing, Starhemberg, 261 f. 14 Gutachten des Matthias Bastianschitz SJ von 1646 Dez. 17. Starh.-Arch., Misceilanea Nr. 62. Über d. Verfasser vgi. Bernhard Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deut scher Zunge, etc., Bd. 11/1, Freiburg 1913, 326 f. 15 Erich Hassinger, Das Werden des neuzeitiichen Europa 1300—1600, Braunschweig 1959, 195 f. Dort auch eine gute Bibiiographie zum Toieranzprobiem, 456 ff. Für Österreich vgi. Hans Wagner, Die Idee der Toleranz in Öster reich. Religion und Kirche in Österreich, Wien 1972, III f., der aber das Problem nur auf die Regierung beschränkt. 16 Hermann Ciauss, Zur Geschichte der Ge genreformation in Niederösterreich, Jahrb. d. Gesellschaft f. d. Geschichte d. Protestantis mus in Österreich 28(1907), 12. 17 Starh.-Arch., Sch. 44, Brief an d. Mutter (1631 Juli 9). 18 Ebend. Sch. 46, Brief von 1647 Juli 13 u. 1648 Jänner 22. Am 13. Juli 1647 hatte er auch geschrieben, daß durch diesen (Melander) ,,die Gaivinisten auch bei dem Kay. Hoff in etwas besseres praedicament kommen". 19 Star.-Arch., Sch. 105, Nr. 46. Bibüothekskataiog von 1660 Juni 19. 20 Über Magni: Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg 1961, Bd. 6, Sp. 1283 f. Siehe auch Eduard Winter, Barock, Absolutismus und Aufklärung in der Donaumonarchie, Wien 1971, 41 ff. Über seine Tätigkeit in Linz: Linzer Regesten E 1 a, Kapuzinerchronik, Reg. 803, u. Franziska Baernreither, Das Kapuzinerkioster zu Linz. Zur Feier seines dreihundert jährigen Bestandes, Linz 1906, 15. 21 Zitiert nach Grete Mecenseffy, Evangeli sches Giaubensgut in Oberösterreich. Ein Bei trag zur Erschließung... Mitteilungen d. Oö. Landesarchivs 2(1952),80. 22 Starh.-Arch., Sch. 45, Heinrich Wilhelm an Erasmus vom 12.9. 1655. 23 Ebd. Sch.46(1645 Mai 27). 24 Ebend.Sch.46(1640 Juni 1). 25 Ebend.Sch.46(1641 Mai 14). 26 Ebend. Sch. 46 (1647 Nov. 7), daneben schrieb er noch: Honores mutant mores. 27 Literatur über die Fruchtbringende Ge sellschaft bei Heimut de Boor u. Richard Newaid, Geschichte der Deutschen Literatur Bd.5, München 1951, 232 f. Vgl. auch Willi Fiemming, Deutsche Kultur im Zeitalter des Barocks, Potsdam 1937,50 ff. 28 Georg Krause, Der fruchtbringenden Ge sellschaft ältester Erzschrein, Leipzig 1855, 103 ff. 29 Karl Graf Kuefstein, Studien zur Familien geschichte I ii, Wien — Leipzig 1915, 329. 30 Über Hohberg: Ötto Brunner, Adeliges Landleben und europäischer Geist. Leben und Werk Wolf Heimhards von Hohberg 1612—1688, Salzburg 1949. Zu Stubenberg und seinem Freundeskreis vgi. Bircher (wie Anm.3). 31 Krause, Erzschrein, 104. 32 Vgi. Bircher, Stubenberg, 46. 33 Nach Kuefstein, Studien Iii, 335. 34 Bircher, Stubenberg, 45. Brunner, Hoh berg, 183, sieht darin einen Beleg für eine ,,konservative" Grundhaltung, wie sie in der österreichischen Geschichte immer wieder be gegnet. 35 Bircher, Stubenberg, 114 f. 36 Starh.-Arch., Sch. 46(1641 Okt. 19). 37 Schwerdiing, Starhemberg, 262.
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