Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

matforscherin und Kustodin des Gmundner Stadtmuseums bestens bekannt. Ihrem Manne hilft sie mit viel Einfühlungsvermögen bei seiner fotografischen Arbeit. Sie ist also eine sehr vielseitige Persönlichkeit, spricht aber nicht gerne davon und drängt sich nie vor. So sind auch ihre Gedichte. Es sind Stimmen, die von weit innen kommen. Oft muß man genau hinhören, um ihren vollen Klang zu erfassen. Es sind Niederschriften von inneren Erlebnissen, in denen immer wieder die Rede ,,Von der großen Ruhe" ist. Auch aus Paris und Rom kamen Eindrücke, jedoch zu ganz persönlichen Reflexionen verarbeitet. Es sind Gedichte für einen guten Abend oder für eine Rast auf einem sonnigen Berghang. Auch manches Nächtliche ist dabei, aber nie be drohlich. Eifriede Priliinger vermeidet alle formalen Experimente, ihr ist die Aussage allein wich tig. Form und Sprache ihrer Gedichte pflegt sie in behutsamer Treue zum Alten, das ja immer jung bleibt, wenn es echt und gut ist. Franz Pisecky: Wirtschaft, Land und Kammer in Oberösterreich 1851—1976. Band 1: Das 19. Jahrhundert — die Zeit des Liberalismus. - Linz: Rudoif-Trauner-Veriag 1976, 292 Sei ten, 1 Ausschiagtafei, 54 Abb., Ladenpreis S 320.-. Herausgeber dieser Publikation ist die Kam mer der gewerblichen Wirtschaft für Ober österreich. Anlaß ist die 125. Wiederkehr des Gründungstages dieser Institution. Die Kam mer setzt damit eine bewährte und verdienst volle Tradition fort, denn bereits zu ihrem 100jährigen Jubiläum gab sie eine zweibän dige Wirtschaftsgeschichte Oberösterreichs heraus, die heute noch als Standardwerk gel ten kann. Auch die neue Publikation ist zwei bändig angelegt. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte der Eindruck aufkommen, daß sich vor allem Band 2 des alten Werkes, der ebenfalls die Zeit von 1S48 bis zur Gegenwart behandelt, mit der neuen Veröffentlichung überschneidet. Seinerzeit wurde jedoch eher eine ,,Unter nehmer- und Unternehmensgeschichte" ange strebt, während nunmehr Franz Pisecky eine wirtschaftshistorische Gesamtdarstellung ver sucht. Er benutzte ein reiches Queiienmateriai und orientiert sich nach den heutigen Be dürfnissen der Wirtschafts- und Soziaiwissenschaften. Der Leser erfährt von einer Zeit, da wirtschaftlich und sozial eine völlig neue Weit gebaut wurde. Eindrucksvoll zeigen diesen Wandel die Vergleiche in der Bevöikerungsund Berufsstatistik. Die beginnende Verkehrsaufschiießung und Industrialisierung des Lan des muten zunächst noch gemütlich an. Die ersten Kanal- und Bahnpiäne im Lande lesen sich wie Kuriosa aus einem biedermeieriichen Kabinett. Franz Pisecky widmet sich diesen Kapiteln mit besonderem Vergnügen. Deutlich im Vordergrund seiner Darstellung steht natürlich die geschichtliche Entwicklung der Kammer, beginnend mit dem 1837 gegrün deten „Verein zur Beförderung und Unter stützung für Industrie und Gewerbe in inner Österreich" über eine Industrie- und Gewerbeaussteiiung 1847 in Linz bis eben zu dem denkwürdigen 13. Jänner 1851, an dem die feierliche Konstituierung der ,,Obderennsischen Handels- und Gewerbekammer" voll zogen wurde. Von diesem gesicherten Stand ort aus kann dann das gesamtoberösterreichische Wirtschaftsgeschehen im vorigen Jahrhundert betrachtet werden. Die Darstel lung wendet sich immer wieder der Verkehrs geschichte zu, berichtet vom Aufbau des be rufsbildenden Schulwesens, über Löhne und Preise, über die weitere gesetzliche Entwick lung und natürlich auch von den Persönlich keiten, die damals Oberösterreichs Wirtschaft anführten. — Ausgezeichnet gelungen ist die Bebiiderung, ein gesonderter wissenschaft licher Handapparat wird für den 2. Band an gekündigt. Irmgard Wirth: Mit Menzel in Bayern und Osterreich. — München: Prestei-Veriag 1974, 144 Seiten, 128 Abb., VI Farbtafein, Laden preis S 152.50. Der Zufall spielte uns einen kleinen Kunst band in die Hände. Von Adolph von Menzel (1815—1905) ist die Rede, dem Lithographen, der durch seine Illustrationen zu Franz Kugiers ,,Geschichte Friedrichs des Großen" be rühmt wurde, den Berlin neben Liebermann als seinen großen Maierrepräsentanten im 19. Jahrhundert verehrt, über den es unzäh lige Anekdoten und viel Literatur gibt, in der Linzer Lokaihistorie ist man auf seinen Aus spruch aus dem Jahre 1891 sehr stolz, daß der Hauptpiatz der Donaustadt ,,einer der schönsten Plätze der Erde" sei. Köstlich wäre es, diese Zeichnung vom Linzer Hauptpiatz mit seiner barocken Dreifaitigkeitssäuie ein mal im Original sehen zu können. Aber sonst gilt doch Menzel als Verherriicher der preu ßischen Geschichte, als Urberiiner, als eigen williger Maier, der zwischen Realismus und Idealismus stand, von dem der Ausspruch stammte: ,,Genie ist Fleiß", und der auch nach diesem Prinzip lebte. Die Lektüre dieses kleinen, sorgfältig gear beiteten Buches — für seine Qualität bürgt übrigens schon die Bezeichnung Band 34 der ,,Bibliothek des Germanischen Nationaimuseums Nürnberg zur deutschen Kunst- und Kul turgeschichte" - ergibt für uns eine ganz neue Facette im Erscheinungsbild Menzels. Er rückt uns menschlich sehr nahe. Mit Freude erfahren wir, daß er vor allem ein Freund des süddeutschen Raumes war, in den er Öster reich einbezog. Und wieder einmal erfahren wir, wie wichtig für die Kunstgeschichte das genaue Studium von Skizzen, Skizzenbüchern und Zeichnungen ist. in ihnen liegt meistens der wahre Schlüssel der richtigen Erkenntnis einer Künstierpersöniichkeit. im Falle Menzel sind es besonders 4000 Zeichnungen und 77 Skizzenbücher aus seinem Nachlaß, die sich als prächtige Fundgrube erweisen. Sie schen ken uns auch viel Menschlichkeit. Die Biographie Menzels besagt, daß er ein Original war, Bescheidenheit liebte und nur seine Arbeit kannte. Jetzt wissen wir auch, daß er in späteren Lebensjahren gerne reiste, dabei seine Ziele allerdings nahe steckte und diese Uriaubsfahrten gemütvoll genießen konnte. Zum wahren Genuß gehörte bei ihm allerdings das Zeichnen, in seinem Rock wa ren acht Taschen zur Aufnahme seiner Zeichenutensiiien eingenäht. Aus Hofgastein, wo er bei einem Freund und Gönner eine wich tige Bleibe hatte, berichtete die Tochter des Hausherrn: ,,in dem kleinen Nest ist wohl kein Winkel, keine alte braune Hoizhütte, kein Brunnen, kein malerischer Zaun, kein eigen sinnig-knorriger Baum, den der stets spä hende, unermüdlich leidenschaftlich Schaf fende nicht notiert und gezeichnet hätte. Wenn er zurückkehrte, hatte er stets die Weit erlebt, war angeregt und frisch, an allem voller Lie benswürdigkeit teilnehmend. Er ging bei Wind und Wetter aus." Von Hofgastein stammt auch eines seiner schönsten Reisebiider in Öl ,,Pro zession in Hofgastein", das sich heute in der Neuen Pinakothek in München befindet. Bevorzugte Reiseziele waren — so erfahren wir — Süddeutschiand und Österreich. Er schätzte München, liebte Salzburg, achtete Wien, fuhr die Donau entlang, zeichnete am Woifgang- und Haiistättersee, fühlte sich glücklich in Barockräumen, bestaunte mit nöti ger Achtung aber auch die Kunstwerke der Gotik, und suchte überall die Menschen in dieser Umweit, mit ihnen ihren Wein, in Würz burg den Frankenwein, in Salzburg den Peterskeiier, in Wien den Esterhazykeiier (diese Wiener Ortskenntnis stempelt ihn zum gastro nomischen Kenner). Er zeichnete und skizzierte, weil er nur so leben und erleben wollte. Wir konnten Ein blick nehmen in ein großes Menschen- und Maierherz. Auflage konlroluerl undTeröffenllichtim BSNDBUCHlMPBfiSSB Verlag und Redaktion danken den Firmen, die durch ihre Inserate das Erscheinen dieser Zeitschrift gefördert und damit zugleich die für beide Teile so fruchtbare Wechselwirkung Wirtschaft—Kultur dokumentiert haben.

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