Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

vor allem qualitativen Verbesserungen Vorrang eingeräumt werden mußte. Die Hebung des Komforts in den Betrieben und die Schaffung von Fremdenverkehrs einrichtungen allgemeiner Art, wie Seil bahnen und Schlepplifte, Freibäder, ge heizte Freibäder, Hotelhallenbäder und Gemeindehallenbäder, Sport- und Fit nesseinrichtungen, Ortsbildsanierungen, Erhaltung und Erschließung von kulturel len Einrichtungen, verstärkte Bemühun gen zur Schaffung einer zweiten Saison unter besonderer Bedachtnahme auf die Wintererholung, Urlaub auf dem Bauern hof und Hobbyurlaub, bildeten als logi sche Folgerung aus dieser Entwicklung die natürlichen Schwerpunkte der Frem denverkehrspolitik des Landes Ober österreich. Bei allen Fragen wird in zu nehmendem Maße auch auf die Belange des Natur- und Umweltschutzes Rück sicht genommen. Hinweisen möchte ich in diesem Zusammenhang auch auf die zunehmende finanzieile Förderung des Fremdenverkehrs durch das Land Ober österreich. Während etwa im Jahre 1954 hiefür S 1,750.000.— aufgewendet wur den, wurde dieser Ansatz bis zum Jahre 1975 auf über 52 Millionen Schilling an gehoben. Darüber hinaus erwies es sich als not wendig, die finanzielle Basis jener Orga nisationseinheiten, die ihr Wirken aus schließlich in den Dienst des Fremden verkehrs gestellt haben, zu erweitern. Ich meine damit die öffentlich-rechtlichen Träger des Fremdenverkehrs, d.s. vor allem der jubliierende Landesfremden verkehrsverband, die Fremdenverkehrs verbändegemeinschaften sowie die ört lichen Fremdenverkehrsverbände. Sie alle sind bei der Erstellung ihres Budgets zum überwiegenden Teil auf die Einnah men aus den Interessentenbeiträgen an gewiesen, und die Höhe dieser Beiträge bestimmt ihren Aktionsraum, ihre Werbe möglichkeiten, ihren Informationsdienst — um nur einige ihrer Aufgaben zu nen nen —, die letztlich wiederum der gesam ten Fremdenverkehrswirtschaft zugute kommen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Interessentenbeiträge seit zehn Jahren nicht mehr abgeändert wurden und in der Zwischenzeit sowohl die An forderungen an die Fremdenverkehrs wirtschaft als auch das allgemeine Preis niveau stark gestiegen sind, hielt ich es für dringendst notwendig, im Interesse des heimischen Fremdenverkehrs zur Deckung des dringenden Nachholbedar fes an Fremdenverkehrseinrichtungen die Interessentenbeiträge der allgemeinen Preisentwicklung anzupassen. Daher beschloß der oö. Landtag in seiner Sitzung vom 19. November 1975 auf mei nen Antrag, den Mindestinteressentenbeitrag auf 8 100.- und den Höchstbei trag auf 8 8000.— anzuheben. Diese Mit tel, die daraus den örtlichen Fremden verkehrsverbänden und ihren Dachorga nisationen zufiießen, dienen ausschließ lich der direkten Fremdenverkehrsförde rung. Die rund 3000 Fremdenverkehrs funktionäre, die in den Fremdenverkehrs verbänden und Kurkommissionen uner müdlich arbeiten, erfüllen ihre Aufgaben seit eh und je ehrenamtlich, nur von dem Wunsche getragen, dem Fremdenverkehr in ihrem Orte zu noch größerem An sehen zu verhelfen. Als Fremdenverkehrsreferent des Landes Oberösterreich möchte ich allen diesen Damen und Herren für ihr Wirken um das Ansehen unserer Heimat herzlich danken und daran die Bitte schließen, daß sie auch in Zukunft ihren Eifer beibehalten, selbst dann, wenn sich der meßbare Er folg nicht immer sofort einstellt. Gleichzeitig mit der Novellierung des oö. Fremdenverkehrsgesetzes regelte der oö. Landtag auf meinen Antrag durch ein neues Gesetz eine Materie, die für den heimischen Fremdenverkehr von eminen ter Bedeutung ist, nämlich die Privat zimmervermietung. Wenn man bedenkt, daß rund 7000 Personen oder Familien in Oberösterreich Privatzimmer vermie ten und dadurch rund 45 Prozent unseres Quartierangebotes stellen, so ist wohl jedem verständlich, daß die Fremdenver kehrswirtschaft auf diese Privatzimmer vermieter angewiesen ist, weil die ge werbliche Wirtschaft allein, insbesondere in den 8pitzenmonaten Juli und August, nicht in der Lage wäre, die große Zahl von Touristen zu beherbergen. Es ist aber auch klar, daß die Beherbergung von Fremden in diesem Ausmaß nicht länger ohne gesetzliche Grundlage erfol gen konnte. Als Fremdenverkehrsreferent des Landes Oberösterreich habe ich bei allen Bera tungen mit den zuständigen Interessensvertretungen stets darauf geachtet, daß das Privatzimmervermietungsgesetz dazu beiträgt, dem Gast aus dem In- und Aus land den Aufenthalt in unserem Bundes land so angenehm wie möglich zu gestal ten. Das neue Privatzimmervermietungs gesetz wird daher sicherlich sowohl den Interessen des Fremdenverkehrs im all gemeinen als auch den Wünschen unse rer Gäste Im besonderen dienen. Mit dem oö. Fremdenverkehrsgesetz 1975 und dem oö. Privatzimmervermietungs gesetz 1975 verfügt die heimische Frem denverkehrswirtschaft über optimale Grundlagen in gesetzlicher und organisa torischer Hinsicht, wie sie nur in wenigen Bundesländern bestehen. Das 75jährige Jubiläum des oö. Fremdenverkehrsver bandes ist aber nicht nur ein würdiger Anlaß dafür, auf das bisher Geleistete mit 8tolz zurückzublicken, sondern auch ein Grund für einen Blick in die Zukunft. 8icherlich wird in nächster Zeit, wie da und dort optimistische Prognostiker mei nen, mit einem Nächtigungswachstum von annähernd 10 Prozent nicht zu rechnen sein. Dies vor allem deshalb, weil Öster reich — und damit auch Oberösterreich — Anteile am internationalen Reisemarkt verlieren wird. Dies ist in erster Linie bedingt durch Wechselkursänderungen. Aber auch durch die binnenwirtschaftlichen Preis steigerungen der letzten Jahre hat sich das relative Preisverhältnis zugunsten der Konkurrenzländer Italien und Jugo slawien verschoben. Dazu kommt, daß unsere deutschen Gäste niedrigere Ein kommen beziehen als die übrigen Deutschlandurlauber und daher von einer ungünstigen Wirtschaftsentwick lung stärker beeinflußt werden. Die oberösterreichische Fremdenver kehrswirtschaft muß sich daher mehr als bisher auf den inländischen Gast konzen trieren. 8ie muß trachten, den spezifisch österreichischen Vorstellungen von einem gemütlichen Erholungsurlaub ebenso gerecht zu werden, wie sie die Voraussetzungen für den 8port- und Hobbyurlaub weiter ausbauen muß. Vor allem aber gilt es, die Chancen zur 8elbstbehauptung und Weiterentwicklung zu wahren! Wie überall im Wirtschafts leben werden auch im Fremdenverkehr Privatinitiative, Risikofreudigkeit zur rech ten Zeit und am rechten Ort die Keim zellen für jede Weiterentwicklung sein. Die heimische Fremdenverkehrswirtschaft und die in ihr Tätigen haben schon in der Vergangenheit bewiesen, daß sie diese Eigenschaften besitzen. Daher bin ich auch der festen Überzeugung, daß wir trotz Erdöl- und Wirtschaftskrise, trotz Witterungsunbiiden und ausländischen Dumpingangeboten und ailer übrigen Schwierigkeiten auf dem besten Wege dazu sind, in 25 Jahren das 100jährige Jubiläum des oö. Landesfremdenver kehrsverbandes mit derselben stolzen Freude begehen zu können, wie wir in diesem Jahr das 75jährige feiern.

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