Das Glanzstück des Vorchdorfer Steingartens: Nerineenblock aus Hinterstoder aus dem Gebiet des Bärnalmliftes Dann kam der Tag, an dem die Arbeiten im festgelegten Grundstück begannen. Für die Gesteinsblöcke wurden Funda mente betoniert und die Steine mit einem Kran versetzt. Das ganze Areal glich einer großen Baustelle. Das Gelände war durchfurcht, überall lag Schmutz, alles sah unansehnlich und formlos aus. Die Kritik bei der Bevölkerung war eher ne gativ. Allmählich nahm jedoch der Stein garten Formen an. Als alle Steine ver setzt waren, trat ein neues Problem auf. Um das allmähliche ,,Grau-in-Grau-Werden" der Steine zu verhindern, mußte ein Konservierungsmittel für die Expo nate gefunden werden. Sie sollten ja ihre ursprüngliche Farbe behalten. Es durfte aber die natürliche Oberfläche nicht verändert, d. h. der Stein durfte nicht glänzend werden. Interessanter weise hatten die Fachleute nur Erfahrung über die Konservierung von geschliffenen Steinen, nicht aber von naturbelassenen. Schließlich entschlossen wir uns für ein Steinkonservierungsmittel, von dem wir zumindest annehmen konnten, daß es un seren Vorstellungen entsprechen würde. Jeder Stein wurde sorgfältig mit einem Pinsel mehrmals eingelassen. Um die Feinstruktur einzelner Gesteinsarten zu zeigen, wurden handtellergroße Flächen angeschliffen. 'Jedes Exponat wurde mit einer kleinen Tafel versehen, auf der Gesteinsart — Erdzeitalter (beim Alpenteil)- und Fund ort angegeben sind. Das Frühjahr 1974 war uns wettermäßig gnädig. Mit Volldampf wurden die Wege angelegt, Blumen und Sträucher ge pflanzt, die Zufahrtswege zu den Schuien asphaltiert, Baumstrünke richtig angeord net und Zäune und Abgrenzungen auf gestellt. Die oben besprochene Vitrine, deren Sockel aus acht geschliffenen Gra nitplatten besteht, wurde aufgestellt. Da neben wurden granitene Steintröge pla ziert und eine Sitzgruppe geschaffen, die aus zwei großen Kollergangsteinen aus der ehemaligen Papierfabrik Rittmühle als Tischplatten und sechs Bänken be steht. Auch an anderen Stellen des Stein gartens wurden Bänke aufgestellt, um Schulkindern und Besuchern genügend Platz zum Ausruhen zu bieten. Unzählige Arbeitsstunden waren allein notwendig, um die frischgepflanzten Sträucher, Blu men und Bäume sowie den frisch ge säten Rasen zu gießen und zu pflegen. Nur wenige wichtige Gesteinsblöcke wa ren noch nicht aufgestellt. Wir konnten sie beim besten Willen nicht bekommen. Somit entstand unser Steingarten. Was wurde mit ihm geschaffen? Nach un serem Wissen wurde hier die einzige in Österreich bestehende Lehrschau ein gerichtet, die, natürlich nur in groben Zügen, die Geologie eines ganzen Bun deslandes aufweist. Es ist selbstverständ lich, daß dieser Steingarten nie den An spruch auf Vollständigkeit erhebt. Dazu wäre ein Geländestück von Riesenaus maßen notwendig. Aber es wurden hier doch die wichtigsten Vertreter der Ge steine, die in unserem Bundesland vor kommen, zusammengetragen und zur Schau gestellt. In diesem Steingarten durchwandert der Besucher das 'Mühl viertel mit seinen Graniten und Gneisen, er geht durch das Alpenvorland mit sei nen Konglomeraten und kann vom Gips block an den Aufbau unserer Alpen — vorbei an den bunten Kalken und dem weißen Plassenkalk, über die „Gösau" bis zur Flyschzone — verfolgen. Für uns hängt an jedem Stein eine Geschichte, so z. B. an unserem Prachtstück, dem Nerineenbiock, den ich meinem lieben Freund Oberforstrat Goppold abbettelte. Man hatte ihn beim Bau des Bärenalmliftes gefunden und ihn sorgsam auf bewahrt, um ihn einmal irgendwo bei der Talstation aufzustellen. Oder an den mit Korallen durchsetzten Wettersteinkalk, den uns ein interessierter Oberförster in einem Bachbett zeigte. Man könnte von jedem Stein eine kleine Legende er zählen. Somit ist dieser Steingarten das Werk vieler Idealisten. Es waren dies Geologen und Hobbygeologen, Lastwagenchauf feure, Raupenfahrer, Steinmetze, Ge meinde- und Landesangestellte, Garten gestalter, Bürgermeister und Gemeinde räte, Hof- und Regierungsräte. Und einige freiwiilige Helfer! Er ist wirklich ein Gemeinschaftswerk von Oberösterreich I Wie wir nach dem ersten Jahr seines Be stehens feststellen können, wird der Steingarten gerne besucht. Die Besucher frequenz ist nicht zählbar, denn das Ge lände ist offen und frei zugänglich und somit ist eine Zählung nicht möglich. Wir sind nur auf das Echo angewiesen, das gelegentlich bis zu uns dringt und durch wegs positiv ist. Wir glauben also, daß der Heimatverein Vorchdorf mit dem Oberösterreichischen Steingarten eine In stitution geschaffen hat, die, im weitesten Sinn, im Verband der Freilichtmuseen einen guten Platz einnimmt.
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