Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

stimmten Eindruck machen. Würde man z. B. nur ein kleines, etwa kopfgroßes Stück Dachsteinkalk als Repräsentanten eines ganzen Gebirgsmassivs aufstellen, so könnte bei einem Schüler kaum ein besonderer Eindruck erweckt werden. Ist das Stück aber einige Tonnen schwer, so kann die Assoziation doch wesentiich besser ausfalien. Auf der Suche nach geeigneten Expona ten durchstreiften wir ganz Oberöster reich. Wir benötigten dazu fast zwei Jahre. Dem Gips folgten zunächst jene Gesteinsarten, die reiativ leicht zu be schaffen waren. Es waren dies alle jene Gesteine, die industriell abgebaut wer den, wie Granite, aber auch die weiße Nageifluh und einige ganz wenige Kaike. Der Vorgang war immer der gleiche. Zu erst fuhren wir zu den Steinbruchbesit zern, erklärten Sinn und Zweck unseres Vorhabens, ernteten in allen Fällen vol les Verständnis, manchmal mit einem mitleidigen Lächeln verbunden, konnten einen unseren Vorstellungen entspre chenden Block aussuchen, bekamen ihn dann auch immer geschenkt und einige Tage später holte der LKW den Stein ab. Dabei gab es keinerlei Probleme. Viel schwieriger, für uns eigentlich nicht voraussehbar, war die Beschaffung der meisten Kaike. Wir wußten zwar, wo diese geologisch vorkommen, dies kann man ja aus jeder geoiogischen Karte herauslesen, doch war die Bereitsteiiung dieser benötigten Kalke deswegen so schwierig, weil sie nicht industrieil ab gebaut werden. Wie kommt man z. B. zu einem Dachsteinkalkbrocken mit Kuhtrittmuschein? In diesem Fali nützt es nichts, wenn man weiß, daß irgendwo in einer Felswand oder auf dem verkehrs technisch nicht erschlossenen Dachstein plateau ein Band mit Kuhtrittmuschein zu finden ist. Zum Abtransport müßte man zuerst einige Baumaschinen an eine sol che Stelle bringen und dann den Stein mit einem Hubschrauber ins Tal transpor tieren. Das war denn doch nicht möglich. So mußten wir einen anderen Weg ein schlagen. Dieser bestand darin, vorerst herauszufinden, wo Güterwege oder Forststraßen im Bau sind. Hatten wir eine für uns interessante Straße gefunden, so sprachen wir zunächst beim Bauherrn vor, in den meisten Fällen waren es die Bundesforste, und versuchten mit aller Redekunst die Erlaubnis zu erhalten, auf der neu angelegten Straße nach einem entsprechenden Gesteinsbiock Ausschau halten zu dürfen. So ein Block mußte ja einigen Bedingungen entsprechen! Er mußte einwandfrei bestimmbar sein, eine brauchbare Form haben und wegen sei nes geforderten erheblichen Gewichtes unmittelbar neben der Straße liegen. Der schönste Block nützte uns nichts mehr, wenn er einmal über die Böschung hin untergeschoben war und somit außer halb der Reichweite eines Ladegerätes lag. War das richtige Objekt einmal ge funden, begann der organisatorische Teil der Arbeit. Zunächst mußte ein Ladegerät gefunden werden, denn der Kran unse res LKW hatte nur eine Tragkraft von etwa 1500 kg. In den meisten Fällen konn ten wir eine Laderaupe reiativ leicht or ganisieren, denn bei einem Straßenbau befinden sich ja die verschiedensten Ge räte im Einsatz. Einmal wurde uns eine Laderaupe 15 km nachgefahren. Dann mußte der genaue Zeitpunkt des Auf ladens festgelegt werden. Dabei mußten sowohl unser Gemeindelastwagen wie die Laderaupe zur Stelle sein. Diese Ko ordination war nicht immer einfach. Aber nicht ein einziges Mal fuhr der LKW um sonst, immer war das Ladegerät zur Stelle, immer kam unser Lastwagen mit neuen ,,Beutestücken" nach Hause. Da heim wurden die Gesteinsbiöcke im Ge meindebauhof deponiert, sofort mit Num mern versehen und katalogisiert. Dies war wichtig, denn ein Stein, einmal aus seinem natürlichen Verband gerissen, ist nicht mehr so leicht einzuordnen. Trotz größter Bemühungen konnten wir einige wichtige Gesteinsarten in Oberösterreich in gewünschter Form und Größe nicht auftreiben. So fanden wir z. B. keinen Dachsteinkalk mit Kuhtrittmuscheln, der so gelagert war, daß das Transportpro blem hätte gelöst werden können, eben so kein Gosaukongiomerat oder einen Adneter Kalk. Diese mußten wir aus dem benachbarten Salzburger Raum holen, wo sie gewerblich abgebaut werden. Festzustelien wäre an dieser Stelie, daß man uns überall größte Hilfsbereitschaft und zum größten Teil auch volles Ver ständnis für unsere Pläne entgegen brachte. Somit vergingen zwei Sommer, bis die meisten der wichtigsten Exemplare in Vorchdorf eintrafen. Mittlerweile waren wir zu Hause nicht untätig gewesen. Das für den Steingarten von der Ge meinde zur Verfügung gestellte Areal hat eine Fiäche von ungefähr 1500 mT (Die Zufahrts- und Gehwege zu den Schulen nicht miteingerechnet.) Dieses Areal mußte nun so gestaltet werden, daß die gesamte Aniage einen gefäliigen Charak ter bekam, parkähnlich wirkte und trotzGranltsäule und Granitstein mit Gedenk inschrift für den ,,Oberösterreichischen Steingarten, errichtet vom Heimatverein Vorchdorf 1974" StEIKfcklTÖf ■ CRKlSLl ISH'

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