Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

Landschaft Der oberösterreichische Steingarten in Vorchdorf Wilfried Westreicher Am 28. April 1974 konnte der oberösterreichische Steingarten In Vorchdorf von Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl sei ner Bestimmung übergeben werden. Diese Feier war der würdige Abschiuß einer mehr als zweijährigen, oft sehr mühevolien Arbeit. Um die immer wieder auftretende Frage zu beantworten, warum gerade in Vorch dorf eine große geologische Lehrschau über das Bundesland Oberösterreich ent standen ist, muß die Entstehungs geschichte erzählt werden. Wie bei so vieien Dingen, spielte am Anfang der Zufall eine große Rolle. Dok tor Kohl, wissenschaftlicher Oberrat des 00. Landesmuseums, stelite sich am 5. Juni 1971 dem Fleimatverein Vorchdorf für eine geologische Exkursion zur Ver fügung. Ziel dieser Wanderung war die eiszeitgeoiogisch interessante Landschaft zwischen Gmunden und Vorchdorf. Dabei wurde der hinter der Brauerei Eggenberg angeschnittenen Günsmoräne besonde res Augenmerk geschenkt. Am Ende die ser Exkursion — ich erinnere mich noch sehr gut -, der Tag war heiß, die Exkur sionsteilnehmer müde und durstig —, saßen wir in einem schattigen Gastgarten und im Gespräch tauchte die Anregung auf, man könnte doch Gesteine der so bemerkenswerten Günsmoräne irgendwo in Vorchdorf, entsprechend beschriftet, aufstellen, um so auf diese geologische Besonderheit aufmerksam zu machen. Daraus entwickele sich eine Diskussion, in der, sozusagen abstrakt, aus den paar Steinen der Günsmoräne eine Aufsteilung der wichtigsten Gesteinsvorkommen der näheren, später der weiteren Umgebung entstand. In konsequenter Weiterführung dieses Gedankens wurde dann die Idee geboren, alle wichtigen Gesteinsarten, die im Bundesland Oberösterreich vor kommen, zur Schau zu stellen. Man dachte daran, eine geologische Lehr schau mit großen Exponaten aufzubauen, unter Bedachtnahme der Landesgrenzen unseres Bundeslandes. Wir waren von dieser Idee begeistert. Die Begeisterung war echt. Fleute noch sind wir froh, daß wir damals nicht wußten, was uns da bevorstand. Dr. Kohl versprach, die wissenschaftiiche Leitung dieses Projekteszu übernehmen. Er war auch sogleich bereit, eine Liste der dafür notwendigsten Gesteinsarten zu erstellen, nach der wir die einzeinen Exponate beschaffen könn ten. Die Liste kam. Es waren 44 Steine angeführt. Obwohi darauf auch die jewei ligen Fundstellen verzeichnet waren, die über ganz Oberösterreich verstreut iagen, hatten wir noch immer keine klare Vorstellung, was wir uns da aufgebürdet hatten. Mit dieser Liste begann das große Abenteuer: Errichtung des Oberösterrei chischen Steingartens in Vorchdorf. Zunächst benötigten wir ein entsprechen des Ausstellungsareai. Das Gelände vor den Vorchdorfer Schulen bot sich dazu bestens an. Auch war uns klar, daß zu den Steintransporten ein Lastwagen not wendig war. Also mußten wir mit der Ge meinde ein Einverständnis herbeiführen. Unser vorgebrachtes Projektfand Zustim mung und es wurde uns die voile Unter stützung zugesagt. Damit waren die wich tigsten Voraussetzungen geschaffen. Da der Steingarten neben seiner Lehrfunk tion auch einen parkähniichen Charakter erhalten sollte, war der Rat eines Garten architekten unbedingt notwendig. Mit dem ersten Berater hatten wir Pech. Er iehnte das dafür vorgesehene Geiände rundweg ais unbrauchbar ab. Da wir kei nen anderen Platz hatten, mußten wir uns um einen anderen Berater umsehen. Nun kam die sich später als sehr frucht bringend erweisende Idee, Fierren der OÖ. Landesbaudirektion um Ihren Rat zu fragen. Sie besuchten uns an einem reg nerischen Tag im März 1972. Das Ge lände wurde besichtigt, wir versuchten, unsere Pläne so gut wie mögiich darzu legen. Irgendwie spürten wir, daß man diesem Projekt sehr skeptisch gegenüber stand. Verständlicherweise kamen Fra gen, wie wir uns überhaupt ailes vorsteil ten, wie groß das Unternehmen werden sollte, wie wir diese riesige Arbeit bewäl tigen woliten, und schiießiich, wer das alies bezahien solite. Das meiste wußten wir selbst nicht, aber wir konnten unsere Idee anscheinend doch so gut darlegen, daß schließlich ein zögerndes ,,piacet" zur Mitarbeit und Flilfestellung kam. Dies genügte! Wir begannen mit dem Steinesammeln. Ein Anruf von Dr. Kohl, bei der Umfah rung Ischi stehe ein Gips an, brachte uns zur ersten „Steinbeschaffungsfahrt". Wir verhandelten mit der zuständigen Bau firma, die uns ihre Unterstützung zusagte. Der Gemeinde-LKW wurde zum ersten mal in Aktion gesetzt, und so konnten wir unser erstes Exponat, einen 2,6 Ton nen schweren Gipsblock, heimholen. Die sem Brocken sollten schwerere folgen, in der Überlegung, eine besonders für die Schuljugend einprägsame Lehrschau aufzubauen, kamen wir zu dem Schluß, daß die aufgestellten Exponate eine ge wisse Mindestgröße haben müßten, so daß sie auf den Betrachter einen be-

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