deutung die heutige Generation vielleicht noch gar nicht sosehr erfassen kann,son dern erst späteren Generationen bewußt werden wird, nachdem das bäuerliche Leben, wie Grüll es noch in all seinen traditionellen Erscheinungsformen er lebte und kannte, in wenigen Jahrzehn ten nicht mehr vorhanden sein wird. Man wird daher vorwiegend zu Grülls Büchern und Abhandlungen greifen müssen, um auch die gegenwärtige Umbruchszeit auf dem Lande überhaupt ermessen und ver stehen zu können. Als geradezu sympto matisch aber darf es angesehen werden, daß Grüll in all den Jahren seines Wir kens die spärlich fließenden Quellen für eine Geschichte der Bienenzucht in Ober österreich zusammentrug, war er doch selbst während seiner Schulleiterzeit in Lohnsitz auch als Imker tätig; sie sollte seine letzte Arbeit als Heimatforscher werden, die er noch machen wollte! Grüll war zeit seines Lebens nicht mit Glücksgütern gesegnet. Er hatte schließ lich eine Familie mit sechs Kindern zu er nähren und sich um deren Eintritt in das Berufsleben zu kümmern. Wenn man be denkt, welchen Reichtum er durch seine unentwegte Arbeit seinem Heimatiande schenkte, von dem noch unzählige, vor allem junge Menschen, ihren Nutzen zie hen werden, so mutet einem dies doch irgendwie seltsam an. Eine gewisse Hilfe bedeutete es für ihn wohl, besonders in der Zeit, als er noch als Hilfsarbeiter tätig war, daß das große Linzer Regestenwerk ins Leben gerufen wurde, für das er immerhin 14 Bände beigesteuert hat. Diese Mitarbeit und andere Aufgaben beim Magistrat Linz, wie etwa das Ord nen des Stadtarchivs, ermöglichten es ihm, wenigstens einen bescheidenen Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Wenn man weiß, wie sehr er gelegentlich mit sich kämpfte, um dann nach längerem Zögern ein angebotenes Buch anzuschaf fen, das er für seine Forschungen drin gend selbst brauchte, und mit welch ge ringen Honoraren seine wertvollen und bleibenden Schöpfungen gelegentlich be dacht wurden, so kann man nur stau nen, daß Grüll trotz dieser seelischen Belastungen, die er nur ungern ein gestand, unverdrossen und unbeirrt wei terarbeitete. Die Frage, wieso Grüll ein so umfang reiches Opus zustande bringen konnte, gleichgültig ob während seiner beruf lichen Tätigkeit oder während seiner Frei zeit, wird sich sicherlich schon mancher gestellt haben. Sie ist für diejenigen, die ihn länger und näher gekannt haben. nicht allzu schwer zu beantworten. Grüll war ein ausgesprochen heiterer und humorvoller Mensch, der den Schalk nicht verleugnen konnte. Immer zu Späßen auf gelegt, liebte er, soweit er sich die Zeit dazu nahm, das gesellige Treiben gleichgesinnter Menschen. Eine jahrelang be stehende Samstagrunde beim ,,Mühlviertler" am Graben bedeutete für ihn viel, denn hier fand er zweifaches: bereit willige Zuhörer für seine Arbeitsvorhaben und damit verbunden den erwünschten Gedankenaustausch, dann aber auch die fröhliche Heiterkeit, die nie ausartete. Hier gab er seine nicht wenigen Jugend streiche zum besten (Einseifen der Flo rianer Bahn in Ebelsberg mit Schmier seife an der steilsten Stelle), ebenfalls seine späteren lustigen Erlebnisse. Zum Verständnis für dieses fröhliche gesellige Treiben sei auch angemerkt, daß es selbst den ansonsten so ernsten Pflan zenökologen H. L. Werneck trotz wieder holtem Kopfschütteln immer wieder zu dieser Runde hinzog. Hier in der freudi gen Stimmung fand Grüll den nötigen Ausgleich ebenso wie in der bäuerlichen Umgebung seiner engeren Heimat im un teren Mühlviertel (in Perg und in der Asching im Blickfeld von Windhaagl) oder im Gaflenztal bei zweien seiner ver heirateten Töchter, wo er gewöhnlich sei nen spärlichen Urlaub verbrachte. Dazu gesellten sich natürlich auch die Feiern in seiner großen Familie, die einen ge wissen Höhepunkt erklommen, wenn er mit seinem Sohn und seinen Schwieger söhnen in der Asching den Vatertag be ging. Fröhlichkeit, Heiterkeit, Humor und ein Anflug von gemütvollem Zyniismus bein halteten die eine Komponente, die Grüll bewegen, sich wieder mit Freude und Begeisterung über die Arbeit zu stürzen. Die zweite Komponente war die Liebe zu den einfachen bäuerlichen Menschen, un ter denen er aufgewachsen war und mit denen er während seines Berufslebens als Landschulmeister täglich zu tun hatte. Es ist daher verständlich, daß er immer wieder seine alten Bekannten und Freunde aufsuchte und sie sogar in sei nen Arbeiten als Gewährsmänner zitierte. Eine Wanderung mit Grüll in dessen engere Heimat bedeutete für jeden, der sie einmal miterleben durfte, ein Ereignis, das unvergessen bleibt. Die dritte Kom ponente indes lag in Grülls Heimatliebe begründet, die in ihm tief verwurzelt war. Wenn man daher seine innersten Beweg gründe, die ihn zu solch einmaligen Leistungen anspornten, kennt, so wird nicht nur so recht offenbar, welch pracht voller Mensch nunmehr von seinem Er dendasein abberufen worden -ist, welch stille Größe in ihm schilummerte, sondern es kann auch die Frage nach dem Phäno men Grüll eindeutig beantwortet werden mit seinem Ausspruch: „Es geht ja um d'HoamatI"
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