die letztlich zeitlose Rückblendung zum „Turmbau zu Babylon" verbunden. Die zweite, kleinere Eingangstüre von der alten Hildebrandtkirche in diese Kapelle ist der Verehrung der Gottesmutter ge widmet. Über der Signatur der Ekklesia wird die Abfolge des Heilsdramas schau bar; die Verkündigung, die Weihnachts szene und die Mutter Gottes unter dem Kreuz. Im Gegensatz zum metallischen Glanz dieser eher aggressiven Schwarzweiß technik sind die Innenwände des Kapei lenraumes mit duftig und transparent wirkenden Harzfarben auf weißem Grund bemalt. Die zentrierte Innenraumlösung, die der planende Architekt Dipi.-ing. Gott fried Nobl verwirklichte, ordnet die Funk tionen auf die Mitte hin, wo die einzige Tagesiichtquelle den Ort des Aitares mit den radial angeordneten Stühlen trifft. Eine flache Mulde im Zentrum hebt die Bedeutung der Wände, die von vornher ein für eine Bemalung vorgesehen waren, ein kühner Versuch des Architekten, ein Raumbild zu schaffen, wie es in so kon sequenter Form noch in keiner neu gebauten christlichen Kirche in Öster reich geschehen ist. Und das unter der technoiden freitragenden Decke, die ein zusätzliches Element der Spannung in diesen auch bei Kunstlicht überzeugend wirkenden Raum bringt. Um die Mitte des Geschehens stehen geschlossen die Bild wände, in denen nicht einmal die Türen mehr zu sehen sind: Entmaterialisiert sind sie in die Gestaltung miteinbezogen, so wie die rote Kreisfigur mit den Flam menzungen der Geistsendung von Taber nakel und gotischer Madonna flankiert ist. Altarkreuz und Aitarleuchter sind wie der Tabernakel in Stahlätzung aus geführt, auf jenem bilden die Quellen des Paradieses eine Kreuzform. Aber zu rück zur Hülle, zu den von Kolbitsch be malten Wänden: Ihre Umschließung bringt die Vorstellung einer lichten, hei len Welt voll freudiger Lebendigkeit und vieldeutiger Verdichtungen. Mit schwin genden Bogen entfaltet sich Musikalität im Raum. Bei genauerem Hinsehen wird die Pinseiführung deutlich sichtbar: Die Ausführung dieser Bildwände geschah in unmittelbarer Aktion, über eineinhalb Monate intensiver Arbeit waren hierfür notwendig. Man muß sagen, daß Profes sor Kolbitsch, dem wir tatsächlich schon viele bedeutende Werke in alten und neuen Kirchen verdanken,gerade mit die ser Kapeliengestaltung einen neuen Höhepunkt in seinem Schaffen gesetzt hat. 'wifeP i® Kapelle des Linzer Priesterseminars, Ort der Sakramentsaufbewahrung mit Tabernakel Kapelle des Linzer Priesterseminars, Detail einer abstrakten Figuration
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