Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

Denkmalpflege Denkmalpflege in der Pfarre Hallstatt Johann Weidinger Auftrag und Vorschau Genau 20 Minuten ... Ja, genau so lange saß Ich am 3.5.1960 meinem Bischof gegenüber, als er mir den Dienst für Hallstatt übertrug. Ich schien ihm, mangels anderer Bewerber, am besten geeignet. Ich kannte Hallstatt von meinen Dachsteinfahrten. Mit dem bekannten Bergführer Sepp Seethaler und mit Dachsteinpfarrer Pilz hatte ich manche schöne Tour gemacht. Auch mit Pfarrer Lehner, der 1960 wegen Krank heit resigniert hatte, verband mich gute Bekanntschaft. Ihn sollte Ich nun ablösen und ich wollte ihm, obwohl er mir wohl meinend und entschieden abriet, nach folgen; so hatte ich mich beworben. Nun, es war nicht rosig, was mir da an Auf gaben und Notwendigkeiten vom Bischof dargelegt und aufgetragen wurde. Das Angebot sah gar nicht nach einem netten Abenteuer als Dachsteinpfarrer aus. Die letzten Worte aus dieser Dienstbespre chung merkte ich mir besonders, sie haben mich auch die ganze Zeit be drängt: natürlich haben Sie auch eini ges an den Baulichkeiten zu richten; als erstes wohl das alte Haus neben der Pfarrkirche, das die Diözese als Pfarr haus gekauft hat." Kurz und bündig stand mein pastoraler Auftrag für Hallstatt fest. Ich konnte ab treten! Fronleichnam Prozession wie Immer,sonst... Noch war ich gar nicht angetreten, da gab es schon Alarm. Post von Hallstatt nach Linz: ,,Herr Bischof, der neue Pfarrer bringt unsere alte, so berühmte Fron leichnamsprozession um, sehen Sie zum Rechten, sonst..." Ich hatte mit meinem tüchtigen Provisor ausgemacht, daß wir die Seeprozession nur halten, wenn wir sie würdig und sinn voll gestalten könnten. Dazu mußten alle Im Ort zusammenhelfen und bestimmte Aufgaben erfüllen. Jahrelang hatte Pfar rer Lehner um alles bitten und betteln müssen, um die Kosten decken zu kön nen. Dazu war Ich nicht bereit. Nach eini ger Aufregung sahen die Bewohner dies ein, und so war nicht nur der geschäft lich so wichtige Fronleichnamstag gesi chert, sondern auch eine gute Gestaltung der Prozession ermöglicht. Wir haben dann viel Altes erneuert, das teilweise bis in die Anfangszeit zurückging (1628), die Technik mußte uns helfen (Lautspre cheranlage), vor allem aber lag uns daran, den echten frommen Stiftungs inhalt wieder lebendig zu machen. So hoffen wir, daß die vielen Besucher nicht nur in ein naturhaft schönes, alt ehrwürdiges Geschehen eingebunden werden, sondern auch zum ehrfürchtigen Schauen und Hören und zum vertrauen den Beten echt eingeladen sind. Unser Turm Na, schauen wir lieber nach, das kostet nichts! Da ich mir schon vor der Bewerbung das Pfarrhaus in spe (1479) angeschaut hatte, war mir ein Stein (ca. 2 kg) über eine wackelige Holzstiege nachgekollert und hatte mich am Fuß ordentlich getroffen. Dieser gefahrvolle Zustand war 1961 behoben; das Haus neben der Kirche, direkt an den Berg angebaut, mit schöner Sicht auf den See, war bezugsfähig. Doch mein Blick ging oft voll Sorge hin über zur Kirche. So mächtig und pracht voll stand dieses gemeinsame Werk groß zügiger Stifter und geschickter Handwer ker und Künstler aus der romanischen Bauzeit (12. Jh.) und der spätgotischen Bauepoche (1500) da, aber überall merkte man die Notwendigkeit der Säuberung, Sicherung und der Restaurierung. Be sonders das große Dach mußte dringend ausgebessert werden. — So deckten wir einmal da 14.000, einmal dort 37.000, bis her wohl gegen 100.000 Lärchenschindeln auf, um so den wertvollen Kircheninnenraum zu sichern und um auch diese Art der Bedachung noch einige Zeit zu erhal ten. Der Turm mit seiner eigenwilligen Form ist in seiner Erhaltung besonders schwierig. Ein Erlebnis dazu: Vor der Hundertjahrfeier (1964) hatte die evange lische Gemeinde das Turmkreuz erneuern und wieder stecken lassen. Tags darauf stand der Turmkreuzstecker vor mir und meinte: „Herr Pfarrer, machen wir bei der kath. Gemeinde kein Geschäft?" — ,,Nein, bei uns fehlt nichts." - ,,Na, schauen wir lieber nach, das kostet nichts; wenn Sie sich trauen, kommen Sie mit hinauf!" Ich getraute mich, und als wir oben draußen beim Kreuz stan den und uns anhalten wollten, da gab es nach. Wir zwei waren in unsere Seil sicherungen gerutscht und sahen uns an: nur die beiden unteren Schrauben hiel ten noch, der übrige Teil des Lärchenspindels, auf dem das Kreuz befestigt war, war völlig vermodert. Ein neuer lärchener Kreuzspindel, ein erneuertes Kreuz und die Neudeckung dieses Turm teiles waren die Folge. Diese beiden erneuerten Kirchturmkreuze leuchten seither gut sichtbar als Zeichen des einen Erlösers für uns alle.

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