Waldburg, Pfarrkirche, spätgotischer Seltenaltar (rechts), Schreingruppe mit hl. Woltgang, hl. Johannes der Täufer und hl. Thomas gleiche mit zwei Apostelfiguren (aus einem verlorenen Flügelaltar) in Sankt Thomas am Blasenstein und drei Flügel reliefs aus der Schloßkapelle in Eggen dorf, heute oö. Landesmuseum. In die sen G. Erhart zugeschriebenen Bildwer ken sieht Ulm eine Verbindung zu Kefermarkt, eine These, die insoferne plau sibel erscheint, da bekannt ist, daß G. Erhart vor 1490 in Österreich tätig war. In die Nachfolge Erharts bzw. eines Stilverwandten in der Mitarbeit am Kefermarkter Altar zählen drei 1503 da tierte Flügel aus Stift Schlägl (heute oö. Landesmuseum) und die Schrein figuren des 1509 bezeichneten Altares aus St. Leonhard bei Freistadt (derzeit OÖ. Landesmuseum). Auch der Meister des Rauhenödter Flü gelaltares von 1524 zehrt noch vom Formgut des Kefermarkter Haupt meisters. Für die späte Entstehungszeit ist der Altar sehr konservativ, und wie beharrend der Meister in seinem Stil empfinden war, macht deutlich, daß die von seiner Hand stammende Madonna mit Kind vom Alberndorfer Hochaltar fälschlich auf 1460 datiert worden ist". Ein modernen Tendenzen aufgeschlos sener Mitarbeiter des Rauhenödter Mei sters schuf das Predellenrelief mit seiner weich fließenden Gebärdensprache. Dem selben Künstler werden vier Flügelreliefs mit der Darstellung der Nothelfer zu geschrieben". Mauer bei Melk und Zwettl sind die Vollender dieser ins Ornament übersetzten ekstatischen Aus druckswelt, der bedeutende, 1518 be zeichnete Flügelaltar in der Allerheiligen kapelle von Altmünster dokumentiert diese noch wenig geklärten Beziehungen am anschaulichsten. Eine seltene Zirkelwirkung bedeutet der Einfluß auf H. Leinberger, dessen 1510/11 entstandener Moosburger Altar, wie Georg Lill glaubhaft machte", sowohl von Rächer als auch von Kefermarkt be stimmt ist. So strömt später mit Leinbergers bedeutendem Einfluß auf die Plastiker des Donaustils wieder ur sprünglich in Oberösterreich beheimate tes Formgut, geprägt von der Kraft der Künstlerpersönlichkeit des Landshuters, zurück". In Beziehung zu Kefermarkt und Leinberger steht der Hochaltar der Pfarrkirche Waldburg bei Freistadt. So konnte unter anderem eine Ähnlichkeit des Kindes der Mutter Gottes aus Neu markt an der Rott mit dem Engelskind, das die himmelfahrende Maria Magda lena trägt, auf dem Relief von Waldburg festgestellt werden. Auch die Schrein figuren selbst werden mit der unver wechselbaren Eigenart Leinbergers in Zusammenhang gebracht. Neben diesen Verbindungen hat Benno Ulm^' noch eine Reihe weiterer Wechselbeziehungen zwischen Leinberger — Kefermarkt und der Ausstrahlung auf Nachfolgewerke aufgezeigt. Für die anonyme Nachfolge der Kefer markter Werkstatt werden grundsätzlich zwei verschiedene Linien unterschie den". Die eine Gruppe schließt an den charakteristischen Faltenschnitt des Hauptmeisters der Schreinfiguren und der rechten Flügel an, die andere an die weichere Modellierung, die unter dem Einfluß des schwäbischen Meisters Gre gor Erhart zum Gestaltungsprinzip der linken Flügel erhoben wurde. Fallen Eg gendorf, St. Leonhard, die Flügel aus Stift Schlägl und die Apostelfiguren von St. Thomas am Blasenstein — wie oben erwähnt — in diese zweite Gruppe, zum Teil in eine Nähe, die die Urheberschaft Erharts vermuten läßt und die anderer seits auch zur Moderne der Donauschule überleitet, so setzt sich die ältere Tra dition in vier im oö. Landesmuseum ver wahrten Flügelreliefs des Meisters S.W., deren Entstehung um 1505 angesetzt wird, fort. Von diesem Meister stammt auch ein Altärchen in St. Florian; der mit festen Flügeln ausgestattete, kleine Pulgarner Altar im oö. Landesmuseum, eine schlichte volkstümliche Arbeit, gehört ebenfalls in diese konservative Nach folge. Eine Verbindung der beiden Linien wird für das Schreinrelief des Nothelferaltärchens in der Taufkapelle der Stadt pfarrkirche in Freistadt und das Flügel relief der Ursulalegende im oö. Landes museum geltend gemacht. Beide Werke datieren in das 2. Jahrzehnt des 16. Jahr hunderts,zweifellos sind Beziehungen zur Kunst der Donauschule bereits gegeben, bei dem zuletzt genannten Werk wurde sogar an eine Verbindung zu Albrecht Altdorfer gedacht". Damit ist ein Begriff und ein Künstler name gefallen, der neben Fächer — Sankt Wolfgang und Kefermarkt einen dritten überragenden Beitrag zur Geschichte des Flügelaltares auf oberösterreichischem Boden leistete. Albrecht Altdorfers Altar von St. Florian bedeutet, obgleich nur als Fragment erhalten, einen letzten, von der Nachfolge nicht mehr erreichten Höhe punkt des spätgotischen Flügelretabels. Zugleich steht er an der Wende zu einem von der italienischen Renaissance be stimmten Kunstwollen und nicht zuletzt ist es dieses Bewußtsein der Grenze, das Waldburg,spätgotischer Seitenaltar (links), Schreingruppe mit Saivator mundi, hi. Barbara und hi. Lorenz
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