Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

Oberrauhenödt, Filialkirche, spätgotischer Fiügeiaitar, Kopf der Schreinfigur des hi. Michael, daneben; Predella und Schrein mit geschlossenen Flügeln (Ölberg, Geißelung, Kreuztragung und Kreuzigung), an den fest stehenden Flügeln je zwei Bischöfe. Mittelgruppe der Predella mit Darstellung der Krönung Mariens der Abt von Mondsee, hat mit erstaun lichem Kunstverstand den besten Künst ler der Zelt ausgewählt. Pachers Wurzeln sind weit verzweigt: Hans von Juden burg, dessen Vorbildlichkeit für den Grie ser Altar vertraglich fixiert wurde, Mult schers Sterzinger Altar mit seiner Gesamtkonzeption, Nikolaus Gerhaert in der Durchformung des Gesprenges und einzelner Plastiken (hl. Benedikt, Chri stus Im Gesprenge), ebenso wie Donatello (einzelne Köpfe), dessen Einfluß Nicolo Rasmo schlüssig geltend machen konnte. Als Maler bringt Pacher die genaue Kenntnis der perspektivischen Darstellung — geschult an den Fresken Pizzolos und Mantegnas in der OvetariKapelle der Eremitani-Kirche in Padua — nach dem Norden. Aber auch noch nie derländische Einflüsse, über Multschers Verbindung hinaus, werden in der subti len Durchdringung stofflicher und physiognomischer Darstellung abgelesen^^ Die Wirkung und Nachfolge Michael Pachers Ist bislang noch weniger er forscht als seine Herkunft. Marx Reich lich, dessen zeitweilige Mitarbeit ebenso wie jene von Friedrich und Hans Pacher angenommen wird, und der Meister von Uttenheim sind nach der ansprechenden These von N. Rasmo^' die bedeutend sten Nachahmer und Mittler. In Oberösterreich wird die Kunst Pachers zum Teil von der Werkstatt LIenhart Astls weiter tradiert. Der um 1520 entstandene Altar in Hallstatt basiert auf der Kenntnis des Wolfganger Werkes: Der dreigetellte Schrein, das doppelte Flügelpaar, beson ders aber das mit Figuren besetzte Ge sprenge über dem Schreinfries stellen Ähnlichkeitsbeziehungen her. Zugleich fällt aber auch das Trennende — von anderen Traditionen bestimmte — auf: Das Schnitzwerk an den Innenflügeln, die Statuarik der Schreinfiguren, die etwas unbeholfene, aber fleißig versuchte per spektivische Darstellung. Astl, der auch den Flügelaltar von Gampern schuf, wird eine große Anzahl von Werken zugeschrieben, die seine Werk statt als äußerst produktiv erscheinen läßP'. Vor allem im Salzkammergut, im Alpenvorland, stößt man auf den AstlKreis. Dies hat zu der These geführt, den Sitz der Werkstatt in Gmunden zu suchen'®. Von den Plastiken dieser Gruppe zählte ohne Zweifel eine Reihe zur Ausgestaltung verlorengegangener Flügelaltäre. Die Arbeit von E. Sauser über den Hallstätter Marienaltar" stellt darüber manche Überlegungen an. llpif I 1* f * ■. V • Sosehr der Pacheraltar in Oberöster reich eine Einzelerscheinung blieb — wohl auch deshalb, weil das Werk vom geistigen Konzept her für eine weitere Verbreitung zu anspruchsvoll war —, so stark ist die Nachwirkung des zweiten Hauptwerkes auf öberösterreichischem Boden, des Kefermarkter Altares. Ist die Frage nach dem Melsternamen^" nach wie vor ungeklärt, so konnten vor wiegend die Forschungen von Benno Ulm' und Walter Paatz® das Problem der Herkunft klären helfen. Der Einfluß von N. Gerhaert und Veit Stoß steht hier in vorderster Linie, neuerdings aber auch von G. Erhart, ja es wird sogar dessen zeitweilige Mitarbeit an dem Altarwerk behauptet. Benno ülm^', der diese These vertritt, stützt sich dabei auf Stilver-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2