Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

Landschaft und Fremdenverkehr Oberösterreichischer Dachsteinwinter Obertraun — Tor zu einem hochalpinen Skiparadies Sepp Waliner Unser Jahrhundert wird oft das techni sche genannt; keine Zeit hat vorher das menschiiche Leben auf nahezu ailen Ge bieten so revoiutioniert wie unsere Ge genwart. Bergwandern und Skilaufen, und hier vor aliem die Zubringung zum Berg, blieben nicht ausgenommen. Die Zeit der Postkutschen, der Sesseiträger und Maultierreiter ist vorbei. Wenn die modernen Züge der Bundesbahnen, wenn Post- und Bahnautobusse und schöne Autostraßen für den Selbstfahrer eine gute und rasche Anreise zu den Ber gen gewährieisten, so haben Seiibahnen die Zubringung vom Tal zur halben Höhe oder oft bis zum Gipfel in unserer Gene ration völlig neu gestaltet. Sie sind vor aliem aus dem Winterfremdenverkehr nicht mehr wegzudenken. Die Seilaufzüge ermöglichen es heute, einen Tag, ja oft schon einen Halbtag zu einer großzügigen alpinen Skiabfahrt zu nützen, was früher durch die lange An reise und den zeitraubenden Aufstieg nicht möglich war. Die Bergsteiger und Skitouristen haben sich längst mit der Notwendigkeit der Seiibahnen abgefun den, überhaupt dann, wenn diese maß voll angelegt sind. Ja, sie benützen die Bahnen selbst oft zur Durchführung von Abfahrten und vor allem als Ausgangs punkt für Gipfelfahrten und Übergänge. Die nachfolgende Darstellung des ober österreichischen Dachstein-Seiibahn-Skigebietes soll den Beweis erbringen, daß die technische Erschließung in diesem Gebiet nicht nur den Sport- und Pisten fahrern, sondern auch den Genuß-Skiläu fern und den Winteraipinisten schärferer Richtung gleichermaßen dienlich ist. Die Seilbahnen: Dachstein-Seilbahn, Obertraun: Schwere Pendelbahn in drei Teilstrecken; Talstation Obertraun 608 m, Mittelstation Schönbergalm 1350 m, Bergstation Krip penstein 2079 m (Krippensteingipfei 2109 m) und Endstation KrippeneckGjaidalm 1770 m; I. Teilstrecke Höhenun terschied 742 m, Länge 1743 m, Fahrzeit 4 Minuten; II. Teilstrecke Höhenunter schied 729 m, Länge 2285 m, Fahrzeit 7 Minuten; III. Teilstrecke Höhenunterschied 309 m, Länge 1692 m, Fahrzeit 5 Minuten. Auf der Schönbergalm und am Krippen stein stehen zwei moderne Berghotels der Dachstein-Fremdenverkehrs-AG, die ja auch die Erbauerin und Besitzerin der Dachstein-Seilbahn ist, bereit, die zusam men einen Fassungsraum von etwa 140 Betten haben. Gjaidbahn, Obertraun: Doppeigondelbahn mit Pendeibetrieb in zwei Teilstrecken (Seilbahn mit be schränkt öffentlichem Verkehr); Talsta tion Obertraun 568 m, Mittelstation Krip penbrunn (Skilager bzw. Skiheim) 1554 m, Bergstation Oberfeid-Gjaidalm 1835 m, Höhenunterschied 986 bzw. 281 Meter, Länge je Teilstrecke 2550 m, Fahr zeit je Teilstrecke 10 Minuten. In der Bergstation Oberfeid, die an das große Gebäude der Heeres-Hochgebirgsschule angebaut ist, befindet sich bei Kurs- be ziehungsweise Ausbildungsbetrieb ein Büffet. Von der Bergstation bringt eine kurze Abfahrt den Skiläufer in den Kes sel der Gjaidalm mit dem Gjaidaimschutzhaus (Schilcherhaus, 1739 m, mit zirka 50 Betten und 30 Matratzeniagern). Die Talstationen der beiden Seilbahnen am Miesenbachriedl liegen ganz nahe beieinander und sind vom Bahnhof Ober traun der Saizkammergutbahn AttnangPuchheim — Stainach-Irdning zu Fuß in 20 Minuten zu erreichen. Ein Privatbus stellt für die Bahnreisenden eine entspre chende Zubringung her. Bei der Dach stein-Seilbahn steht ein Parkplatz für 200 Pkw zur Verfügung. Die Dachstein-Südwandbahn, die aus der steirischen Ramsau von der Türiwandhütte zum Hunerkogei emporführt und das Gietschergebiet von Süden her er schließt, bleibt in diesem Beitrag unbe rücksichtigt, da er ja den ,,Oberösterrei chischen Dachsteinwinter" mit Ausgangs punkt Obertraun behandelt. Das Skigebiet: Die genannten Seilbahnen erschließen eines der schönsten Skigebiete der ge samten Ostalpen, das neben seinen viel fachen Möglichkeiten für alle Leistungs stufen auch große hochaipine Ziele im Gietschergebiet des Dachsteins aufweist. Die weiten Becken der Gjaidalm und des Hirzkares sind das Übungs- und Ab fahrtsgelände auch für schwächere Fah rer. Hier in dem windgeschützten Kessel kann sogar während des Hochwinters ein Skibetrieb durchgeführt werden, da er sich durch eine besonders schneereiche, verhältnismäßig windstille und sonnige Lage auszeichnet, während oben auf den Höhen die gewaltigen Stürme die Hänge abblasen und den Skiläufer aus dem Stand werfen. Daraus erklärt sich auch die Erbauung der III. Teilstrecke der Dachstein-Seilbahn, um einen möglichst durchgehenden Winterbetrieb zu gewähr leisten. Während auf der Gjaidalm ein Schlepplift mehrere Abfahrten erschließt. Sepp Wallner war nicht nur ein begeisterter Alpinist, sondern ein ebenso eifriger Alpinsichriftsteller. Die Liebe zur Heimat und zu den Bergen war für ihn ein echter Lebensquell. Viele Jahre zählte er auch zu den besten Mitarbeitern der Zeitschrift ,,Oberösterreich". Sein unerwarteter Tod hat eine große Lücke gerissen. Wir danken ihm für seine Treue. Wir werden stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Hoher Dachstein mit Hallstättergletscher, Dachsteinwarte, Eisstein und Dirndln im Kleid des Hochwinters. Foto: Wöhrl

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