Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

Stockwerke — vor allem das erste — kra gen über das Erdgeschoß vor. Die Außenlinien, aber auch die innere Eintei lung blieben meist durch die Jahrhun derte unverändert. Der bemerkenswerteste profane Bau die ser Zeit war das ab 1473 entstandene „Bummerlhaus", dessen mustergültige Renovierung und Revitalisierung im Jahre 1973 abgeschlossen werden konnte. Ein ähnlich wertvolles Haus mit einem 1525 entstandenen, reizvollen Hof war bis zum Bombenangriff vom 24. Februar 1944 das Haus Stadtplatz 14 — ein nicht ersetzbarer Verlust an wertvoller Bau substanz der Steyrer Altstadt. Ein weiterer interessanter gotischer Bau war das ,,Hirschenhaus" (Stadtplatz 13), ein altes Bürgerhaus mit einer um 1482 dem hl. Nikolaus geweihten Hauskapelle, das 1846 dem nunmehrigen Gerichtsge bäude welchen mußte. Zwischen 1520 und 1525 entstand im Hause Kirchengasse 16 mit dem „Dunkl hof" die schönste Hofanlage Steyrs. Mittelalterlichen Städten, so auch Steyr, verliehen die Befestigungsanlagen, wie Türme, Tore und Mauern, nicht nur Schutz, sondern auch reizvolles Ausse hen. In der alten Eisenstadt waren diese Bauten sinnvolle und zweckmäßige Er gänzung des durch die beiden Flüsse ge botenen natürlichen Schutzes. Die Befe stigung der inneren Stadt schloß sich der wehrhaften Burg an und war schon ge gen 1305 vorhanden. Steyr- und Ennsdorf wurden um 1407 mit Wehranlagen ver sehen. Ihre Schicksalsstunde schlug im 19. Jahrhundert. Die nutzlos gewordenen und die Ausbreitung der Stadt behin dernden Anlagen wurden abgebrochen. Allein 11 der gesamten 18 Stadttore und Mauerdurchlässe fielen in diesem Zeit raum. Das Johannestor wurde 1944 durch Kriegseinwirkung zerstört. Augenfällige Bauten aus der Gotik ne ben dem Bummerlhaus sind die zu Ende des 15. Jahrhunderts entstandene Spi talskirche und die Margaretenkapelle. Die um die gleiche Zeit umgebaute Stadt pfarrkirche stellt das wichtigste Bauwerk der Gotik in Steyr dar. Der spater am Stephansdom in Wien beschäftigte Mei ster Hans Puchsbaum begann das spät romanische Gotteshaus zu einem goti schen Münster umzugestalten. Seine Nachfolger setzten das Werk fort, bis die nahezu vollendete Kirche 1522 fast ganz einem furchtbaren Brand zum Opfer fiel. Die wirtschaftliche Blüte der Stadt ging mit dem Aufkommen der Reformation ihrem Ende zu. Die Bürgerschaft wollte und konnte vorerst an eine Wiederher stellung der Kirche nicht denken. Als die Steyrer Bürger den Bau der Pfarr kirche durch Legate und Stiftungen för derten, kam es 1472 auch zur Gründung und zum Bau des Dominikanerklosters. Einige in dieser Epoche entstandenen Bauten treten heute noch dominierend in Erscheinung. Viele sind jedoch im Laufe der Jahrhunderte umgestaltet, demoliert worden oder dem allesfressenden Zahn der Zeit, Feuer, Wasser und Kriegs einwirkungen zum Opfer gefallen oder auch durch den Unverstand der Nachwelt zerstört worden. So ist trotz der Verände-

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